250 Wissenschaftler aus ganz Deutschland erwartet die Universität zum Hemdsärmelkolloquium vom 8. bis 10. März. Die ungewöhnliche wissenschaftliche Veranstaltung widmet sich der Festkörperchemie und ihren angrenzenden Gebieten. Dazu ein Interview mit dem Oldenburger Chemiker Prof. Dr. Mathias Wickleder.
Herr Wickleder, Sie sind in diesem Jahr der Veranstalter des Hemdsärmelkolloquiums. Ein ungewöhnlicher Name, für eine ungewöhnliche Veranstaltung?
Wickleder: Das kann man wohl sagen! Beim Hemdsärmelkolloquium werden die Vorträge nicht wie bei anderen Konferenzen üblich mit Zusammenfassungen angemeldet, sondern nur mit kryptischen und neugierig machenden Titeln. Die Zuhörer wissen also nicht schon vorher, was auf sie zukommt. Die Redezeit für einen Vortrag beträgt zehn Minuten, damit im Anschluss noch ausführlich über das Thema diskutiert werden kann. Und bei der Diskussion kann es schon einmal – hemdsärmelig – zugehen.
Die Vorträge dauern nicht mehr als zehn Minuten. Das ist sportlich. Kann in dieser kurzen Zeit überhaupt adäquat ein Forschungsgebiet vorgestellt werden?
Wickleder: Am Hemdsärmelkolloquium ist das geballte Who is Who der Festköperforschung anwesend. Das bedeutet, dass die Vortragenden sofort zur Sache kommen. Keine langen Einführungen mit alten Kamellen, die jeder Zuhörer schon kennt. Aufregende neue Forschungsergebnisse sind gefragt, die zur Diskussion anregen!
Ein typisches Charakteristikum des Hemdsärmelkolloquiums ist die ausführliche Diskussion der Beiträge. Wie darf man sich diese vorstellen? Gibt es ein Zeitlimit?
Wickleder: Grundsätzlich gibt es kein Zeitlimit, aber es gibt schon einen Diskussionsleiter der darauf achtet, dass die Diskussion sich nicht im Kreis dreht oder in Zwiegespräche ausartet. In den Diskussionen geht es dabei durchaus schon mal ruppig zu. Es bleibt ja gewissermaßen in der „Familie“.
Das Hemdsärmelkolloquium fand zum ersten Mal 1965 in Münster statt. Es blickt also auf eine lange Tradition zurück. Was hat sich über die Jahre hinweg geändert?
Wickleder: Die Veranstaltung war ursprünglich als Diskussionsforum geplant, in dem sich wenige Fachleute, in der Regel Professoren, austauschen konnten. Das Kolloquium wuchs ständig. Mittlerweile finden sich jährlich circa 250 Teilnehmer ein. Das liegt einerseits an der starken Einbindung des Nachwuchses, andererseits an der zunehmenden Breite des Faches.
Welches werden die Hauptthemen sein, die auf dem Kolloquium diskutiert werden?
Wickleder: Wie gesagt, die Themen stehen im Vorfeld noch nicht fest. Aber sie werden sicher wieder die ganze Bandbreite des Faches abdecken, von der Synthese über die Eigenschaften bis hin zur Anwendung neuer Feststoffe. Die Festköperchemie ist so facettenreich. Es ist schwierig, sie auf wenige Schwerpunkte zu reduzieren. Sicherlich spielen auch aktuelle „Modethemen“ wie Energieforschung und Nanotechnologie eine entscheidende Rolle.
Was erhoffen Sie sich von dem Hemdsärmelkolloquium in Oldenburg?
Wickleder: Wissenschaftlich wünsche ich mir eine diskussionsfreudige Tagung, die den Teilnehmern neue Erkenntnisse, Ideen und Kontakte bietet. Für unsere Universität wünsche ich mir, dass alle Besucher Oldenburg als tollen Tagungsort wahrnehmen und die Atmosphäre des wissenschaftlichen Aufbruchs der Universität spüren.
KONTAKT
Prof. Dr. Mathias Wickleder
Institut für Reine und Angewandte Chemie
Tel.: 0441/798-3660