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Nobelpreis in 3D
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Carl von Ossietzky, Namensgeber der Universität, jährt sich zum 90. Mal. Aus diesem Anlass zeigt die Universitätsbibliothek auf ihrer Webseite einen neuartigen 3D-Scan seiner Nobelpreismedaille.
„Pro Pace et Fraternitate Gentium“, zu Deutsch: „Für Frieden und die Brüderlichkeit der Völker“ – so prangt es auf der einen Seite der Goldmedaille, deren dreidimensionaler Scan auf dem Multi Touch Tisch im Learning Lab der Universitätsbibliothek leuchtet. Dazu halten sich drei Figuren an den Armen. Auf der anderen Seite: Das Porträt des Preisstifters Alfred Nobel. Doch die spannendste Gravur verbirgt sich am Rand der Medaille: „Prix Nobel de la Paix 1935 – Carl von Ossietzky“ heißt es dort in französischer Sprache. Es handelt sich um die digitale Version der Nobelpreismedaille, die dem Namensgeber der Universität Oldenburg, Carl von Ossietzky, verliehen wurde. Das rund 200 Gramm schwere, aus 23-karätigem Gold bestehende und vom norwegischen Bildhauer Gustav Vigeland entworfene Original liegt in einem stark gesicherten Tresor der Universitätsbibliothek.
„Am 10. Dezember jährt sich der Friedensnobelpreis für Carl von Ossietzky, der ihm im Jahr 1936 rückwirkend für 1935 verliehen wurde, zum 90. Mal“, erklärt Alexandra Otten, Historikerin und Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek. „Wir wollen diesen Anlass nutzen, um insbesondere neuere Mitglieder der Universität auf unseren Namenspatron, seine Lebensgeschichte und den ihm verliehenen Nobelpreis aufmerksam zu machen – der dreidimensionale Scan der Medaille spielt dabei eine zentrale Rolle.“
Aufwendige Durchführung, viele Vorteile
Den Scan der Medaille haben Profis durchgeführt, entsprechend aufwendig war er. Mittels zweier Verfahren – der Fotogrammmetrie sowie eines klassischen 3D-Scans – haben drei Experten die in einem Raum der Universitätsbibliothek unter einem Stoffzelt liegende Medaille mehrere Stunden lang aus allen Winkeln fotografiert. Nach dem Zusammenfügen der Bilder entstand ein frei zoom- und drehbares digitales Modell, das Interessierte sich auch auf einer Webseite der Universitätsbibliothek ansehen können. „Da die Medaille sehr wertvoll ist, zeigen wir das Original schon aus Sicherheitsgründen nur selten in der Öffentlichkeit“, erklärt Otten. Außerdem müsse man sowohl die Medaille als auch die dazugehörige Urkunde vor Abnutzung schützen. „Der Scan ist für uns eine wunderbare Möglichkeit, die Medaille und den Friedensnobelpreis einer breiteren Zielgruppe bekannt zu machen“, so Otten weiter.
Ossietzky durfte die Medaille nicht entgegennehmen
Carl von Ossietzky selbst hat die Medaille und die Urkunde nie in den Händen halten können. Als ihm 1936 der Friedensnobelpreis verliehen wurde, verweigerte ihm die deutsche NS-Regierung die Ausreise nach Norwegen. Ossietzky verstarb schließlich im Mai 1938 an Tuberkulose – schwer geschwächt nach jahrelanger Folter und Misshandlung durch die Gestapo. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Nobelmedaille bereits im Besitz seiner Tochter Rosalinde. Sie war nach Schweden emigriert, daher hatte das Nobelpreiskomitee ihr stellvertretend für ihren Vater die Medaille und die Urkunde anvertraut. Rosalinde setzte sich später nicht nur für eine Rehabilitierung ihres Vaters ein, sondern unterstütze auch das Ansinnen der Universität, sich nach Carl von Ossietzky zu benennen. Als Rosalinde im Jahr 2000 starb, vermachte sie der Universität einen Großteil des Nachlasses der Familie Ossietzky, darunter auch die Nobelpreisurkunde und -medaille.
Zur Person Ossietzky
Carl von Ossietzky (1889-1938), überzeugter Demokrat und Pazifist, war Journalist und ein entschiedener Verteidiger der Weimarer Republik. Die Gefahren des Nationalsozialismus erkannte er früh. Er wurde kurz nach Hitlers Machtantritt im Jahr 1933 verhaftet und im Konzentrationslager Esterwegen interniert. Nach einer intensiven Kampagne seiner Freunde und Verbündeten erkannte ihm das norwegische Nobelkomitee 1936 den Friedensnobelpreis zu. Ossietzky, zu dem Zeitpunkt in einem Berliner Krankenhaus interniert und von der Gestapo bewacht, durfte den Preis jedoch nicht entgegennehmen. 1938 starb er an den Folgen der Haft.
Als 1973 die Universität Oldenburg gegründet wurde, schlug der Gründungsausschuss vor, die Hochschule nach Carl von Ossietzky zu benennen. Die Namensgebung sollte Ausdruck für das gesellschaftliche Engagement sein, das sich die Universität auf ihre Fahnen geschrieben hatte. Nach einem fast 20 Jahre währenden, teils erbittert geführten Streit um den Namen machte der Niedersächsische Landtag im Jahr 1991 endlich den Weg frei für den Namen Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Video-Loop der Nobelpreismedaille
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