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Erfahrene Begleitung – Teil 2

Mentoring-Programm Progressio

Karriereziel Professur fest im Blick: Homepage-Interview mit Prof. Dr. Annett Thiele

Info

Das Mentoring-Programm „Progressio“ ist eine von zwei Linien des Helene Lange-Mentoring-Programms der Universität. Es richtet sich an Wissenschaftlerinnen, die das Karriereziel Professur im Blick haben – an erfahrene Postdoktorandinnen, Nachwuchsgruppenleiterinnen, Junior-Professorinnen und Tenure-Track-Professorinnen. Das Programm soll wissenschaftlich hochqualifizierte Frauen ermutigen, ihr Karriereziel konsequent weiter zu verfolgen. Es umfasst neben dem Mentoring durch eine selbst gewählte erfahrene Person aus dem eigenen Fach ein Rahmenprogramm aus Workshops, Einzelcoachings und Diskussionsabenden. „Progressio“ wird aus Mitteln des Professorinnenprogramms finanziert, einem Förderprogramm des Bundessforschungsministeriums. Die erste Runde begann 2020 und dauerte ein Jahr. Aktuell sind Bewerbungen für die zweite Runde möglich, die Ende September mit einer Auftaktveranstaltung startet. Sechs bis acht Mentoring-Tandems könnten teilnehmen.

Kontakt

Dr. Susanne Elpers
Konzeptionelle Nachwuchsförderung Schwerpunkt Postdocs und Gleichstellung

  • Die Eins-zu-Eins-Mentoring-Beziehung ist Kern des Programms „Progressio“. Illustration: istock/Ponomariova_Maria

Erfahrene Begleitung – Teil 1

Die Universität fördert Nachwuchswissenschaftlerinnen durch ein Mentoring-Programm. Im ersten Teil berichten die Geochemikerin Sinikka Lennartz und ihre Mentorin Julia Pongratz, welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

Die Universität fördert Nachwuchswissenschaftlerinnen durch ein Mentoring-Programm. Im ersten Teil berichten die Geochemikerin Sinikka Lennartz und ihre Mentorin Julia Pongratz, welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

„Ein bisschen mehr Gelassenheit“

Die Mentee: Prof. Dr. Sinikka Lennartz ist seit April 2021 Juniorprofessorin für Biogeochemische Ozeanmodellierung am Institut für Biologie und Chemie des Meeres (ICBM) an der Universität Oldenburg. Derzeit ist sie beurlaubt für einen einjährigen Forschungsaufenthalt am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Zuvor war sie Postdoktorandin in der Forschungsgruppe Marine Geochemie, einer Brückengruppe des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie und des ICBM. Lennartz studierte Geoökologie in Tübingen und Braunschweig und schrieb ihre Doktorarbeit am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.

„Ich habe schon im Studium viele Erfahrungen an Forschungsinstituten gesammelt. Seitdem ist mir klar, dass ich den Weg in die Wissenschaft weiterverfolgen möchte. Als ich mich für das Mentoring-Programm beworben habe, war ich Postdoktorandin und wollte den nächsten Schritt zur Gruppenleitung machen. Als Mentorin habe ich jemanden gesucht, der diesen Weg schon gegangen ist.

Tatsächlich war es gar nicht so einfach, eine Mentorin in meinem Feld zu finden. Das Thema Modellierung ist stark männlich besetzt. Doch dann bin ich auf Julia gekommen: Sie ist eine renommierte Forscherin in einem Gebiet, das sich mit meinem nicht zu sehr überlappt, aber doch ähnlich genug ist, um sich gut austauschen zu können. Wir kannten uns vorher nicht.

Meine Intention am Anfang war es zunächst, mit Hilfe von Julia eine rückblickende Perspektive zu bekommen. Mir ging es darum, meine Position besser formulieren und reflektieren zu können. Doch während unserer Gespräche wurde die Hilfe schnell sehr konkret. Zum Beispiel ging es um das Thema: Wie führe ich ein Einstellungsgespräch? Julia hat mir Fragenkataloge zur Verfügung gestellt, weil sie sich darüber natürlich auch schon Gedanken gemacht hatte. Auch beim Bewerbungsverfahren für meine Juniorprofessur habe ich von ihr viel Unterstützung bekommen, das war wirklich super.

