In der Vorentsscheidung des Exzellenzwettbewerbs war die Universität mit ihrem Antrag zum Thema Tiernavigation erfolgreich. Auch die bestehenden Cluster in Hörforschung und Meeresforschung bewerben sich für eine Verlängerung.
Die Universität Oldenburg wird sich in der zweiten Wettbewerbsrunde der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder um drei Exzellenzcluster bewerben. Zusätzlich zu zwei Fortsetzungsanträgen darf die Hochschule nun auch einen Neuantrag stellen: Die Projektskizze für das Vorhaben NaviSense, das sich mit den Navigationsfähigkeiten von Tieren beschäftigt, wurde von einem Expertengremium positiv beurteilt, wie die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat (WR) heute bekanntgaben.
Das Projektteam um den Oldenburger Biologen Prof. Dr. Henrik Mouritsen erhält damit die Möglichkeit, bis zum 22. August einen Vollantrag einzureichen. Um die Fortsetzung eines seit 2012 geförderten Clusters geht es bei den Oldenburger Hörforscher*innen: Gemeinsam mit Forschenden aus Hannover bewerben sie sich um eine zweite Verlängerung für das Exzellenzcluster Hearing4All. Im Verbund mit der Universität Bremen stellt die Universität außerdem einen Antrag auf Fortsetzung des Exzellenzclusters „Der Ozeanboden – unerforschte Schnittstelle der Erde (Ocean Floor)“, der bisher von Bremer Forschenden geleitet wird. Die Entscheidung über alle Förderungen fällt im Mai 2025.
„Dass die Universität Oldenburg mit drei Anträgen ins Rennen um die Exzellenzcluster geht, stellt einmal mehr unsere Forschungsstärke unter Beweis“, sagt Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder. Im letzten Jahrzehnt habe die Hochschule intensiv daran gearbeitet, herausragende Forschungsthemen strategisch weiterzuentwickeln. „Das hat unsere Spitzenforschung gestärkt und zu einer gesteigerten nationalen und internationalen Sichtbarkeit der Universität geführt“, so Bruder weiter.
Erste Hürde genommen
Das Vorhaben NaviSense gehört zu den 41 von insgesamt 143 Antragsskizzen, die die erste Hürde genommen haben und zum Vollantrag aufgefordert sind. Das Forschungsteam will aufklären, wie es Tieren gelingt, über große Entfernungen zu navigieren. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sollen zudem in neue technische Entwicklungen einfließen. Dabei setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vier Schwerpunkte. Zum einen untersuchen sie, auf welchen physikalischen, biochemischen und physiologischen Vorgängen die Tiernavigation beruht und welche Sinne diesen Fähigkeiten zugrunde liegen. Da etwa der Magnetsinn von Vögeln vermutlich auf einem Quanteneffekt beruht, befassen sich die Forschenden auch näher mit quantenmechanischen Phänomenen, die bei Raumtemperatur ablaufen. Darüber untersuchen sie, welche Konsequenzen die Ergebnisse der Tiernavigationsforschung für Naturschutz und Ökologie haben. In einem vierten Schwerpunkt wollen sie Modelle und Algorithmen für technische Systeme entwickeln, die von der Tiernavigation inspiriert sind – zum Beispiel Sensoren oder autonome Geräte.
Der Exzellenzcluster Hearing4all („Hören für Alle: Medizin, Grundlagenforschung und technische Lösungen für personalisierte Hörunterstützung“) bewirbt sich nach zwei erfolgreichen Anträgen für eine weitere Förderperiode. Beteiligt sind die Universität Oldenburg, die Medizinische Hochschule Hannover und die Universität Hannover. Gemeinsam verfolgen die Partner das Ziel, innovative Lösungen für die Versorgung von Menschen mit Hörbeeinträchtigungen zu entwickeln und so die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern. In den letzten zehn Jahren konnte das Forschungsteam erhebliche Fortschritte erzielen. So gelang es beispielsweise, die Klangqualität und Sprachverständlichkeit von Hörhilfen zu optimieren, Künstliche Intelligenz (KI) in Hörgeräte zu integrieren oder Cochlea-Implantate weiterzuentwickeln. In der nächsten Förderphase wollen die Forschenden unter anderem datengetriebene Lösungen für Hörhilfen entwickeln, die genetischen Ursachen von Hörverlust mit Blick auf neue Therapiemöglichkeiten erforschen und sozial-kommunikative Faktoren des Hörverstehens beleuchten.
Rolle der Ozeanböden für Stoffkreisläufe und Biodiversität
Im Exzellenzcluster Ocean Floor der Universität Bremen sind Oldenburger Forschende bereits seit 2019 als Partner eingebunden, beim Fortsetzungsantrag tritt die Universität Oldenburg nun zusammen mit Bremen als antragstellende Hochschule auf. Der Meeresboden ist der größte Lebensraum der Erde, aber gleichzeitig einer der am wenigsten erforschten. Ziel des zukünftigen gemeinsamen Antrags ist die Rolle des Meeresbodens für Stoffkreisläufe und Biodiversität unter sich verändernden klimatischen Bedingungen zu verstehen. Dabei nutzen die Forschenden die einzigartige Infrastruktur und Erfahrung der beiden Universitäten und ihrer Partner, aber auch neue modellierende und datenwissenschaftliche Ansätze. Diese sollen erlauben, aus der Betrachtung der geologischen Vergangenheit sowie der Biogeochemie und Ökologie der Gegenwart künftige Umweltveränderungen abzuschätzen und wissenschaftliche Grundlagen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Ozeane zu liefern.
Mit der Exzellenzstrategie stärken Bund und Länder die universitäre Spitzenforschung. Gefördert werden Exzellenzcluster zu bestimmten Forschungsfeldern und Exzellenzuniversitäten als strategische Unterstützung herausragender Universitätsstandorte. Ab 2026 stehen in der Förderlinie Exzellenzcluster jährlich 539 Millionen Euro für bis zu 70 Exzellenzcluster zur Verfügung. Davon trägt der Bund 75 Prozent, das jeweilige Bundesland 25 Prozent. Die Exzellenzstrategie baut auf das Vorgängerprogramm „Exzellenzinitiative“ der Jahre 2007 bis 2017 auf.