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  • Schauspieler Thomas Birklein trug die Texte von Ossietzky vor. Foto: Universität Oldenburg

Wahre Worte über Weimar

Vor 80 Jahren starb Carl von Ossietzky, bedeutender Publizist der Weimarer Republik und Namensgeber der Universität. In einer Lesung am Vorabend des Todestags ließ die Bibliothek seine Gedanken zum Zeitgeschehen wieder lebendig werden.

Vor 80 Jahren starb Carl von Ossietzky, bedeutender Publizist der Weimarer Republik und Namensgeber der Universität. In einer Lesung am Vorabend des Todestags ließ die Bibliothek seine Gedanken zum Zeitgeschehen wieder lebendig werden. 

Er habe sich ausgeschrieben, lässt Carl von Ossietzky seinen Kollegen Kurt Tucholsky in einem Brief am 8. Mai 1932 wissen. Nun wolle er seine Überzeugung vor allem durch Taten – genauer gesagt eine Tat – zum Ausdruck bringen:  Statt zu fliehen habe er sich bewusst dafür entschieden, seine Haft als verurteilter Landesverräter anzutreten. Denn als inhaftierter politischer Journalist sei er für die Obrigkeit am unbequemsten. Was ihm indes Sorge bereite: Das drohende Rauchverbot.

An einem Tisch auf der leicht erhöhten Bühne sitzend, nur von einer kleinen Lampe beschienen, trägt Schauspieler Thomas Birklein den Briefwechsel zwischen „Os“ und „T“ weiter vor und lässt die beiden großen Publizisten der 1920er Jahre auf diese Weise lebendig werden. „Dieses Volk ist nicht verloren – eine Skizze der Weimarer Republik in Texten Ossietzkys“ ist der Titel der Lesung, die am Vorabend des 80. Todestags rund 70 Zuhörer im Bibliothekssaal der Universität zusammengebracht hat.

Die Idee zu der Veranstaltung hatte Bibliothekarin Alexandra Otten, die unter anderem die universitäre Ossietzky-Dauerausstellung kuratiert: „Wir wollten anlässlich des Todestags etwas Besonderes anbieten. Da kam die Idee auf, Ossietzky durch seine Texte sprechen zu lassen.“ Sie konzipierte die Veranstaltung gemeinsam mit ihrem Kollegen Dr. Oliver Schoenbeck, der auch durch den Abend führte.

Eine Skizze der Weimarer Republik

Mit ihrer Auswahl von 18 Texten der Jahre 1918 bis 1932 schufen Otten und Schoenbeck eine Skizze der Weimarer Republik – jener unruhigen Epoche der deutschen Geschichte, in der Ossietzky unter anderem als Herausgeber der Wochenzeitschrift „Die Weltbühne“ immer wieder den Finger in die Wunde legte: „Die Republik wandelt schwankend auf schmalem Grat“ schreibt der Pazifist bereits 1922 und fordert ein endgültiges Abrücken vom Militarismus und ein ausdrückliches Bekenntnis zum neuen Geist, der Demokratie. Seine kritische Grundhaltung zu der nur dem Anschein nach vollzogenen Revolution von 1918 wird auch in seinem Text „Der Anmarsch der neuen Reformation“ von 1919 deutlich.  „Die Aufgabe des Staats ist, den Menschen das Denken zu lehren und nicht die Richtung des Denkens vorzugeben“, liest Thomas Birklein – und das Publikum quittiert diese Aussage  mit einem zustimmenden Nicken. Bemerkenswert, dass Ossietzky  als Kind der Kaiserzeit bereits eine so klare und unverrückbare Vorstellung von Demokratie hatte. Noch bemerkenswerter, dass seine Worte auch 100 Jahre später nichts von ihrer Aussagekraft eingebüßt haben.

Doch bei aller Nachdenklichkeit, die Ossietzkys Worte auslösen, darf der Humor nicht fehlen. 1922 erschien in der Berliner Volks-Zeitung der Artikel „Teutomanie“, in dem der Journalist seine Leser fragt, ob sie schon mal einen Affen auf einem Ast sitzen gesehen hätten, der sich – ganz nach Affenart – ausgiebig kratzte. Es ist der Beginn einer amüsanten Abrechnung mit dem „germanischen Ideal“, wonach der Germane, die vermeintliche Krönung der Evolution, ja vom Affen abstamme – aber ob er deswegen auch auf Bäume klettere? Der Vortrag dieses nuancierten Textes macht Thomas Birklein sichtlich Spaß – er schafft es, stets die zum Text passende Stimmung im Raum zu kreieren. Passend dazu lässt Pianist Christian Nau die Weimarer Republik auch musikalisch wieder auferstehen durch die von ihm ausgewählten Musikstücke. Ein Abend, der im Gedächtnis bleiben wird.

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