„Visible Learning“ – Lernprozesse sichtbar machen – ist sein Thema: Der Neuseeländer Prof. Dr. John Hattie gilt als einer der einflussreichsten Bildungsforscher der Gegenwart. Am Mittwoch, 17. April, 10.00 Uhr, hält er an der Universität einen öffentlichen Vortrag (Campus Haarentor, Hörsaalzentrum A14, Hörsaal 1).
Für den Wissenschaftler, der sich in der ersten Jahreshälfte auf Europareise befindet, ist es der einzige Vortrag in Deutschland. Anlass für Hatties Besuch: Der Oldenburger Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Klaus Zierer hat Hatties Werk „Visible Learning“ zusammen mit dem Schweizer Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Wolfgang Beywl ins Deutsche übersetzt. Hattie, der der Einladung des Didaktischen Zentrums (diz) der Universität folgt, erhält an diesem Tag die deutsche Ausgabe seiner Studie aus den Händen der beiden Übersetzer.
Hattie ist seit 2011 Hochschullehrer für Erziehungswissenschaften und Direktor des Melbourne Education Research Institute an der University of Melbourne. 2009 hat er seine inzwischen weltbekannte Studie veröffentlicht, die auf der Basis umfangreichen empirischen Materials Indikatoren für gute Schülerleistungen bereitstellt. Die Fachwissenschaft diskutiert es seither als Meilenstein der Bildungsforschung. Seine Thesen treffen auch in der Öffentlichkeit auf breites Interesse.
In seinem Vortrag stellt Hattie die Studie vor, für die er Befunde aus über 800 Meta-Analysen gebündelt und gewichtet hat. Die gebündelten Analyen basieren auf über 50.000 englischsprachigen Einzelstudien mit empirischen Daten zu 250 Millionen SchülerInnen. Daraus hat der Bildungsforscher 138 Faktoren extrahiert, die in unterschiedlichem Maß Einfluss auf schulische Lernleistungen haben. Er beschreibt die Faktoren detailliert und ordnet sie den Einflussbereichen „Lernender“, „Elternhaus“, „Schule“, „Curriculum“, „Lehrperson“ und „Unterricht“ zu. Daraus formuliert er Einschätzungen zu aktuell diskutierten Bildungsfragen wie beispielsweise „Sitzenbleiben“, „Offene Unterrichtsformen“, „Hausaufgaben“ und „Feedback“.
Hatties Kernbotschaft ist, dass es für das Gelingen von Lernprozessen in der Schule primär auf die LehrerInnen ankommt. Diese benötigten ein erweitertes Rollenverständnis ihres Berufs. Wichtig sei, dass sie von den SchülerInnen ein Feedback einfordern, ihren Lernerfolg evaluieren und Lernen so „sichtbar“ machen. „Die Botschaft, die Hattie daraus für Regierungen ableitet, ist eindeutig“, erläutert Zierer: „Man muss in die Lehrerbildung investieren.“ Hatties Studie werde in den kommenden Jahren auch die Bildungslandschaft in Deutschland nachhaltig beeinflussen, ist sich Zierer sicher.