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  • Blick von oben auf vier Studierende, die mit ihrer Lehrkraft am Anatomage stehen, einem Bildschirmtisch, der gerade das Skelett eines Menschen darstellt.

    Medizinische Lehre findet häufig in Kleingruppen statt. Wenn ab dem Wintersemester die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger im Fach Humanmedizin um 50 Prozent steigt, bedeutet das einen deutlich höeren Raum- und Personalbedarf. Foto: Daniel Schmidt / Universität Oldenburg

40 Stühle mehr aufzustellen, reicht nicht

Im Wintersemester beginnen 120 statt bisher 80 junge Menschen ihr Medizinstudium in Oldenburg. Die Vorbereitungen dafür sind aufwendig. Und die Zeit ist knapp.

Im Wintersemester beginnen 120 statt bisher 80 junge Menschen ihr Medizinstudium in Oldenburg. Die Vorbereitungen dafür sind aufwendig. Und die Zeit ist knapp.

In der ehemaligen Tischlerei im Erdgeschoss des Gebäudes A3 ist es laut. Dabei ist die Haustischlerei schon im vergangenen Jahr umgezogen. Auch die benachbarte Schlosserei gibt es nicht mehr. Stattdessen reißt ein Bautrupp Wände ein und macht aus den ehemaligen Werkstätten moderne Mikroskopierräume. Insgesamt 64 Plätze entstehen hier, die insbesondere von Medizinstudierenden genutzt werden sollen.

„Wir müssen bis zum Wintersemester fertig werden“, betont Carsten Steinbrenner, der im Dezernat Gebäudemanagement für die Flächen- und Bauplanung zuständig ist. Normalerweise versuchen er und sein Team, den Entwicklungen an der Universität mit ihrer Planung immer einen Schritt vor-
aus zu sein. In diesem Fall aber haben sich die Ereignisse überschlagen.

Taskforce bereitet den Studienstart vor

Rückblick: Im Sommer 2021 war vermeintlich klar, dass sich die angekündigte Erhöhung der Medizinstudienplätze von 80 auf 120 verzögert. Die Niedersächsische Landesregierung hatte die für den Aufwuchs erforderlichen Mittel nicht in ihrem Haushaltsplanentwurf berücksichtigt. Auf die Enttäuschung folgte Mitte November die Freude: Der Landtag verankerte die Mittel in Höhe von jährlich 10,8 Millionen Euro doch noch im Doppelhaushalt 2022/23 und machte damit den Weg frei für 120 Studienplätze pro Jahr ab dem kommenden Wintersemester.

Seitdem laufen an vielen Stellen die Vorbereitungen auf Hochtouren, damit alles bereit ist, wenn im Oktober erstmals 120 Medizin-Erstsemester den Campus betreten. „Wir haben eine Taskforce im Dekanat einberufen“, berichtet Lehrkoordinatorin Stephanie Baszczok. Unter Leitung von Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang, Dekan der Fakultät VI Medizin und Gesundheitswissenschaften, und Prof. Karsten Witt, dem Studiendekan, plant diese alle erforderlichen Schritte. Baszczoks drängendste Aufgabe ist es, die Stundenpläne von 120 Erstsemestern zu organisieren.

Das ist im Modellstudiengang Humanmedizin besonders schwierig, denn theoretische und praktische Inhalte wechseln sich im Laufe des Semesters immer wieder ab. Dafür müssen Baszczok und ihre Kolleginnen und Kollegen passende Dozentinnen und Dozenten einplanen, die aufgrund ihrer Tätigkeiten als Ärztinnen und Ärzte zeitlich stark gebunden sind, variierende Gruppengrößen berücksichtigen, Laborpraktika terminieren und den Raumbedarf koordinieren.

Dass die Planung so kompliziert ist, liegt nicht nur an den Ansprüchen der Universität selbst an ihre Lehre. Die bundesweit vorgegebene ärztliche Approbationsordnung und andere Vorgaben regeln zum Beispiel, wie viele Studierende in einem Seminar, einer Übung oder einer Kleingruppe sitzen dürfen. Mehr Studierende bedeuten deshalb auch mehr Kleingruppen und damit einen gestiegenen Raum- sowie Personalbedarf.

Klinisches Trainingszentrum mit neuen Räumen

Die Taskforce fängt bei ihrer Planung jedoch nicht bei null an. Schon beim Aufwuchs auf 80 Studienplätze vor drei Jahren wurde die Erweiterung auf 120 mitgedacht. „Wir müssen uns jetzt aber bei allen Beteiligten rückversichern, dass die Pläne noch realistisch sind und sie dann umsetzen“, sagt Baszczok.

Fast einsatzbereit sind die neuen Räume des Klinischen Trainingszentrums (KTZ). Im Gebäude V02 hat sich die Fläche, auf der Studierende in nachgebauten Arztpraxen und mit zahlreichen Modellen und Simulatoren praktische Fertigkeiten erlernen, fast verdoppelt.

„Mit einem Schlag 50 Prozent mehr Studierende – das ist schon eine Herausforderung“, sagt Dr. Katrin Wüstenbecker, Ärztliche Leiterin des KTZ. Mit bisher 80 Studierenden seien die alten Räume bereits an ihre Grenzen gekommen. Sie ist deshalb froh, dass die Vergrößerung nun fast abgeschlossen ist. Noch wartet das Team auf letzte Ausstattungsgegenstände, die aber trotz Lieferschwierigkeiten bis zum Wintersemester eingetroffen sein sollten.

„Wir freuen uns sehr, dass wir künftig mehr Medizinerinnen und Mediziner ausbilden können, die die Region so dringend braucht“, sagt Dekan Nothwang. Er wisse um die besondere Herausforderung, die sich durch den knappen zeitlichen Vorlauf ergebe. „Damit die neuen Studierenden im Herbst einen gelungenen Start bei uns haben, erbringen gerade viele Menschen hinter den Kulissen Höchstleistungen. Ihnen gilt mein besonderer Dank.“

Auch nach 2022 wird die Fakultät VI weiterwachsen – nicht zuletzt räumlich. Am Pophankenweg entsteht ein Forschungsgebäudekomplex inklusive der dringend benötigten Nass-Anatomie. Aktuell müssen Oldenburger Studierende für diese Anatomiepraktika nach Groningen fahren. Auch die Zahl der Studierenden pro Jahrgang soll noch einmal steigen – perspektivisch auf 200.

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