Ich fand es gut, dass das Programm „Progressio“ drei Ansätze verfolgt, die sich ergänzen. Zum einen hat man die Mentoringbeziehung, dann den Austausch mit den anderen Wissenschaftlerinnen, die sich auf der gleichen Karrierestufe befinden und die gleichen Fragen haben. Und dann natürlich die Kurse, die das Ganze abrunden. Ich fand beispielsweise die Workshops zum Thema Zeitmanagement und Konfliktmanagement sehr hilfreich.

Was ich für mich mitgenommen habe, ist ein bisschen mehr Gelassenheit. Durch die Gespräche mit Julia und den anderen Teilnehmerinnen habe ich gesehen, dass Unsicherheiten normal sind in so einer neuen Phase.

Auch nachdem das Programm zu Ende ist, sind Julia und ich noch in Kontakt. Wenn ich eine Frage habe, schicke ich ihr eine kurze Mail und bekomme durch ihre Antwort meist einen neuen Blickwinkel auf mein Problem. Das ist ein guter Weg, weil wir beide mit Arbeit und Familie gut ausgelastet sind.“

 

„In den MINT-Fächern ist einiges aufzuholen“

Die Mentorin: Prof. Dr. Julia Pongratz ist seit 2018 Inhaberin des Lehrstuhls für Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuvor leitete sie innerhalb des Emmy-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine unabhängige Nachwuchsgruppe am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. In ihrer Forschung befasst sie sich mit Erdsystemmodellierung und Rückkopplungen zwischen Mensch, Klima und Vegetation.

„Ich habe sofort Ja gesagt, als Sinikka mich gefragt hat, ob ich ihre Mentorin sein möchte. Es macht mir Spaß, ambitionierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler auf ihrem Weg zu unterstützen. Denn es muss ja nicht sein, dass jeder das Rad neu erfindet. Ich habe von Minerva-FemmeNet profitiert, einem ähnlichen Programm der Max-Planck-Gesellschaft für Nachwuchswissenschaftlerinnen. Daher weiß ich, wie sehr es hilft, seine Gedanken einer anderen Person gegenüber auszudrücken. Es ist wichtig, dass jemand zuhört, nachvollzieht, nickt und Fragen stellt. Und einem zeigt, dass manche Ängste absolut nachvollziehbar sind und Probleme überwindbar.

Viele Fragen, vor denen Sinikka gerade steht, haben mich vor nicht allzu langer Zeit auch zum Schwitzen gebracht. Im Emmy-Noether-Programm wird man gut ausgebildet, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man zum Beispiel tatsächlich zum ersten Mal jemanden einstellen muss. Ich kann gut nachvollziehen, welches Kopfzerbrechen man sich dann macht, so lange ist das bei mir auch noch nicht her.

Was die Gender-Balance betrifft, ist in den MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – nach wie vor einiges aufzuholen. Das führt dazu, dass man als Frau enorm viel zusätzlich leisten muss. Es ist schon signifikant, wieviel mehr Zeit ich im Vergleich zu meinen männlichen Kollegen in Berufungskommissionen und ähnlichen Gremien verbringe, ich werde häufiger um Gutachten gebeten, auch für andere Universitäten. All das addiert sich. Ich finde es aber auch wichtig, diese Aufgaben anzunehmen, denn anders lässt sich wahrscheinlich kein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis etwa bei den Professuren herstellen. Ich würde mir wünschen, dass der zeitliche Mehraufwand kompensiert würde. An einigen Universitäten gibt es etwa zusätzliche Postdoktoranden-Stellen oder reduzierte Lehrverpflichtung für Frauen in Leitungspositionen, aber das ist bislang leider die Ausnahme.

So wichtig Frauenförderung ist: Ich sehe auch, dass sich in der nächsten Generation gerade etwas ändert. Bei mir sind es jetzt die männlichen Postdoktoranden, die in Elternzeit gehen und eigentlich mehr Unterstützung bräuchten. Das lässt hoffen, dass spezielle Frauenförderprogramme vielleicht schon bald gar nicht mehr nötig sind.“

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