Summer School 2016
Kooperationen
Oldenburg School for the Social Sciences and the Humanities
05.-18. September 2016
Programm und Information
Ankündigung Summer School 2016
Summer School 2016
Summer School 2016
Ort: Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Zeitraum: 14.-18. September 2016
Sprache: Englisch/Deutsch
Teilnehmende: Doktorand_innen der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften
Partizipation als Versprechen und Forderung der Moderne
Mit dem Begriff der Partizipation beschreiben sich moderne westliche Gesellschaften als Gesellschaften, in denen die Teilnahme und Teilhabe aller (oder möglichst vieler) nicht nur gewährleistet, sondern zugleich auch eingefordert wird. Diese Bezugnahme auf Partizipation als Kategorie der Selbstbeschreibung erfolgt auf ganz unterschiedliche Weise und in ganz verschiedenen Kontexten und findet sich etwa in Verfassungstexten, im Rahmen von Inklusionskonzepten in Bildungsdebatten oder in der Rhetorik sozialer Bewegungen.
In diesen Kontexten wird in der Regel auf positiv normative Weise auf den Begriff der Partizipation Bezug genommen. Mit anderen Worten: Die Idee der Partizipation ist hier die einer aktiven Partizipation, welche das Resultat einer als autonom und selbstständig verstandenen Entscheidung ist („Ich will und kann an etwas teilnehmen bzw. teilhaben“).
Durch diese begriffliche Zuspitzung, aus der sich auch die Vorstellung passiver Partizipation (der jene autonome und selbstständige Entscheidung eben nicht vorausgeht) ableiten lässt, ergibt sich nun eine grundlegende Voraussetzung für aktive Partizipation: Jemand kann nur aktiv partizipieren, wenn er oder sie nicht schon von vornherein Teil ist. Aktive Partizipation bedarf also zunächst einer Pluralität von Partizipationskontexten, die für Ein- und Austritte offen sind. Daraus wiederum resultieren eine Reihe von Ambivalenzen: Denn einerseits geht die Idee aktiver Partizipation mit der Vorstellung eines autonomen Akteurs einher, andererseits werden diese Akteure erst über die Partizipation an gesellschaftlichen Teilbereichen als partizipierende Subjekte hervorgebracht. In einigen Fällen begrenzen die Teilbereiche jedoch die zugesagte Autonomie und damit die zahlreichen Möglichkeiten, zu partizipieren, indem sie die Akteure/Subjekte/Personen übermäßig vereinnahmen. Diese Argumentation ist häufig der Anlass einer Kritik an Ökonomisierung, Oligarchisierung, Stratifizierung der Weltgesellschaft, Verwissenschaftlichung, Kontrollgesellschaft, Neoliberalismus, Politisierung uvm. Folglich, so scheint es, kann die Partizipation an Teilbereichen einer Gesellschaft den Autonomieanspruch verunmöglichen, der für die Idee aktiver Partizipation grundlegend ist. Dieser Umstand gewinnt an zusätzlicher Komplexität, wenn das normative Autonomieversprechen und die Differenzierung moderner Gesellschaften nicht nur gleichursprünglich, sondern wechselseitige Bedingung füreinander sind, und kann dementsprechend auch als spezifisch modernes Paradox gelesen werden: aus der Möglichkeit zu partizipieren – „Du darfst partizipieren“ – wird ein Imperativ, der zur Freiheit aufruft – „Du musst partizipieren“ bzw. „Du musst freiwillig und aktiv partizipieren wollen“.
Mögliche Fragestellungen, die sich aus und in diesem Zusammenhang ergeben, an die oben skizzierten Gedanken anschließen, diese weiterführen und ausdifferenzieren und somit im Rahmen der Sommerschule genauer beleuchtet werden könnten, lauten: