Der Rohbau des neuen Forschungslabors für Turbulenz und Windenergiesysteme "WindLab" ist fertig. Herzstück des 2.300 Quadratmeter großen Neubaus ist ein turbulenter Windkanal. Er soll dazu beitragen, die Effizienz von Windparks zu steigern.
Im WindLab untersuchen WissenschaftlerInnen das Zusammenspiel von turbulenten atmosphärischen Strömungen mit Windenergiesystemen – also von Windparks, Windenergieanlagen und ihren Komponenten. So sollen exakte Daten über das Betriebsverhalten von Windenergieanlagen und großer Offshore-Windparks gewonnen werden. Der Neubau wurde vom Wissenschaftsrat 2012 befürwortet und als besonders förderungswürdig eingestuft. Zu den Gästen des Richtfests zählten Niedersachsens Finanzminister Peter-Jürgen Schneider sowie Wilhelm Wickbold, Leitender Baudirektor des Staatlichen Baumanagements Lüneburger Heide.
„Im Rahmen der Energiewende nimmt die Bedeutung der Windenergienutzung stetig zu. Die Erforschung des ‚Kraftstoffes Wind‘ und die Nutzung und Weiterentwicklung der vorhandenen Infrastruktur eröffnen Chancen für den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Niedersachen und für die Entwicklung der gesamten Küstenregion. Die rund 20 Millionen Euro für den Neubau sind somit eine gute Investition in die Zukunft“, so Finanzminister Schneider, der sich vom Baufortschritt beeindruckt zeigte und seinen Dank an alle bisher am Bau Beteiligten aussprach.
Das vierstöckige WindLab bietet Platz für über 130 WissenschaftlerInnen aus den Bereichen Physik, Meteorologie, Ozeanographie und Ingenieurswissenschaften. Nutzen werden den neuartigen Windkanal Forscher der Universitäten Oldenburg und Hannover, der Jade Hochschule, des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik (Bremerhaven) sowie des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation (Göttingen).
„Mit dem WindLab bauen wir unsere Forschung im Bereich erneuerbare Energien zukunftsorientiert und auf höchstem technischen Niveau aus. Dabei setzen wir auch auf die enge Vernetzung und Zusammenarbeit mit zahlreichen Expertinnen und Experten, die den Oldenburger turbulenten Windkanal nutzen werden“, betonte Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, kommissarische Präsidentin der Universität Oldenburg, anlässlich des Richtfests.
Die Oldenburger Wissenschaftler unter der Leitung des Windenergieexperten Prof. Dr. Martin Kühn, des Turbulenzforschers Prof. Dr. Joachim Peinke und des Energiemeteorologen Dr. Detlev Heinemann zeichneten für die Inhalte des Antrags zu dem Forschungsneubau verantwortlich. Im Vergleich zu Windkanälen, wie sie beispielsweise in der Luftfahrt genutzt werden, lassen sich in dem turbulenten Windkanal der Universität Windfelder simulieren, wie sie in der Natur vorkommen. „Versuche im Windkanal wurden bisher immer unter besonders turbulenzarmen Bedingungen durchgeführt“, erklärte der Physiker und Turbulenzexperte Peinke beim Richtfest. Das entspreche aber gerade im Bereich der Windenergie nicht der Realität. Windenergieanlagen seien bei einer Betriebszeit von 20 Jahren bis zu 100 Millionen Windstößen ausgesetzt, was extreme Herausforderungen an Material und Technik stelle. „Mit dem neuen Windkanal sind wir nun in der Lage, exakte Versuche zu Turbulenzentwicklungen auf Rotorblättern, einzelnen Modellwindenergieanlagen oder Anlagen in Windparkanordnungen durchzuführen“, so Peinke. Die Untersuchungen sollen dazu beitragen, die Effizienz von Windparks zu steigern und technische wie finanzielle Risiken zu vermeiden.
Entworfen wurde das WindLab vom Stuttgarter Architektenbüro HammesKrauseArchitekten. Die Gesamtkosten von rund 20 Millionen Euro tragen je zur Hälfte der Bund und das Land Niedersachsen. Im kommenden Jahr soll das WindLab bezugsfertig sein.