Story, Aufnahme, Schnitt - alles ist selbst gemacht bei Steffen Pilneys Hörspiel „Tod auf der Kegelbahn!". Der Student des Oldenburger Masterprogramms „Integrated Media“ erntet viel Lob für sein Erstlingswerk.
Ein komischer Hörspiel-Krimi soll es sein. Das ist Steffen Pilney sofort klar, als es um seine Abschlussarbeit geht. Ein knappes Jahr später lädt der Masterstudent zur Premiere von „Tod auf der Kegelbahn!“ ins Unitheater: Es gibt viel Lob – und jede Menge Heiterkeit. „Zum Glück haben sie an den richtigen Stellen gelacht“, sagt Steffen Pilney augenzwinkernd. Der 26-Jährige denkt gern an die Premiere seines Erstlingswerks zurück: Etwa 70 Hörspielfans kamen an einem winterlichen Sonntagnachmittag ins Oldenburger Uni Theater (OUT). „Viele der Gäste kannte ich gar nicht. Es waren einfach Hörspiel-Fans, die nicht aus Freundschaft zu mir, sondern tatsächlich wegen meines Stücks gekommen waren. Als ich das realisierte – das war das Schönste überhaupt“, erinnert sich der junge Autor. Er ist froh, doch noch eine richtige Premiere veranstaltet zu haben. „Eigentlich wollte ich nur einen Kasten Bier hinstellen und mit den Sprechern ein wenig feiern, aber so war es natürlich viel schöner“, sagt der Student des Masterprogramms „Integrated Media“.
Auf ganz andere Art und Weise erzählen
Dass der praktische Teil seiner Abschlussarbeit ein Hörspiel werden sollte, hatte Pilney bereits Ende 2015 beschlossen. „Das Tolle am Hörspiel ist, dass man auf eine ganz andere Art und Weise erzählen kann als bei einem Film beispielsweise“, sagt er. Es sei eine ganz eigene Art von Herausforderung mit guten Sprechern, Geräuschen und Musik das Publikum in eine fremde Welt zu entführen und einmalige Szenerien zu erschaffen. Dabei entdeckte der gebürtige Leeraner seine Liebe zur Hör-Geschichte erst spät. „Ich war nie das klassische Hörspielkassetten-Kind. Die drei ???, TKKG – das hat mich alles nicht sonderlich interessiert“, sagt Pilney. Erst als 15-Jähriger ging es los, mit den Gruselgeschichten um Geisterjäger John Sinclair. „Das war einfach großartiges Kopfkino.“
In dieser Zeit entdeckte er auch sein Faible für das Komische – eine Vorliebe, die auch in „Tod auf der Kegelbahn!“ nicht zu überhören ist: Privatdetektiv Wilhelm „Willie“ Walter wird von seinem ehemaligen Partner, dem Polizeihauptkommissar Bernd Stockhammer, damit beauftragt, Hinweise zum Mord an einer jungen Frau zu finden. Das Sonderbare ist der Tatort: Die junge Frau wurde auf einer Kegelbahn gefunden. Was hatte sie dort nur zu suchen? Und: Was haben die Femme Fatale Lolita LaSalle und der Mafiaboss Salvatore „Sal“ Morano damit zu tun? Willie Walter macht sich auf die Suche und deckt in bester Film-Noir-Manier ein unglaubliches Komplott auf.
Geistesblitz im Zug
Der absonderliche Inhalt seines Hörspiels nahm seinen Anfang in einem Zugabteil. „Ich war auf dem Weg nach Berlin und hatte plötzlich einen Geistesblitz – den Titel meines Hörspiels: Tod auf der Kegelbahn. Das passte einfach perfekt“, erinnert sich der junge Mann. Noch während der Fahrt legte Pilney am Laptop los und schrieb den ersten Manuskriptentwurf. Zurück in Oldenburg traf er sich mit dem künstlerischen Leiter des OUT, Kai Janssen, der eines Tages beim Campusradio vorbeischaute, wo Pilney mitarbeitete. „Ich habe ihn dann einfach gefragt, ob er Schauspieler kennt, die Lust hätten, bei einem Hörspiel mitzumachen“, erzählt Pilney.
Die beiden veranstalteten ein Casting. Über den Sommer fanden sich 13 Sprecher für das Projekt zusammen – die meisten von ihnen kamen aus dem OUT. Einen Monat dauerten die Aufnahmen in den Tonstudios. Eine anstrengende Zeit, da Pilney gleichzeitig als Produzent, Cutter und Tonmeister aktiv war. Ein grundlegendes Verständnis der Schnittsoftware hatte er sich bereits während des Studiums angeeignet, auch das Seminar „Filmvertonung“ zahlte sich aus.
Und wie geht es weiter? Kürzlich reichte Pilney sein Werk beim Berliner Hörspielfestival ein. Nun wartet er auf die Rückmeldung, ob er „Tod auf der Kegelbahn!“ bei dem Festival der unabhängigen deutschsprachigen Hörspielszene im März präsentieren kann. Als Hörspielautor weitermachen will er aber in jedem Fall. „Ich habe große Lust eine Serie von kleinen Stücken zu entwickeln, die sich an den Horrorhörspielen der 80er Jahre orientieren“, sagt er. Sobald die Masterarbeit fertig geschrieben ist, will er loslegen.