Wissenschaftsminister Falko Mohrs stellte beim Parlamentarischen Abend der Universitätsmedizin Oldenburg sogar mehr als 200 Studienanfängerplätze in Aussicht - Universitätspräsident Bruder drängt auf Haushaltsbeschluss.
Die Delegation der Universitätsmedizin Oldenburg (UMO), die am Mittwochabend zum inzwischen fünften Parlamentarischen Abend nach Hannover gereist war, um bei den Landtagsabgeordneten erneut für eine auskömmliche Finanzierung der UMO zu werben, konnte mehrere positive Signale mit zurück nach Oldenburg nehmen. „Ich habe verstanden, was meine Aufgabe ist“, sagte Wissenschaftsminister Falko Mohrs. Er ließ keinen Zweifel daran, dass der geplante Aufwuchs auf 200 Studienanfängerplätze an der Universität Oldenburg fest vorgesehen ist. Es werde zwar ein echter Kraftakt – sowohl für die Akteure vor Ort als auch für die Landespolitik, die dafür die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen muss – aber: „Wir haben die Weichen für dieses europaweit einzigartige internationale Projekt gestellt. Wir müssen und wir wollen diesen Weg auch zu Ende gehen.“
Mohrs berichtete von einem engen Austausch der drei niedersächsischen Universitätsmedizin-Standorte Oldenburg, Hannover und Göttingen, bei dem in den vergangenen Monaten unter anderem eine gemeinsame Strategie zum Aufbau des Medizinstudiums entwickelt worden sei. Ein Ziel: Insgesamt mehr Studienplätze in Niedersachsen zu schaffen – auch mehr, als bisher vorgesehen. „Wir sprechen mit allen Standorten, wie auch der Ausbau darüber hinaus gelingen kann“, so Mohrs. Die Studienanfängerplätze würden dringend gebraucht.
Diese Einschätzung teilt auch Landtagspräsidentin Hanna Naber. „Nur mit einer starken universitätsmedizinischen Versorgung, die gleichermaßen auskömmlich und nachhaltig finanziert ist, können wir die Herausforderungen in Niedersachsen meistern“, sagte sie. Darüber, dass die Weichen dafür jetzt gestellt werden müssten, seien sich alle Beteiligten einig.
Diesen Eindruck teilt auch Prof. Dr. Andrea Morgner Miehlke, Medizinische Vorständin und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Klinikums Oldenburg, dem größten klinischen Partner in der UMO. „Wir sind in einem sehr konstruktiven Dialog mit der Landespolitik“, sagte sie und berichtete von Gesprächen mit sowohl dem Wissenschafts-, als auch dem Sozialministerium. „Ich bin sicher, dass wir die Dinge, die jetzt relevant sind, gemeinsam auf die Straße bekommen“, ergänzte sie. Jeder in eine Universitätsklinik investierte Euro komme schließlich unmittelbar der Region zugute.
Die Region Nordwest repräsentierte am Mittwochabend Sven Ambrosy, Landrat im Landkreis Friesland und Vorsitzender der Verbandsversammlung des Bezirksverbandes Oldenburg, dem sechs Landkreise und drei kreisfreie Städte angehören. „Die Universitätsmedizin stärkt den Raum und die Region. Sie ist ein echter, harter Standortfaktor“, betonte er. Die UMO sei deshalb von Anfang an auch ein Projekt der Zivilgesellschaft und der regionalen Wirtschaft gewesen.
Die ökonomische Bedeutung der Gesundheitsversorgung für die Region unterstrich auch der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler. Der Nordwesten Niedersachsens sei das Auge im Sturm der bevorstehenden Transformationen im Energiesektor. Er habe das Potenzial, mit seiner Bedeutung insbesondere für die Gewinnung von Windenergie der „Ruhrpott von morgen nur in sauber“ zu werden. „Wir brauchen dafür aber ganz viele Arbeitskräfte von außen“, erklärte er. Gute medizinische Versorgung vor Ort spiele für die Attraktivität der Region dabei eine besonders wichtige Rolle. Eine exzellente Versorgung könne – gemeinsam mit weiteren Standortfaktoren – eine Sogwirkung entwickeln, die die benötigten Arbeitskräfte in den Nordwesten bewegt.
Dass die UMO schon heute viele Faktoren mitbringt, die sie zu einem exzellenten Versorger in der Region mache, erklärte Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen. Zusammengerechnet übersteige zum Beispiel die Bettenzahl der UMO-Kooperationskrankenhäuser die entsprechenden Zahlen in Hannover und Göttingen. „Oldenburg ist ein gleichrangiger Player in der Universitätsmedizin“, betonte er. In einigen Leistungsgruppen – etwa in der Frühchenversorgung – sei der Standort führend. Gleichzeitig betonte Peter aber auch die Bedeutung der UMO für den ländlichen Raum. Die AOK unterstütze die Forderung nach weiteren Studienplätzen im Nordwesten auch gerade wegen der frühen praktischen Ausbildung unter anderem auch in ländlichen Arztpraxen. „Wir versprechen uns davon, dass die Versorgung im ländlichen Raum mit niedergelassenen Ärzten dadurch eine Stärkung erfährt.“
Universität, Krankenhäuser und Region demonstrierten beim Parlamentarischen Abend einmal mehr ihre enge Verbundenheit miteinander. „Dieses ,Wir‘ werden wir sehr deutlich nach Hannover transportieren“, kündigte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder an und spielte damit auf die gerade gestartete UMO-Kampagne „Ärztinnen und Ärzte fallen nicht vom Himmel“ an. Mit dieser Aktion ruft die Universitätsmedizin Bürgerinnen und Bürger im Nordwesten auf, mit ihrer Unterschrift der Forderung nach einer auskömmlichen Finanzierung Nachdruck zu verleihen und sich so gemeinsam gegen den drohenden Ärztinnen- und Ärztemangel einzusetzen.
Alle Unterschriften sollen vor Beginn der Haushaltsverhandlungen im Juni an Ministerpräsident Stephan Weil übergeben werden. Bekenntnisse zur UMO habe es in der Vergangenheit schließlich schon häufig gegeben. „Noch besser wäre allerdings, wir würden nun auch Zahlen in einem Haushaltsentwurf sehen“, betonte Bruder. Dann sei die UMO in der Lage, auch schnell zu liefern. „Wenn der Haushalt 2025 die genannten Positionen erhält, werden wir im Wintersemester 26/27 200 Studierende begrüßen“, kündigte er an. Das hieße aber auch im Gegenzug, dass es in dieser Legislaturperiode keinen Aufwuchs mehr geben könne, wenn der bevorstehende Haushalt die Oldenburger Bedarfe außer Acht lässt.