Workshop "Steigerung der Versorgungsqualität durch Überwindung der Sektorengrenzen" (Juni 2015)
Workshop "Steigerung der Versorgungsqualität durch Überwindung der Sektorengrenzen" (Juni 2015)
Workshop "Steigerung der Versorgungsqualität durch Überwindung der Sektorengrenzen"
Zum zweiten Workshop des Projekts „Überwindung der Sektorengrenzen und Steigerung der Versorgungsqualität“ begrüßte Herr Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein vom Department für Versorgungsforschung der Universität Oldenburg am 10.06.2015 über 40 Experten, Entscheider und Wissenschaftler, um über aktuelle Entwicklungen und Chancen zur Steigerung der Versorgungsqualität durch Überwindung der Sektorengrenzen zu diskutieren.
„Das Netzwerk Versorgungsforschung leistet einen wichtigen Beitrag zum Umgang mit dem demographischen Wandel, einer der großen regionalen Herausforderungen“, so Dr. Anna Meincke, Geschäftsführerin Metropolregion Nordwest, die zu Beginn der Veranstaltung die Metropolregion Nordwest vorstellte. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin – DGINA, Herr Dr. med.Timo Schöpke, referierte über aktuelle Entwicklungen in der Notfallversorgung und stellte Auszüge aus dem „Gutachten zur ambulanten Notfallversorgung im Krankenhaus“ vor. Nach Schätzung der DGINA werden jährlich ca. 10 Mio. ambulante Notfallbehandlungen in den deutschen Krankenhäusern durchgeführt, das Patientenaufkommen nimmt weiter um ca. 4 – 8% jährlich zu. Dabei wirkt sich die Finanzierung der ambulanten und stationären Versorgung im Gesundheitswesen ungünstig auf die Krankenhäuser aus: die ambulant in der Notaufnahme behandelten Fälle werden nicht kostendeckend vergütet und führen zu einer ausgeprägten Unterfinanzierung. Eine engere Kooperation zwischen den ambulanten Bereitschaftsdienstpraxen der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenhaus-Notaufnahmen sowie eine angemessene Vergütung der ambulanten Notfallbehandlungen im Krankenhaus seien daher unverzichtbar.
Dr. Dominik Graf von Stillfried (Geschäftsführer des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland - ZI) stellte Ergebnisse des Projekts „Versorgungsatlas“ vor. Es wurde die Arbeitsteilung zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte untersucht und dabei 21 Best-Practice-Regionen identifiziert, zu denen auch die Landkreise Oldenburg, Ammerland und die kreisfreie Stadt Oldenburg gehören. In diesen Regionen werden Patienten deutlich häufiger ambulant statt stationär behandelt. Dies führt beispielsweise in der Stadt Oldenburg zu einer statistischen Ersparnis für die Krankenkassen von 37,50€ pro Versicherten. Das ambulante Versorgungspotential wird in Oldenburg im regionalen Vergleich sehr stark ausgeschöpft und somit unnötige Kosten vermieden. Ein Ausschöpfen des ambulanten Versorgungspotentials könnte den demografisch bedingten Ausgabenanstieg verringern und zu erhebliche Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen führen. Unsere best-practice-Region könne als Vorbild für andere Gegenden dienen.
Josef Roß, Leiter Sozialer Dienst im Pius Hospital Oldenburg und Vorstandsmitglied Versorgungsnetz Gesundheit, berichtete über das Oldenburger Überleitungsprojekt, initiiert vom Versorgungsnetz Gesundheit. Eine interdisziplinäre und einrichtungsübergreifende Projektgruppe bestehend aus Mitgliedern der drei Oldenburger Krankenhäuser, niedergelassenen Ärzten, ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen hat Instrumente entwickelt, welche die Kommunikation und Kooperation der Gesundheitseinrichtungen untereinander erleichtern und eine abgestimmte Versorgung von Patienten über Einrichtungs- und Sektorengrenzen hinaus ermöglichen.
Zum Abschluss stellten Insa Seeger und Lars Rölker-Denker (Projektteam) erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt vor. Dazu wurden 28 Krankenhäuser im nordwestlichen Niedersachsen besucht und die so gewonnenen Interviewdaten ausgewertet. Es konnte bspw. ermittelt werden, dass auch hier in der Region die Fallzahlen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser beständig zunehmen und dies zu einer hohen Belastung in den Krankenhäusern führt. Auch das Überleitungsmanagement wird in der Region praktiziert, so kann z.B. eine Verringerung der Liegezeiten und ein schneller Beginn der Rehabilitation erreicht werden. Die geriatrische Versorgung in der Region wird ebenfalls als positiv beurteilt, Lücken gibt es noch in der gerontopsychiatrischen Versorgung.
Die Vorträge können per E-mail netzwerk-versorgungsforschung@uol.de angefordert werden. Ein weiterer Workshop wird voraussichtlich im Spätherbst 2015 stattfinden.