Seit 30 Jahren bietet die Uni Sprachkurse für Studierende, Forschende und Mitarbeitende an. Wie das Sprachenzentrum das Leben auf dem Campus prägt, erklärt Leiterin Maike Engelhardt im Interview.
Heute lernen Menschen neue Sprachen oft allein mit Lernapps oder nutzen KI-basierte Übersetzungssoftware. Wie kann ein klassischer Sprachkurs da mithalten?
Dr. Maike Engelhardt: Keine KI und keine App kann den Austausch mit einer Sprachlehrkraft und die Begegnung in der Lerngruppe ersetzen. Wer in der Lage sein will, sicher in einer Fremdsprache mit anderen Menschen zu kommunizieren, profitiert ungemein davon, jemanden an der Seite zu haben, der oder die beim Sprechen korrigiert und Grammatik vermittelt. Besonders ist auch, dass es in unseren Kursen einen klaren Bezug zu Studium und Wissenschaft gibt. Bei uns kommen Menschen zusammen, die für ihr Studium, ihre Forschung oder ihre Arbeit wirklich auf den Spracherwerb angewiesen sind. Die Motivation der Kursteilnehmenden ist extrem hoch. Das Sprachvermögen entwickelt sich dementsprechend schnell.
Wieso ist das Sprachenzentrum wichtig für die Uni?
Engelhardt: In unserer heutigen Zeit kommt es mehr denn je darauf an, im direkten Gespräch zu bleiben – über alle Kulturen hinweg. Das Sprachenzentrum ist einer der Orte, an dem unser internationaler Campus besonders spürbar ist. Es kommt zu wichtigen Begegnungen, in unseren Kursen und vor allem auch in Angeboten wie unserem Sprachencafé und den Sprachtandems. Das ist eine tolle Möglichkeit, um authentisch – und außerhalb eines Seminarraumes – in der Fremdsprache zu kommunizieren und unmittelbar Einblicke in die Kultur des Lernpartners oder der Lernpartnerin zu bekommen.
Die Uni ist in den vergangenen Jahren immer bunter geworden und zieht Studierende aus der ganzen Welt an. Was bieten Sie den Internationals?
Engelhardt: Sehr viele von ihnen kommen ins Sprachenzentrum, um Deutsch zu lernen oder bereits bestehende Deutschkenntnisse zu vertiefen. Wir bieten Angebote für ganz unterschiedliche Bedürfnisse – von Intensivkursen in der vorlesungsfreien Zeit über studienvorbereitende Kurse über zwei Semester hinweg bis hin zur Begleitung durch sogenannte Sprachbegleiter*innen, die internationale Studierende im universitären Alltag unterstützen.
Welche Sprachen sind besonders nachgefragt?
Engelhardt: Die Universität Oldenburg ist eine der Hochschulen, die 2019 ganz bewusst eine Sprachenpolitik und einen dazu gehörenden Maßnahmenkatalog für sich beschlossen hat. Sie bekennt sich darin aktiv zur Mehrsprachigkeit auf dem Campus und nimmt neben der internationalen Wissenschaftssprache Englisch auch Deutsch als Wissenschaftssprache in den Fokus. Für alle Mitglieder der Hochschule, sowohl Studierende als auch Forschende und Mitarbeitende, werden deshalb Angebote zur Entwicklung und Festigung englischer und deutscher Sprachkenntnisse vorgehalten. Stark nachgefragt sind auch Spanisch, Niederländisch und Schwedisch. Insgesamt bieten wir aktuell 16 Sprachen an, darunter auch Sprachen wie Japanisch, Kroatisch und Dänisch. Dass wir dieses breite Angebot vorhalten, hat auch etwas mit dem verstärkten Engagement der Uni im Bereich des internationalen Studierendenaustausches zu tun. Aktuell gibt es dem International Office zufolge 288 aktive Partner in 65 Ländern.
Wie hat sich das Sprachenzentrum über die Jahre hinweg weiterentwickelt?
Engelhardt: Mittlerweile arbeiten bei uns zwölf angestellte Sprachlehrkräfte und 25 Lehrbeauftragte. Allein das zeigt, dass das Sprachenzentrum eine der strategischen Stellschrauben für Internationalisierung geworden ist. Als 2001 der Europäische Referenzrahmen für Sprachen herauskam, war das ein wichtiger Schritt, um Fortschritte der Lernerfolge und Kompetenzniveaus bezüglich einer Fremdsprache europaweit vergleichend beurteilen zu können. Seitdem gliedern wir unsere Sprachkurse in sechs Kompetenzniveaus: A1 bis A2 beschreibt eine elementare, B1 bis B2 eine selbstständige, und C1 bis C2 eine kompetente Sprachverwendung. Der Bereich Deutsch für Internationale ist extrem wichtig geworden, da die Universität durch die vermehrte Anzahl internationaler Studiengänge immer attraktiver für internationale Studierende und Wissenschaftler*innen wird. Die Integration dieser Menschen in Studium und den Arbeitsmarkt wird uns auch in Zukunft beschäftigen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Engelhardt: Ich wünsche mir, dass wir so gut aufgestellt bleiben und die Vielfalt unserer Sprachkurse weiter ausbauen können, um das internationale Umfeld an unserer Uni zu fördern. Ich freue mich darauf, dass viele weitere Studierende aus dem Ausland die deutsche Sprache bei uns lernen und weiterhin viele Studierende und Forschende aus der Region für den Spracherwerb und Erfahrungen im Ausland motiviert werden. Es gibt so viel zu lernen über die Welt, andere Kulturen – und am Ende auch über sich selbst. Forschung ist per se international, da sollte man internationale Erfahrungen machen und der Wissenschaftssprachen mächtig sein.
Und wenn es sich nicht ergibt, ins Ausland zu gehen?
Engelhardt: Auch dann lohnt ein Sprachkurs: Dort tauche ich nicht nur in fremde Wörter und Strukturen ein, sondern lerne auch immer etwas über andere Länder und Kulturen. Internationalisierung at home – das geht natürlich auch.
Interview: Saskia Heinze