Die Mentorin: Prof. Dr. Julia Pongratz ist seit 2018 Inhaberin des Lehrstuhls für Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zuvor leitete sie innerhalb des Emmy-Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine unabhängige Nachwuchsgruppe am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. In ihrer Forschung befasst sie sich mit Erdsystemmodellierung und Rückkopplungen zwischen Mensch, Klima und Vegetation.
„Ich habe sofort Ja gesagt, als Sinikka mich gefragt hat, ob ich ihre Mentorin sein möchte. Es macht mir Spaß, ambitionierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler auf ihrem Weg zu unterstützen. Denn es muss ja nicht sein, dass jeder das Rad neu erfindet. Ich habe von Minerva-FemmeNet profitiert, einem ähnlichen Programm der Max-Planck-Gesellschaft für Nachwuchswissenschaftlerinnen. Daher weiß ich, wie sehr es hilft, seine Gedanken einer anderen Person gegenüber auszudrücken. Es ist wichtig, dass jemand zuhört, nachvollzieht, nickt und Fragen stellt. Und einem zeigt, dass manche Ängste absolut nachvollziehbar sind und Probleme überwindbar.
Viele Fragen, vor denen Sinikka gerade steht, haben mich vor nicht allzu langer Zeit auch zum Schwitzen gebracht. Im Emmy-Noether-Programm wird man gut ausgebildet, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man zum Beispiel tatsächlich zum ersten Mal jemanden einstellen muss. Ich kann gut nachvollziehen, welches Kopfzerbrechen man sich dann macht, so lange ist das bei mir auch noch nicht her.
Was die Gender-Balance betrifft, ist in den MINT-Fächern – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – nach wie vor einiges aufzuholen. Das führt dazu, dass man als Frau enorm viel zusätzlich leisten muss. Es ist schon signifikant, wieviel mehr Zeit ich im Vergleich zu meinen männlichen Kollegen in Berufungskommissionen und ähnlichen Gremien verbringe, ich werde häufiger um Gutachten gebeten, auch für andere Universitäten. All das addiert sich. Ich finde es aber auch wichtig, diese Aufgaben anzunehmen, denn anders lässt sich wahrscheinlich kein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis etwa bei den Professuren herstellen. Ich würde mir wünschen, dass der zeitliche Mehraufwand kompensiert würde. An einigen Universitäten gibt es etwa zusätzliche Postdoktoranden-Stellen oder reduzierte Lehrverpflichtung für Frauen in Leitungspositionen, aber das ist bislang leider die Ausnahme.
So wichtig Frauenförderung ist: Ich sehe auch, dass sich in der nächsten Generation gerade etwas ändert. Bei mir sind es jetzt die männlichen Postdoktoranden, die in Elternzeit gehen und eigentlich mehr Unterstützung bräuchten. Das lässt hoffen, dass spezielle Frauenförderprogramme vielleicht schon bald gar nicht mehr nötig sind.“