Ein akademischer Lebenslauf wie auf der Überholspur: Für ihre herausragenden Erfolge in Forschung und Lehre hat die Münchner Geowissenschaftlerin Xiaoxiang Zhu den diesjährigen Helene-Lange-Preis von EWE-Stiftung und Universität erhalten.
Sie entwickelt neue Methoden, um Veränderungen der Erde mithilfe von Radaraufnahmen aus dem All so genau wie möglich vermessen zu können – und hat im Alter von erst 30 Jahren schon vieles erreicht. Längst hat sie ihre Habilitation abgeschlossen, leitet seit 2013 in München eine Helmholtz-Nachwuchsforschergruppe an der Technischen Universität und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und betreut sieben eigene Doktoranden.
Den Helene-Lange-Preis für herausragende Nachwuchswissenschaftlerinnen in MINT-Disziplinen erhalte Dr. Xiaoxiang Zhu für ihre beeindruckenden fachlichen Leistungen, ihren Gestaltungswillen und ihre Innovationskraft, sagte Jurymitglied und Stiftungschef Dr. Werner Brinker bei der Verleihung im EWE Forum Alte Fleiwa. Insbesondere die von ihr entwickelten Verfahren, um aus Satellitendaten anwendungsorientierte Geoinformationen abzuleiten, „könnten sich auch für die zivile Sicherheit, das Ressourcenmanagement, die Kartographie, Geophysik und Katastrophenhilfe künftig als wegweisend herausstellen“.
Die gebürtige Chinesin Zhu, die 2006 als damals frischgebackene Bachelor-Absolventin zum Masterstudium nach München kam, dankte für den mit 10.000 Euro dotierten Preis in fließendem Deutsch. Ein aus dem Weltraum von der Apollo-17-Besatzung aufgenommenes Foto der „Blauen Murmel“ Erde habe sie als Kind fasziniert und ihren Forschergeist geweckt. Abschließend sagte Zhu, sie wolle junge Frauen ermutigen, ihre Chancen in der Wissenschaft zu ergreifen.
Frauen hätten sich zwar längst einen Platz in Wissenschaft und Wirtschaft erobert, sagte Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt zum Auftakt der Feierstunde. Doch noch immer pflegten viele ein veraltetes Rollenverständnis, wenn es um Frauen in MINT-Berufen gehe – also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Die Helene-Lange-Preisträgerin beweist eindrucksvoll, dass Frauen exzellente Wissenschaftlerinnen sind. Damit macht sie anderen Frauen Mut und trägt dazu bei, dass die Wissenschaft ein weiblicheres Gesicht bekommt.“
Auch der Vizepräsident der Universität für Wissenschaftlichen Nachwuchs und Qualitätsmanagement, Prof. Dr. Bernd Siebenhüner, lobte Zhu als „Rollenvorbild“, zumal sie sich neben ihrer Forschung auch der Nachwuchsförderung verschrieben habe. Zhu war bereits an mehr als zehn nationalen und internationalen Forschungsprojekten maßgeblich beteiligt und ist schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Neben dem Preisgeld erhielt sie auch ein von der Cloppenburger Künstlerin Bärbel Hische gestaltetes Unikat.
Im Festvortrag befasste sich die Präsidentin der Jacobs University Bremen, Prof. Dr. Katja Windt, unter dem Titel „Forscherlust fördern, Erfindergeist wecken“ mit der Frauenförderung in den MINT-Disziplinen. Genau darauf zielt auch der Helene-Lange-Preis, den die EWE-Stiftung in Kooperation mit der Universität in diesem Jahr zum sechsten Mal vergab.