Die Fachdidaktik Biologie arbeitet eng mit der südafrikanischen Nelson Mandela Metropolitan University zusammen. Innerhalb dieser Kooperation unterrichten Oldenburger Lehramtsstudierende an der Gelvandale Highschool - wo sie vom ersten Tag an ins kalte Wasser geworfen werden, wie Lea Brauer berichtet.
Zusammen mit vier Studentinnen, die ebenfalls Biologie auf Lehramt studierten, sollte ich an der Gelvandale Highschool im Township von Port Elizabeth für zwei Monate Naturwissenschaften unterrichten. Schulleiter Meervin Blaauw empfing uns freundlich und stellte uns dem Lehrerkollegium vor. Dann kam der Moment der Wahrheit: Umgehend teilte er uns mit, in welchen Klassen die LehrerInnen ausgefallen seien, und welche Unterrichtseinheiten wir dort übernehmen sollten. Ich war den ersten Tag an einer Schule in Südafrika und gleich am ersten Tag sollte ich vor einer Schulklasse stehen und unterrichten. Wenn ich im Vorfeld gewusst hätte, dass es sofort losgeht – ich wäre ganz schön nervös gewesen.
Seit 2009 unterhält die Fachdidaktik Biologie der Universität eine enge Kooperation mit der Nelson Mandela Metropolitan University of Port Elizabeth sowie mit zwei weiterführenden Schulen in Südafrika – der Gelvandale School und der Lawson Brown School. Die Kooperation steht unter dem Motto „Parntership creates Power – Partnerschaft schafft Energie“ und bietet Lehramtstudierenden die Möglichkeit, an einer der beiden Schulen zu unterrichten. Fast alle TeilnehmerInnen des Projekts nutzen die Gelegenheit, vor Ort zu forschen und schreiben darüber ihre Abschlussarbeit. Ich habe beispielsweise Interviews mit den LehrerInnen der Gelvandale Highschool geführt und werte diese für meine Masterarbeit aus.
Prof. Dr. Corinna Hößle ist die Schirmherrin des Projekts und hat uns im Vorfeld hervorragend auf Südafrika vorbereitet. Den Aufenthalt mussten wir größtenteils selbst organisieren. Es gibt einige Stipendienprogramme, unter anderem das „promos-Stipendium“ des International Student Office sowie das „Mobilitätsstipendium“ der Fakultät V, die das Projekt unterstützen.
Wir mussten uns selbst eine Wohnung suchen und ein Auto mieten. Die Townships sind für Fremde einfach zu unsicher. Also fuhren wir jeden morgen die fünf Kilometer von unserer Wohnanlage, die mit Elektrozaun und Gitterstäben vor den Festern gesichert war, zum Unterricht in das Township. Aber es waren gerade diese Gegensätze, die den Aufenthalt einerseits so spannend machten und andererseits enorm prägten. In der Wohnanlage lebten auch andere internationale Studierende. Die haben nie einen Fuß in die Townships gesetzt. Sie haben das Südafrika, das wir tagtäglich an der Gelvandale Highschool erlebten, gar nicht mitbekommen. Wir hingegen wurden von den LehrerInnen dort äußerst herzlich aufgenommen. Einige haben uns sogar zum Essen eingeladen. Ich habe Hochachtung vor den LehrerInnen der Gelvandale Highschool. Die Klassen sind größer als bei uns. Es ist keine Seltenheit, dass ein Lehrer für mehr als 600 SchülerInnen zuständig ist. Auch die Unterrichtsform erinnert stark an Frontalunterricht. Trotzdem schaffen sie es, einen Unterricht zu gestalten, der lehrreich und spannend ist. Ich habe in den zwei Monaten alle Schulstufen – und –klassen unterrichtet. Sogar SchülerInnen, die kurz vor ihrem Abschluss standen. Ein Erfahrungsschatz, den ich nicht missen möchte. In dem Projekt habe ich jede Menge an didaktischen Erfahrungen sammeln können. Der Sprung ins kalte Wasser hat sich gelohnt: Ich habe immer noch Kontakt mit den LehrerInnen und ich bin souveräner geworden, wenn ich in Deutschland vor einer Klasse stehe. Die zwei Monate an der Gelvandale Highschool haben das Vertrauen in meine pädagogischen Fähigkeiten gestärkt.
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