Medizinstudium: Das eigene Tempo finden

40 Studierende nehmen seit 2012 jährlich ihr Medizinstudium an der Universität auf: Anke Strautmann und André Fitze sind zwei von ihnen. Sie studieren im zweiten Semester „Humanmedizin“, den ersten Medizinstudiengang Deutschlands, der grenzüberschreitend stattfindet.

 

40 Studierende nehmen seit 2012 jährlich ihr Medizinstudium an der Universität auf: Anke Strautmann und André Fitze sind zwei von ihnen. Sie studieren im zweiten Semester „Humanmedizin“, den ersten Medizinstudiengang Deutschlands, der grenzüberschreitend stattfindet.

„Wir sind am ersten Tag mit einem Frühstück empfangen worden. Die Studierenden, die Dozenten und das Dekanat nahmen daran teil. Da haben wir dann besprochen, was auf uns zukommt“, erinnert sich Anke. Die Fachschaft Medizin bot eine Orientierungswoche an. Sie veranstaltete eine Stadt- und Campusrallye sowie einen Kneipenabend. Das Kennenlernen stand im Mittelpunkt.

„40 Leute, das ist eine angenehme Gruppengröße. Man konnte sich schnell die Namen merken und hat sofort etwas gemeinsam unternommen“, erklärt Anke. Auch während des Studiums wird der Zusammenhalt groß geschrieben. Als Anke Probleme bei der Wohnungssuche hatte, kam sie bei Kommilitoninnen unter. „Wir sind eine eingeschworene Gemeinde“, erklärt André. „Das ist nicht so wie bei anderen Studiengängen mit 300 Teilnehmern, wo gar nicht auffällt, wenn einer auf der Strecke bleibt. Bei uns wird sich um jeden gekümmert.“
    
Als Anke und André ihr Studium aufnahmen, überraschte sie vor allem das große Lernpensum. Es war beiden klar, dass ein Medizinstudium Pauken bedeutet. Aber nicht in diesem Ausmaß. „Ich habe einen Leistungskurs Biologie absolviert. Das, was wir dort durchgenommen haben, war nach zwei Wochen Medizinstudium durch“, lacht Anke. „Ich war am Anfang einfach erschlagen von der Stoffmenge.“ Zu Beginn, da sind sich beide einig, helfe nur, die Zähne zusammenbeißen. Aber mit der Zeit finde man einen Rhythmus, wie man mit den Herausforderungen umgeht. Deshalb geben sie auch allen Studierenden den Tipp mit auf den Weg: „Lasst euch nicht unterkriegen! Macht euch nicht zu viel Stress, auch wenn der Anfang holprig verläuft und eine Klausur daneben geht. Das ist ganz normal. Findet ein eigenes Lernsystem, euer eigenes Tempo.“

Während Studierende anderer Studiengänge damit beschäftigt sind, ihren Stundenplan zu erstellen und sich durch das Lehrangebot wühlen, steht für die Medizinstudierenden dieser bereits fest. Doch das Korsett beherbergt auch einige Tücken: Anke und André gehören zum zweiten Durchgang, der in Oldenburg Medizin studiert. „Ich weiß ganz genau, was in vier Jahren auf mich zukommt. Möchte ich aber einen Studierenden höherer Semester nach einem Rat fragen, dann geht das nicht. Bisher hat noch keiner das Medizinstudium in Oldenburg durchlaufen“, erzählt André.

Deshalb trifft sich das Dekanat jeden Mittwoch mit der Fachschaft Medizin, um Fragen zum Studium zu klären. „Wir haben ein hohes Mitspracherecht und bekommen viel Gehör“, berichtet Anke. Das sei wohl bei anderen ,traditionellen’ Medizinstudiengängen nicht der Fall. Zudem seien alle Beteiligten mit Engagement und Herzblut daran interessiert, eine Lösung zu finden, falls es mal im Studienablauf knirscht. Dies mitzuerleben, sei einfach ein tolles Gefühl und motiviere ungemein.

Außerdem beinhaltet das Medizinstudium in Oldenburg genügend Momente, für die sich das Pauken lohnt. Es ist stark patienten- und praxisorientiert. Von Beginn an haben die Studierenden also Kontakt zu Patienten. „Bei anderen Medizin-Studiengängen studiert man zwei Jahre Theorie und erschrickt dann, wenn man plötzlich vor einem Patienten steht. Hilfe, ein Patient, was soll ich mit dem nur anfangen!“, lacht Anke. Das sei in Oldenburg nicht der Fall. Gleich in der ersten Vorlesung – einer sogenannten Patientenvorlesung – war ein Patient anwesend, der den Studierenden seine Krankengeschichte schilderte und sich ihren Fragen stellte.

Nach nicht einmal drei Monaten im Studium folgte das erste Praktikum bei einem Allgemeinmediziner, bei dem die Studierenden in der Praxis erproben konnten, was sie sich in der Theorie angeeignet hatten. „Das Praktikum war eine echte Motivationsspritze – da hat man plötzlich gesehen, was das Studieren bringt – denn man darf nicht vergessen, dass hinter all dem Lernen der Beruf Arzt steht, und das ist wirklich ein toller Beruf“, so André.

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