Berufswunsch Wissenschaftlerin? Das Mentoring Programm „Fem4Scholar“ unterstützt mit Seminaren und Workshops Studentinnen, die eine geisteswissenschaftliche Karriere ins Auge fassen.
Nach dem Master an der Universität bleiben, ein eigenes Forschungsprojekt verfolgen und am Ende vielleicht sogar eine Promotion abschließen? Darüber denken viele Studierende im Laufe ihres Bachelors oder Masters nach. Doch nicht wenige verwerfen diese Idee wieder – etwa weil sie meinen, nicht gut genug zu sein, die Karrierechancen unklar sind oder sie schlicht nicht wissen, wie man diesen Weg einschlägt.
Diese gedanklichen Hürden möchte Carla Schiever aus dem Weg räumen. Die promovierte Philosophin lehrt am Institut für Musik und am Institut für Philosophie. Zum Sommersemester hat sie das Mentoringprogramm „Fem4Scholar“ ins Leben gerufen: In einer Seminarreihe möchte sie Studentinnen der Fakultät III – Sprach- und Kulturwissenschaften und der Fakultät IV – Human- und Gesellschaftswissenschaften an eine wissenschaftliche Karriere heranführen. Und mit dem Wissen ausstatten, das für die Entscheidung, eine solche Karriere anzustreben, wichtig ist.
Potenziale fördern und Selbstbewusstsein stärken
Die Seminarreihe auf Studentinnen dieser Fächer zu beschränken, hat Schriever ganz bewusst entschieden: „In den ganzen MINT-Programmen liegt der Fokus ja auch auf Frauen. Und da möchte ich anschließen, um zu zeigen: Es gibt dieses Ungleichgewicht auch in den Geisteswissenschaften.“ Zumal Frauen in der Lehrendenschaft dieser Fächer unterrepräsentiert seien: Während tendenziell mehr Frauen als Männer Geistes- oder Kulturwissenschaften studieren, verändere sich dieses Verhältnis auf den höheren Karrierestufen. Frauen stießen hier nach wie vor auf die viel zitierte und durch Studien belegte „gläserne Decke“ – eine Metapher für unsichtbare Faktoren und Prozesse, die dazu führen, dass Frauen trotz hoher Qualifikation nicht in Führungspositionen gelangen.
Um auch vor diesem Hintergrund Studentinnen zu animieren, eine berufliche Laufbahn in der Wissenschaft anzustreben, ist es laut Schriever essenziel, ihr Selbstbewusstsein zu stärken: „Viele denken immer noch, sie müssten von den Lehrenden angesprochen werden, ob sie Interesse an einer Promotion haben“, erzählt sie. Selbst die Initiative zu ergreifen und Interesse zu bekunden, würden sich viele nicht zutrauen.
Learning by doing
Hier setzt Schriever mit dem Mentoring an: „Natürlich gibt es Frauen, die machen das einfach und es gibt auch Männer, die sich das nicht zutrauen“, sagt Schriever. Letztere können zwar nicht an ihrem Seminar teilnehmen, wohl aber an einer Reihe von Workshops, die die Nachwuchswissenschaftlerin ebenfalls anbietet: Diese sind für alle Interessierten geöffnet und vertiefen einzelne Aspekte aus den Seminaren. Für beide Formate gilt: Sie orientieren sich an den Bedürfnissen von Kultur- und GeisteswissenschaftlerInnen. Eine Promotion oder auch das Einwerben von Drittmitteln laufe hier in der Regel deutlich anders als beispielsweise in den Naturwissenschaften. „Die haben ganz andere Methoden“, sagt Schriever.
Die Inhalte des Seminars hat Schriever so gewählt, dass die Studierenden möglichst viel Praktisches lernen: Wie entwickle ich einen Forschungsschwerpunkt? Wie bewerbe ich mich auf ein Stipendium? Und wo kann ich Fördergelder beantragen? „Dabei geht es nicht nur um theoretisches Wissen. Die Teilnehmenden sollen die einzelnen Schritte auch tatsächlich gehen. Sie sollen sich einen Forschungsschwerpunkt überlegen, für diesen dann ein Abstract schreiben und sich damit bei einer anstehenden Konferenz bewerben.“ Auf dem Programm steht außerdem, Präsentationen zu halten und ein gemeinsames Symposium zu organisieren. Am Ende sammeln die Studierenden nicht nur viel Erfahrung, sondern auch Materialien, auf denen sie aufbauen können – vom wissenschaftlichen Lebenslauf bis zum Bewerbungsfoto.
Den Zugang erleichtern
Besonders wichtig ist Schriever der niedrigschwellige Zugang zu den einzelnen Themen. Schließlich seien neben Masterstudierenden auch Bachelorstudierende angesprochen. „Selbst wer sich am Ende gegen die wissenschaftliche Karriere entscheidet, kann von den erworbenen Kompetenzen profitieren, da diese auch in anderem Bereichen nützlich sein können“, sagt Schrievers. Studierenden, die sich dann tatsächlich ganz konkret für den Weg der Promotion interessieren, stünde für die nächsten Schritte das breite Angebot der Nachwuchsförderung der Universität offen – wie beispielsweise die Graduiertenschule für Gesellschafts- und Geisteswissenschaften (3GO), das Graduiertenkolleg Selbstbildungen oder auch die Angebote der Graduiertenakademie.
Schriever ist überzeugt, dass Projekte wie das Mentoring dazu beitragen, das Bewusstsein der Studierenden zu ändern. Sie hoffe, dass durch den Druck von unten langfristig die gläserne Decke angehoben werden kann.