Gunnar B. Zimmermann interviewt für das Oral-History-Projekt „Erinnerte Oldenburger Universitätsgeschichte“ Zeitzeugen. Hier schlüpft er in die Rolle des Interviewten.
Was ist an der Geschichte von Universitäten so interessant?
Zimmermann: An Universitäten lassen sich gesellschaftliche Veränderungsprozesse im Kleinen beobachten. Sie sind Orte, an denen Menschen ausgebildet werden, die später zum Beispiel als Führungskräfte Einfluss auf die Gesellschaft nehmen. Wie frei es an Universitäten zugeht oder unter welchen Regeln dort geforscht und gelehrt wird, hat also auch Einfluss nach außen.
Sie sprechen mit vielen Zeitzeugen. Zu welchem Thema könnten Sie selbst ein spannendes Zeitzeugen-Interview geben?
Ich war 1989 beim UEFA-Cup-Endspiel zwischen meinem Verein, dem VfB Stuttgart, und dem SSC Neapel dabei. Während sich alle Spieler vorbildlich aufwärmten, hat Diego Maradona vor der Haupttribüne, auf der ich saß, eine Show mit dem Ball abgezogen. Die Eintrittskarte habe ich heute noch.
Haben Sie eine Lieblingsfrage, die Sie allen Zeitzeugen stellen?
Es gibt eine sehr offene Einstiegsfrage, die ich als einzige allen schon vorher ankündige: Welche Personen und Ereignisse haben Sie geprägt, bevor Sie an die Universität Oldenburg kamen?
Wie würden Sie selbst diese Frage beantworten?
Meine Großmutter hat mich auf jeden Fall geprägt. Bei ihr habe ich viel Zeit verbracht, weil meine Mutter früh wieder in den Schuldienst ging. Ich habe es dort immer sehr gut gehabt. Außerdem hat mich eine Gruppe von Kommilitonen im Studium geprägt. Wir haben etwa Vorlesungen organisiert, bei denen Professoren aus verschiedenen Kontexten das von uns gewählte Thema besprachen. Das war der Push, der mir gezeigt hat, dass es mein Ding ist, selbst etwas zu erarbeiten, Fragen zu stellen und Antworten zu finden.
Können Sie schon ein bisschen von dem verraten, was Sie in den Zeitzeugeninterviews herausgefunden haben?
Der Physiker Prof. Dr. Joachim Luther, der hier in den 1970er Jahren die Erforschung regenerativer Energien mitbegründet hat, war der Atomenergie gegenüber skeptisch, forschte aber zu einem anderen Thema. Als er von Studenten nach Alternativen zur Atomkraft gefragt wurde, stellte er Berechnungen an und erkannte für sich das Potenzial der Solarenergie. Die Fokussierung auf diesen wichtigen Forschungszweig war also, anders als man annehmen könnte, keine Strategie.
Sie haben kürzlich nun auch die Leitung des Uni-Archivs übernommen. Konnte Sie auch Oldenburg als Stadt überzeugen?
Ja, ich bin auf Wohnungssuche. Was ich sehr schätze, sind die kurzen Wege und dass es doch etwas ruhiger ist als in Hamburg. Ich finde es auch schön, dass die Studierenden das Stadtbild prägen.
Interview: Sonja Niemann