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Teilprojekt „Maße der Bedarfsgerechtigkeit, Expertise und Kohärenz”

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  • Aufgestapeltes Feuerholz. Foto: LUM3N/Pixabay

    Wenn Heizmaterial rar ist: Testpersonen berücksichtigen den Bedarf von Menschen stärker als oft angenommen, wenn sie knappe Güter gerecht verteilen sollen, so die aktuelle Studie aus einem Oldenburger Forschungsprojekt. Foto: LUM3N/Pixabay

Wenn Heizen im Winter zum Luxus wird

Die Frage nach einer gerechten Verteilung knapper Güter prägt immer wieder die öffentliche Debatte, aktuell etwa bezogen auf mögliche Gas-Knappheit. Forschende der Philosophie geben in einer Studie Antworten – am Beispiel eines anderen Heizmaterials.

Die Frage nach einer gerechten Verteilung knapper Güter prägt immer wieder die öffentliche Debatte, aktuell etwa bezogen auf mögliche Gas-Knappheit im Falle eines russischen Lieferstopps. Forschende des Instituts für Philosophie geben in einer neuen Studie Antworten – am Beispiel eines anderen Heizmaterials.

Es handelt sich um eine bereits 2019 durchgeführte und nun veröffentlichte Online-Befragung. Darin berücksichtigten die 200 Befragten beim – aus ihrer Sicht „möglichst gerechten“ – Verteilen fiktiven Heizmaterials für den Winter die jeweilige Bedürftigkeit von Personen und ihr unterschiedliches Engagement bei dessen Beschaffung. Auch die Frage, ob eine Person selbst- oder unverschuldet in ihrer Mithilfe eingeschränkt war oder mehr Heizmaterial brauchte, spielte eine Rolle. Diese und weitere Ergebnisse der Online-Befragung hat das Team des Forschungsprojekts „Maße der Bedarfsgerechtigkeit, Expertise und Kohärenz“ an der Universität Oldenburg nun in der internationalen Fachzeitschrift „Social Choice and Welfare“ veröffentlicht.

Eine vorgegebene Menge an Feuerholz galt es für die Teilnehmenden jeweils zwischen zwei fiktiven Menschen aufzuteilen, deren bisheriger Vorrat gerade ausreichend wäre, um den Winter mehr schlecht als recht zu überstehen. Dabei variierten einerseits der Heizbedarf der fiktiven Personen und andererseits deren körperlicher Einsatz bei der Holzbeschaffung aufgrund gesundheitlicher Beschwerden, die entweder angeboren oder aber durch Rauchen trotz ärztlichen Abratens ausgelöst waren. Die Befragten hatten jeweils zehn Mal eine wechselnde Menge fiktiven Feuerholzes auf unterschiedliche Paarungen zu verteilen, so dass der Publikation 2.000 Datensätze zugrunde liegen.

Ergebnis: Beim Ausgleichen von Nachteilen – ob eine Person mehr Holz benötigte oder weniger beim Schlagen des Holzes helfen konnte – machte es für die Befragten einen deutlichen Unterschied, ob diese fiktive Person ihre gesundheitlichen Probleme selbst zu verantworten hatte oder nicht. Wer unverschuldet einen höheren Bedarf hatte oder sich weniger einbringen konnte, erhielt eine signifikant höhere Menge Heizmaterial.

Generell fiel die Bedürftigkeit höher ins Gewicht als das eigene Engagement: Unabhängig von der eigenen Verantwortlichkeit für ihre persönliche Situation erhielten bedürftigere Personen immer eine größere Menge Feuerholz, als ihrem eigenen Beitrag entsprochen hätte – wobei diese Kompensation des Bedarfs geringer ausfiel, wenn diese Person verantwortlich für ihren eigenen Nachteil war.

„Die quantitative Analyse zeigt klar, dass die Befragten verschiedene Verteilungsprinzipien wie eine gleiche, eine leistungsbezogene oder eine bedarfsgerechte Verteilung gegeneinander abwägen und dabei auch die Verantwortlichkeit der Empfänger für etwaige Nachteile einbeziehen“, so Erstautor Alexander Max Bauer, der am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg promoviert.

Auch bestimmte Charakteristika der Befragten spielten eine Rolle bei ihrer Abwägung, wie das Feuerholz auf die jeweilige Paarung gerecht zu verteilen wäre: So billigten Befragte mit höherem Netto-Haushaltseinkommen der jeweils benachteiligten Person eine verhältnismäßig größere Menge Feuerholz zu als die Befragten mit niedrigerem Einkommen. Auch zeigte sich, dass die Raucherinnen und Raucher unter den Befragten einer fiktiven Person mit selbstverschuldeten gesundheitlichen Beschwerden tendenziell mehr Feuerholz zukommen ließen als der Durchschnitt. „Hier könnte ein Solidaritätseffekt unter Rauchenden zum Tragen kommen“, so Ko-Autor und Projektleiter Prof. Dr. Mark Siebel. Zudem beobachteten die Forschenden, dass die politische Einstellung einen Effekt hat: Befragte, die sich selbst eher der rechten Seite des politischen Spektrums zuordneten, sorgten bei der Verteilung des Heizmaterials für weniger Gleichverteilungen.

Insgesamt, so resümieren die fünf Autor*innen aus Oldenburg, Jülich, Bremen und Hamburg, unterstreiche die Studie auch „die gelegentlich unterschätzte Bedeutung von Bedarf als Kriterium einer gerechten Verteilung“. Das Projekt „Maße der Bedarfsgerechtigkeit, Expertise und Kohärenz“, in dessen Kontext die Publikation entstand, ist Teil der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsgruppe „Bedarfsgerechtigkeit und Verteilungsprozeduren“ unter Leitung von Volkswirt Prof. Dr. Stefan Traub von der Universität der Bundeswehr Hamburg.

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