Abstimmen per Zigarettenkippe? Auf dem Campus Haarentor können Raucher neuerdings so genannte Ballot Bins benutzen – knallgelbe Aschenbecher, die Studierende regelmäßig mit mehr oder weniger ernst gemeinten Fragen zum „Abstummeln“ versorgen.
Bisher standen Aschenbecher etwas verschämt in der Ecke. Doch seit Anfang April kommen sie auf dem Campus Haarentor der Universität Oldenburg groß heraus: Eine Gruppe Studierender hat so genannte Ballot Bins in zentraler Lage vor dem Mensagebäude und dem Hörsaalzentrum anbringen lassen. Die knallgelben, überdimensionalen Aschenbecher hängen an Laternenpfählen entlang der zentralen Laufwege.
Doch nicht nur ihre gute Sichtbarkeit soll dazu beitragen, dass künftig weniger Zigarettenkippen auf dem Boden landen. Die Ballot Bins sind gleichzeig ein Meinungsmonitor, der zum Mitmachen anregt. Sie bestehen aus zwei getrennten Kammern – jede steht für eine Antwortmöglichkeit und hat ein eigenes Loch zum Abstimmen per Kippe. Der aktuelle Stand der Abstimmung ist auf den ersten Blick sichtbar, da die Vorderseite der Bins transparent ist.
Die 8 Uhr Vorlesung - ein Aprilscherz?
Pünktlich zum Start ins Sommersemester haben die Studierenden Maria Pinsker, Julia Laux, Maren Harberts, Maximilian Fröhlich, Marina Kemper und Nele Feldkamp den Ballot Bin auf dem Mensavorplatz mit einer neuen Abstimmung versorgt: „Vorsatz zum Semesterstart: 8 Uhr Vorlesung“ steht im oberen Textfeld. Eine Stunde nach der Auswechslung ist bereits abzulesen, was die Oldenburger Studierenden davon halten: Antwortmöglichkeit 2 „Ist wohl ein Aprilscherz“ liegt deutlich vorn.
„Wir denken, dass die Bins dazu beitragen werden, dass künftig weniger Kippen auf dem Campus herumliegen“, sagt Pinsker. Sie studiert den Masterstudiengang Sustainable Economics and Management und ist seit über einem Jahr als Ploggerin aktiv – sammelt also bei ihren regelmäßigen Joggingtouren herumliegenden Müll auf. „Dabei ist meinen Freunden und mir aufgefallen, wie viele Zigarettenkippen achtlos auf den Boden geschmissen werden“, sagt Pinsker. Die Filter bestehen ihrer Recherche nach aus Kunststoff und giftigen Inhaltsstoffen wie Blei, Kadmium und Arsen, die sich letztlich in Boden, Grundwasser und der Nahrungskette anreichern.
Finanzierung durchs Präsidium
Durch einen Bericht im Nachrichtenmagazin Spiegel wurden Pinsker und ihre Freunde auf die Ballot Bins aufmerksam, die in Großbritannien, Luxemburg und Norwegen bereits weit verbreitet sind. Die Freundesgruppe stellte die Idee dem Präsidium der Universität vor – mit Erfolg. Die Hochschulleitung übernahm die Finanzierung der ersten beiden Bins, die unter der Leitung von Sabine Düser vom Gebäudemanagement der Universität während der vorlesungsfreien Zeit im März angebracht wurden. Bald sollen weitere auf dem Campus Wechloy aufgestellt werden. Um die Reinigung kümmert sich das Gebäudemanagement, außerdem unterstützt das studentische Netzwerk sneep e.V. das Projekt.
In den kommenden Wochen können die Oldenburger Studierenden übrigens über so elementare Fragen abstimmen wie: Veggie oder Classic? Poly oder Umbaubar? Werder oder HSV? Die Ergebnisse können auf Instagram verfolgt werden. Das Ballot Bins-Team freut sich über weitere kreative Abstimmungsfragen unter oldenburg@sneep.info.