Die Oldenburger Energieforschung erhält eine Millionenförderung: Die Universität ist an vier Teilprojekten im EFZN-Programm „Transformation des Energiesystems Niedersachsen“ beteiligt.
Das Ziel des Vorhabens ist es, die niedersächsische Energieforschung bis 2030 strategisch weiterzuentwickeln. In einem Team aus 180 Forschenden an 15 niedersächsischen Universitäten, Fachhochschulen und weiteren Partnern werden Oldenburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in den kommenden fünf Jahren an Lösungen für eine klimaneutrale Zukunft forschen. Die Universität ist an vier Teilprojekten sowie am Transferprogramm beteiligt, bei dreien in führender Rolle. Gebündelt werden die Projekte über das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN), ein gemeinsames wissenschaftliches Zentrum der Universitäten Oldenburg, Braunschweig, Clausthal, Göttingen und Hannover. Sprecher des EFZN-Vorstands und des neuen Forschungsprogramms ist der Oldenburger Informatiker Prof. Dr. Sebastian Lehnhoff. Das Land Niedersachsen und die VolkswagenStiftung fördern das Verbundvorhaben TEN.efzn mit insgesamt 58,2 Millionen Euro aus dem Programm zukunft.niedersachsen.
Präsident Prof. Dr. Ralph Bruder freut sich über den Erfolg der Universität: „Das große Gewicht, das die Universität Oldenburg im neuen Forschungsprogramm innehat, spiegelt ihre prägende Rolle in der niedersächsischen Energieforschung wider. Ob Windenergieforschung, Energieinformatik oder Forschung zu den gesellschaftlichen Herausforderungen der Energiewende: Eine breite Zusammenarbeit über Disziplingrenzen hinweg ist seit jeher unsere Stärke. Auch beim Transfer von Forschungsergebnissen in die Gesellschaft wird die Universität Oldenburg ihre Expertise als Gründungshochschule und Vorreiterin beim lebenslangen Lernen einbringen. Denn die Energiewende braucht auch weiterhin neue Ideen und gut ausgebildete Fachkräfte.“
Die Forschungsplattformen mit Beteiligung der Universität im Überblick:
Reallabor 70 GW Offshore Wind
Im „Reallabor 70 GW Offshore Wind“ (Fördersumme: 16,9 Millionen Euro) wird der bis 2045 geplante Ausbau der Windenergie in der deutschen Nordsee ganzheitlich aus sozio-technischer Perspektive analysiert und begleitet. Sprecherin ist die Oldenburger Physikerin Prof. Dr. Kerstin Avila vom Zentrum für Windenergieforschung ForWind, Koordinator ist ForWind-Geschäftsführer Dr. Stephan Barth. Das Teilprojekt erarbeitet Entwicklungspfade zum Erreichen der geplanten 70 Gigawatt Offshore-Leistung und überführt diese in Zusammenarbeit mit der Windbranche in Handlungsstrategien für einen nachhaltigen Ausbau
Vertrauenswürdige Digitalisierung sicherheitskritischer Energiesysteme
In dieser Forschungsplattform untersucht das Projektteam, wie sich das Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern in ein immer stärker dezentralisiertes und von digitalen Prozessen gesteuertes Energiesystem bewahren lässt – und wie dies wiederum zu einem sichereren Energiesystem beiträgt. Dafür entwickeln die Forschenden ein Vertrauensmodell, das technische und soziologische Perspektiven vereint. Es soll als theoretische Grundlage für den Aufbau vertrauenswürdiger Quartiersenergiesysteme genutzt werden. Dieses Vertrauensmodell wird in einem Reallabor praktisch erprobt und dabei kontinuierlich reflektiert und verbessert. Das Sprecherteam bilden die Oldenburger Energieinformatikerin Prof. Dr. Astrid Nieße und ihr Kollege Prof. Dr. Sebastian Lehnhoff. Die Fördersumme beträgt 8,2 Millionen Euro.
Soziale Dynamiken der Energietransformation
Diese Forschungsplattform hat das Ziel, die gesellschaftswissenschaftlichen Fragestellungen der Energiewende zu untersuchen. Die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Jannika Mattes ist Ko-Sprecherin des Teilprojekts. In enger Abstimmung mit den technischen Forschungsplattformen betrachten die Forschenden die sozialen Dynamiken der Energietransformation in Verbindung zu den technischen Entwicklungen. Durch diese sozio-technische Perspektive wird die Forschungsplattform Fragen zu Gerechtigkeit, Gemeinwohl und zur Gleichwertigkeit der Lebensumstände im Kontext der Energiewende beleuchten und Lösungsansätze für einen integrativen und sozial verträglichen Transformationsprozess entwickeln. Fördersumme: 5,5 Millionen Euro.
Landesgraduiertenkolleg „Wasserstoff und Wasserstoffderivat Ammoniak“
An demLandesgraduiertenkolleg, das mit 5,5 Millionen Euro gefördert wird, ist der Oldenburger Chemiker Prof. Dr. Michael Wark beteiligt. In dem Teilprojekt erforschen Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler die Potenziale von regenerativ erzeugtem Ammoniak, das künftig als weiterer Energieträger neben Wasserstoff eine wichtige Rolle im Energiesystem spielen könnte.
EFZN-Transfer
Die Forschungsplattformen sind über ein Transfersystem, das mit 8,3 Millionen Euro gefördert wird, miteinander verbunden. Es soll den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft fördern. Ziel ist es, die Forschungsergebnisse zeitnah in die Praxis zu bringen, Innovationen und Start-ups zu unterstützen und die Ausbildung von Fachkräften zu fördern. Der Oldenburger Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Klaus Fichter ist Ko-Sprecher dieses Transfersystems. Innerhalb des Forschungsprogramms entwickelt das C3L – Center für lebenslanges Lernen der Universität gemeinsam mit dem EFZN einen niedersachsenweiten Bildungs- und Wissens-Hub zur Energiewende. Die neue EFZN-Academy wird in den kommenden fünf Jahren an fünf Standorten aufgebaut.