Stärken und Schwächen aufzeigen, Maßnahmen ableiten und so die Qualität von Studium und Lehre steigern – darum geht es bei der „Internen Evaluation“. Warum dafür neben quantitativen Befragungen auch qualitative Verfahren unentbehrlich sind, zeigt das Beispiel des Studiengangs Sozialwissenschaften.
Evaluation oder Evaluierung kommt vom Lateinischen valere: „stark, wert sein“. Dahinter verbergen sich oft ausführliche Fragebögen, Zahlenkolonnen und mitunter schwer verständliche Statistiken. Warum dieser Aufwand die Mühe wert ist und wie der Dialog dabei eine maßgebliche Rolle spielen kann, beweist das vierköpfige Team des Arbeitsbereichs „Interne Evaluation“, das zum Referat Studium und Lehre gehört. Für den Studiengang Sozialwissenschaften lieferte das Team beispielsweise wichtige Erkenntnisse zur Abbruchquote im Bachelor.
Das Team um Dr. Nicola Albrecht hat verschiedene Evaluationsangebote im Repertoire, um kleine und große Gruppen von Studierenden, Lehrenden oder Alumni zu befragen. Die Ergebnisse bereitet es anschaulich für die internen Auftraggeber*innen und die Hochschulöffentlichkeit auf. „Dazu zählt auch, dass wir zu den Ergebnissen und möglichen Verbesserungsmaßnahmen beraten“, sagt Rosa Maria Knierim, die seit 2017 dabei ist.
Der Studiengang Sozialwissenschaften nutzt seit dem Wintersemester 2023/24 einmal jährlich das neue Evaluationsangebot „Dialog im Fokus“, das auf Diskussion und Feedback der Studierenden setzt. „Wir wollten wissen, warum viele Studierende den Bachelor im ersten und zweiten Semester abbrechen und ob wir daran etwas ändern können“, sagt Prof. Dr. Jan Sauermann, Politikwissenschaftler am Institut für Sozialwissenschaften.
Zusammen Veränderungen erreichen
In den zwei Durchgängen, die bisher stattgefunden haben, erhielten jeweils rund 50 Studierende die Gelegenheit, in moderierten Gruppendiskussionen über die Vor- und Nachteile ihres Studieneinstiegs in die Sozialwissenschaften zu sprechen. Was gefällt ihnen bisher am Studiengang, was fehlt ihnen und was könnte man verbessern? Das Moderationsteam der Internen Evaluation dokumentierte die Ergebnisse der Gruppendiskussionen. „Die Ergebnisse haben wir mit den Verantwortlichen des Studiengangs besprochen, welche diese wiederum anschließend mit den Studierenden und in Gremien thematisiert haben“, so Knierim.
„Das Ganze hat uns bisher drei wesentliche Erkenntnisse gebracht“, freut sich Jan Sauermann. „Wir wissen nun, weshalb einige ihr Studium abbrechen. Wir kennen zudem viel besser als vorher die Wünsche und Ansprüche an den Studiengang. Außerdem fühlen sich unsere Studierenden stärker gesehen und verstanden.“
Die wichtigste Erkenntnis zu den Studienabbrecher*innen: „Es kam heraus, dass einige Studienanfänger das Studium der Sozialwissenschaften nutzen, um die Wartezeit für einen zulassungsbeschränkten Studiengang zu überbrücken“, so Sauermann. Andere wiederum haben Schwierigkeiten, sich zu organisieren. „Das ist zum Beispiel unter Erstakademikern ein häufiger Abbruchsgrund.“ An dem einen Fakt könne man nichts ändern, an dem anderen aber schon. So unterstützt das Institut inzwischen die Fachschaft bei der Planung der Angebote für die Orientierungswoche, um Neulingen den Start ins Studium zu erleichtern.
Von den Studierenden kam der Wunsch nach mehr Struktur. „Sie schlugen vor, Präsentationen oder Alt- und Probeklausuren zum Lernen zur Verfügung gestellt zu bekommen. Auch das haben wir mittlerweile umgesetzt“, so Sauermann. Ein weiterer Wunsch, der erst durch die Evaluation zu Tage trat, war der nach mehr Transparenz bei den Bonusleistungen: Wie konkret können die Studierenden durch zusätzliche Leistungen neben den normalen Prüfungsanforderungen weitere Kreditpunkte erhalten?
Lob für gute Betreuung und aktive Mitgestaltung
Auch die Teilnahme am „Dialog im Fokus“ konnte als Bonusleistung angerechnet werden. Die Durchführung fand im Statistikseminar von Lena Dahlhaus statt, die sich als Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Sozialwissenschaften stark für die Entwicklung des Studiengangs engagiert. „Die Durchführung hat circa 90 Minuten gedauert. Ich habe die Seminarzeit dafür aber gerne zur Verfügung gestellt, denn die Durchführung hat uns viel konstruktives Feedback eingebracht“, berichtet sie.
Das spiegelt sich mittlerweile auch auf einschlägigen Bewertungsportalen wider – Oldenburger Studierende loben hier explizit die gute Betreuung in den Sozialwissenschaften und die Möglichkeit, den Studiengang aktiv mitzugestalten. „Das ist für uns als Uni natürlich eine tolle Win-win-Situation“, freut sich Rosa Maria Knierim. Während das Instrument „Dialog im Fokus“ die Weiterentwicklung ganzer Studiengänge unterstützt, richtet sich ein ähnliches Evaluationsverfahren an einzelne Lehrveranstaltungen.
Mithilfe des „Teaching Analysis Poll“ (TAP), das die Interne Evaluation gemeinsam mit der Hochschuldidaktik anbietet, lässt sich ermitteln, wie zufrieden Studierende mit ihrer Lehrveranstaltung sind. Auch hier finden moderierte Diskussionen mit Studierenden innerhalb der Lehrveranstaltung statt. Sie äußern sich dazu, was ihnen beim Lernen hilft, was sie bremst und welche Verbesserungsvorschläge sie haben. Die Ergebnisse werden gesammelt und mit der Lehrperson vertraulich besprochen, die dann wiederum in den Austausch mit den Studierenden geht und – sofern nötig – ihren Lehrplan direkt verändern kann. „Kein kleiner Aufwand für eine einzelne Lehrveranstaltung – aber einer, der sich definitiv lohnt“, sagt Knierim.
Für das laufende Wintersemester 2025/26 sind noch Anmeldungen für „Dialog im Fokus” möglich.