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  • Wissenschaftler des ICBM der Universität beproben das Grundwasser am Strand der Insel Spiekeroog. Im Hintergrund die Forschungsschiffe Senckenberg und Otzum. Foto: Hannelore Waska

Licht und Schatten im Meer

Erneuter großer Erfolg für die Oldenburger Meeres- und Küstenforscher: Sie koordinieren gleich mehrere neue Forschungsverbünde mit Millionenförderung. Es geht um Plastikmüll, Lichtdurchflutung und Nährstoffe im Meer - sowie kleine Krebstiere mit zentraler Rolle im marinen Nahrungsnetz.

Erneuter großer Erfolg für die Oldenburger Meeres- und Küstenforscher: Sie koordinieren gleich mehrere neue Forschungsverbünde mit Millionenförderung. Es geht um Plastikmüll, Lichtdurchflutung und Nährstoffe im Meer - sowie kleine Krebstiere mit zentraler Rolle im marinen Nahrungsnetz.

Vier von landesweit sechs bewilligten Forschungsverbünden stehen unter Federführung der Universität. Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium und die VolkswagenStiftung unterstützen sie in den kommenden vier Jahren mit insgesamt rund 5,1 Millionen Euro aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab. Insgesamt hatten sich 21 Forschungskonsortien mit ihren Projektideen um eine Förderung beworben.

Dass gleich vier Verbünde sind am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität angesiedelt sein werden, bezeichnete Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper als "eindrucksvollen Beleg für die herausragende Qualität unserer interdisziplinären Forschung auf diesem Feld“. Er unterstrich, die Themen der ausgewählten Projekte seien sowohl wissenschaftlich als auch für die Zukunft der Küstenregionen und für die gesamte Gesellschaft höchst relevant.

Vielfältigen Fragen wollen die Oldenburger Wissenschaftler – gemeinsam mit Kooperationspartnern aus dem In- und Ausland sowie Kollegen des ICBM und des Instituts für Biologie und Umweltwissenschaften (IBU) der Universität – nachgehen: Was bedeutet es für ein marines Ökosystem, wenn eine Meerestierart klimabedingt allmählich eine andere verdrängt? Wer verursacht den Plastikmüll an den Küsten im Nordwesten Deutschlands, wie verteilt er sich, und wie lässt er sich vermeiden? Welche Nährstoffe gelangen durch das Grundwasser von den Inseln ins Meer, und wie verändert sich dadurch die Nährstoffzusammensetzung der Küstenmeere? Und: Gelangt tatsächlich immer weniger Licht in den küstennahen Ozean, und was bedeutet eine geringere Lichtintensität für das Ökosystem an der Nordseeküste?

Letztere Frage wird das Projekt „Verdunkelung des Küstenmeeres“ unter Leitung von Prof. Dr. Oliver Zielinski untersuchen. Er geht davon aus, dass die Lichtdurchflutung der Nordsee auch in deren Küstengewässern stetig abnimmt. Erforscht ist dies bisher nicht – ebenso wenig wie die Konsequenzen. Die Forscher werden die Zeitspanne der zurückliegenden 100 Jahre analysieren und eine Prognose für die nächsten 100 Jahre erarbeiten.

Neben verschiedenen Methoden wie hyperspektralen Messungen, Biodiversitätsstudien sowie Modellierung kommen auch Beobachtungen durch Bürger zum Tragen: Sie können mithilfe der eigens entwickelten EyeOnWater-App die Meeresfarbe ermitteln und so Daten zum Projekt beisteuern. Zielinski leitet an der Universität die ICBM-Arbeitsgruppe „Marine Sensorsysteme“.

Das Grundwasser und sein unterirdischer Transport von Nährstoffen vom Land ins Meer stehen im Fokus des Forschungsverbunds „Nährstoffeinträge in die Deutsche Bucht durch Grundwasseraustritte an den Barriereinseln“ unter Leitung von Prof. Dr. Thorsten Dittmar und Dr. Hannelore Waska. Am Beispiel der ostfriesischen Inseln wollen sie in einem interdisziplinären Team herausbekommen, wie Grundwasser die Küstengewässer beeinflusst.

Ungeachtet extensiver Landwirtschaft und funktionierender Abwasserklärung gelangen den Forschern zufolge von den Inseln über das Grundwasser Nährstoffe ins Meer und lösen dort Algenblüten aus. Ein Teil davon wird aber womöglich bereits von Algen und Bakterien am Strand und auf dem Meeresboden zurückgehalten. Das Projekt soll die Basis für ein nachhaltiges Grundwasser-Management schaffen. Dittmar und Waska gehören der Arbeitsgruppe „Marine Geochemie“ an, die als „Brückengruppe“ zwischen dem ICBM und dem Bremer Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie fungiert.

Langlebiger Plastikmüll im Meer und seine Folgen beschäftigen den Forschungsverbund „Verschmutzung mit Makroplastik in der südlichen Nordsee“, den Prof. Dr. Jörg-Olaf Wolff koordiniert. Makroplastik sind sichtbare Plastikteile, deren konkrete Hauptquellen und Verteilungswege in der Deutschen Bucht und im Wattenmeer die physikalischen Ozeanographen, Geoökologen und Umweltplaner etwa mithilfe von Computersimulationen in den Blick nehmen wollen. 

Auch an diesem Projekt können sich Bürger aktiv beteiligen, indem sie Müllfunde mit dem Smartphone oder via Internet erfassen. Das Konsortium plant vor Ort begleitende Informationsveranstaltungen und Workshops. Zu den Zielen des Projekts zählt auch das Entwickeln von Strategien zur Plastikmüll-Vermeidung an Niedersachsens Küsten und Inselstränden. Wolff leitet die ICBM-Arbeitsgruppe „Physikalische Ozeanographie“.

Was es bedeutet, wenn in einem Ökosystem ein Schlüsselorganismus klimabedingt seltener wird und eine andere Art zunehmend an seine Stelle tritt, untersucht das Projekt „Populationsveränderungen und Ökosystemreaktionen – Krill versus Salpen“ unter Leitung von Prof. Dr. Helmut Hillebrand und Prof. Dr. Bettina Meyer. Ein Teil des Südpolarmeers, der zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Erde gehört, dient ihrem Team dabei als eine Art natürliches Laboratorium.

Mit der Abnahme des Meereises ist dort auch der Bestand des Krills zurückgegangen, einer Krebsart mit zentraler Rolle im Nahrungsnetz. Salpen – tonnenförmige sogenannte Manteltiere, die in der Nahrungskette gewissermaßen eine Sackgasse darstellen – nehmen hingegen zu. Die Konsequenzen etwa für die Nahrungskette im Meer, die daran gekoppelten Stoffflüsse, die Artenvielfalt und das Ökosystem insgesamt untersucht der Forschungsverbund. Hillebrand ist Leiter der ICBM-Arbeitsgruppe „Planktologie“, Meyer hat eine gemeinsame Professur der Universität Oldenburg mit dem Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung inne.

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(Stand: 10.12.2024)  | 
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