Die Universität ist Gründungsmitglied der Initiative „Nature Positive Universities“ – jüngst vorgestellt auf dem Biodiversitätsgipfel in Montreal. Sie verpflichtet sich damit, den Rückgang der Artenvielfalt auf dem eigenen Gelände bestmöglich aufzuhalten und neue Naturräume zu schaffen.
Die Insektenlandschaft vor dem Gebäude W1 auf dem Campus Wechloy sticht vor allem im Frühjahr ins Auge, wenn zahlreiche violette Krokusse unter einem großen Bienenhotel blühen. Im Sommer gedeihen Oregano, Nachtkerzen, Lilien und Lavendel in einem von einer Trockenmauer gesäumten Staudenbeet. Insgesamt fünf dieser bunten Refugien gibt es auf dem Campus Wechloy, dem Campus Haarentor und im Botanischen Garten der Universität. Sie sind ein Ergebnis des mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung geförderten Projekts „BeeScapes“ – ein Vorhaben, das vielfältigere Lebensräume für Insekten geschaffen hat und dem Schwund der sechsbeinigen Krabbler entgegenwirken soll.
Das während der Pandemie umgesetzte Projekt ist gewissermaßen ein Vorbote von weiteren Veränderungen auf dem Campus – mit dem Ziel, auf den unieigenen Grünflächen einen naturnäheren Zustand herzustellen und insgesamt mehr Raum für unterschiedlichste Pflanzen und Tiere zu schaffen. Diesen Anspruch bekräftigte die Universität Oldenburg jüngst mit einer Selbstverpflichtung: Als eine von 111 Hochschulen weltweit hat sie sich der neuen Allianz „Nature Positive Universities“ als Gründungsmitglied angeschlossen. Den Start der Initiative gaben das UN-Umweltprogramm UNEP und die University of Oxford am vergangenen Donnerstag auf der UN-Biodiversitätskonferenz im kanadischen Montreal bekannt.
„Die Biodiversität befindet sich in einer ebenso existenziellen Krise wie das Klima“, erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder. Aus der Forschung sei klar, dass beide Krisen nur gemeinsam bewältigt werden können. „Als Universität wollen wir mit gutem Beispiel vorangehen und künftig noch mehr für die Artenvielfalt und natürliche Ökosystem auf dem Campus tun“, so Bruder weiter. Auch indirekte Auswirkungen des universitären Handelns auf die Artenvielfalt sollen minimiert werden – etwa durch den Kauf von nachhaltig angebauten Produkten.
Konkrete Ziele auf dem Gebiet der Ökologie
Insgesamt sind mehr als 400 Hochschulen mit dem Netzwerk assoziiert. „Durch die Selbstverpflichtung bekennen wir uns dazu, uns intensiver mit dem Themen Biodiversität und Naturschutz auf dem Campus zu beschäftigen und uns außerdem konkrete Ziele auf dem Gebiet der Ökologie zu setzen“, sagt Anna Krämer, Klimaschutzmanagerin der Universität. Der Vorstoß der Hochschulen ist Teil der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen. Die Vereinten Nationen haben 2021 dazu aufgerufen, die fortschreitende Zerstörung von Ökosystemen überall auf der Welt bis 2030 zu stoppen und degradierte Naturräume wiederherzustellen.
An der Universität hat sich in den letzten Jahren bereits einiges getan: Auch abseits der Insektenlandschaften sind einige Wege im Sommer von Blühstreifen gesäumt, an Bäumen und verschiedenen Gebäuden hängen Nistkästen – unter anderem für die streng geschützten Turmfalken. Und seit dem vergangenen Jahr existiert im Innenhof zwischen den Gebäuden A10 und A7 ein von Studierenden angelegter Campusgarten mit Gemüsepflanzen, Kräuter- und Staudenbeeten.
Weitere Maßnahmen sind im integrierten Klimaschutzkonzept der Universität enthalten, das eine Gruppe um Anna Krämer erstellt hat und demnächst veröffentlicht wird. „Wir haben die Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Ökologie von Anfang an ganzheitlich betrachtet“, berichtet Krämer. Das Konzept sieht unter anderem Dach- oder Fassadenbegrünungen bei neuen Gebäuden vor. Zudem wird die Vegetation auf dem Gelände der Hochschule detailliert erfasst. „Für den Campus Haarentor haben wir bereits eine Aufstellung, was auf den Grünflächen wächst und wofür sie genutzt werden, in Wechloy erfolgt dies demnächst“, sagt die Klimaschutzmanagerin. Auf Basis dieser Daten soll dann ermittelt werden, welche Flächen naturnah umgestaltet werden können.
Im Partizipationsprozess zum Klimaschutzkonzept hat sich bereits gezeigt, dass eine naturnahe Gestaltung des Campus vielen Mitarbeitenden am Herzen liegt. „Dazu gab es mit die meisten E-Mails“, berichtet Krämer. Zudem verfügt die Universität über motivierte Studierende als auch eine hervorragende fachliche Expertise in verschiedenen Instituten und im Botanischen Garten.