• Kinder- und Jugendbücher stehen seit 1975 auf der KIBUM im Mittelpunkt. Bei Universität und Stadt laufen schon Monate vor dem Messetermin im November intensive Vorbereitungen. Foto: Michael Gaida/pixabay.com

Wenn "Klecks" die Leselust weckt

Zu "Gedankensprüngen" in philosophische und andere Abenteuer laden Stadt und Universität alle Lesebegeisterten ab Samstag wärend der 47. Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse KIBUM ein. Seit Monaten laufen auf dem Campus die Vorbereitungen.

Zu "Gedankensprüngen" in philosophische und andere Abenteuer laden Stadt und Universität alle Lesebegeisterten ab Samstag wärend der 47. Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse KIBUM ein. Seit Monaten laufen auf dem Campus die Vorbereitungen.

Ein Tag im Sommer. Zwei Putzlappen, ein Holzbrett und ein Stückchen engmaschiges Netz benötigt Christian Kühn, Mitarbeiter des Bibliotheks- und Informationssystems (BIS), heute für seine Arbeit. Statt an seinen Stammplatz an der zentralen Information der Universitätsbibliothek geht es einige Etagen höher ins dortige Studio der Medientechnik. Brett, Netz und Lappen sind die Requisiten für den Videodreh einer Buchbesprechung: Kühn stellt ein Werk zur Herkunft von Redewendungen vor – eine von etwa 2.000 literarischen Neuerscheinungen, die die 47. Oldenburger Kinder- und Jugendbuchmesse KIBUM im November präsentieren wird. 

Die nächste KIBUM ist zwar zu diesem Zeitpunkt noch Monate hin, aber längst laufen die Vorbereitungen des Gemeinschaftsprojekts von Stadt und Universität auf Hochtouren. „Natürlich lässt sich eine Messe in dieser Größenordnung nicht mit wenigen Wochen Vorlauf auf die Beine stellen“, sagt Christian Kühn. Der Oktober stelle vielmehr jährlich den „Endspurt“ dar. Das gilt für das BIS, das für den – pandemiebedingt in diesem Jahr erneut digitalen – Leseraum und die dortige Präsentation der Neuerscheinungen zuständig ist, ebenso wie für die Oldenburger Forschungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur (OlFoKi) an der Universität, die auch die diesjährige KIBUM wissenschaftlich begleitet.  

Kühn pflegt den Kontakt mit einer dreistelligen Zahl an Kinder- und Jugendbuchverlagen und beschäftigt sich jährlich bereits ab März mit deren Frühjahrsproduktion. Seit 1990 ist er Teil des KIBUM-Teams und für das Einwerben der Neuerscheinungen zuständig. Das Ganze ist gut eingespielt. Die ersten Bücher nebst ergänzendem Material konnten Kühns Kolleginnen Elke Boecker und Juliane Felser bereits im April in den digitalen Leseraum hochladen. Zuvor hatten Kühn und weitere Kolleginnen die Werke schon verschlagwortet, nach Altersgruppen geordnet und katalogisiert. Insgesamt sechs Personen bilden den Stamm des KIBUM-Projekts beim BIS, hinzu kommt weitere Unterstützung aus der Medientechnik, Medienbearbeitung und der digitalen Bibliothek. 

„Wir versuchen, die Bücher möglichst gut zu repräsentieren“, erläutert Elke Boecker, „sie zum Beispiel mit Videos oder Leseproben anschaulich zu machen.“ Sie zeichnete seit dessen Einrichtung vor 25 Jahren für den Multimedia-Raum der Messe verantwortlich, warb dafür die Computerspiele bei den Herstellern ein und bereitete diese für das junge Messepublikum vor, zuletzt unterstützt von Juliane Felser. Nun kümmern sie sich stattdessen mit um die digitale Ausgestaltung der KIBUM. Felser berichtet: „Das Schöne an der Messe ist ja, dass Kinder sich dort hinfläzen und stundenlang schmökern können. Wir bemühen uns, dieses Erlebnis online zumindest ein wenig zu reproduzieren.“ So haben die beiden gemeinsam mit Kühn das Maskottchen „Klecks“ ins Leben gerufen, das im digitalen Leseraum bei der Buchsuche hilft.

Spätestens ab Sommer beschäftigt sich auch OlFoKi-Direktor Prof. Dr. Thomas Boyken täglich mit der KIBUM. Boyken, seit 2019 Juniorprofessor für Kinder- und Jugendliteratur in Oldenburg, lobt die Universität als „einen der wenigen Standorte in Deutschland, die sich schon ganz früh für die Erforschung von Kinder- und Jugendliteratur interessiert haben“. Insofern sei es nur folgerichtig, dass die KIBUM in den 70er-Jahren „quasi mit der Gründung der Universität“ und dank Impulsen etwa aus der Oldenburger Germanistik entstanden sei. Die vielfältige Forschung unterschiedlicher Disziplinen bündelt seit 1999 die Forschungsstelle. Dafür kann sie auf die Buchbestände der Messe seit ihrem Start 1975 zurückgreifen, ein jährlich wachsendes Magazin in der Universitätsbibliothek, das inzwischen mehr als 75.000 Kinder- und Jugendbücher umfasst.

Einen Einblick in die Forschungsaktivitäten gibt das begleitende dreitägige Symposion, das ab dem 22. November zum Messe-Ausklang digital stattfindet. Die diesjährigen OlFoKi-Organisatoren sind die Philosophiedidaktikerinnen Prof. Dr. Christa Runtenberg und Kerstin Gregor-Gehrmann sowie die Germanisten Boyken und Prof. Dr. Jörn Brüggemann. Mit dem Thema „Philosophische Fragen im Spiegel der Kinder- und Jugendliteratur“ richten sie sich etwa an Philosophie- und Deutschlehrkräfte. Daneben können Interessierte sich während der gesamten KIBUM auf einem digitalen Forum über das Potenzial bestimmter Kinder- und Jugendbücher für den Unterricht informieren: Forschende aus dem Bundesgebiet ebenso wie fortgeschrittene Studierende präsentieren dort jeweils zehnminütige Videobeiträge, so genannte Vidcasts.

Indes haben alle KIBUM-Verantwortlichen bereits die Messethemen der nächsten Jahre im Hinterkopf; so hat Kühn die Verlage längst informiert, dass 2022 Comics und Graphic Novels einen Schwerpunkt bilden werden. Die Ideen für die 50. KIBUM zwei Jahre später bleiben hingegen vorerst geheim. Zunächst gilt es ohnehin, vom 13. bis 23. November die intensiv vorbereiteten „Gedankensprünge“ zu vollführen. Gut für Christian Kühn, dass er nach Abschluss seines Redewendungen-Videodrehs dabei das buchstäbliche Brett nicht mehr vor dem Kopf hat. Wer erfahren möchte, was es daneben mit Lappen und Netz auf sich hat, findet dies und viele weitere neue Bücher ab 13. November auf den KIBUM-Seiten.

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