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Erfahrene Begleitung – Teil 1

Mentoring-Programm Progressio

Karriereziel Professur fest im Blick: Homepage-Interview mit Prof. Dr. Annett Thiele

Info

Das Mentoring-Programm „Progressio“ ist eine von zwei Linien des Helene Lange-Mentoring-Programms der Universität. Es richtet sich an Wissenschaftlerinnen, die das Karriereziel Professur im Blick haben – an erfahrene Postdoktorandinnen, Nachwuchsgruppenleiterinnen, Junior-Professorinnen und Tenure-Track-Professorinnen. Das Programm soll wissenschaftlich hochqualifizierte Frauen ermutigen, ihr Karriereziel konsequent weiter zu verfolgen. Es umfasst neben dem Mentoring durch eine selbst gewählte erfahrene Person aus dem eigenen Fach ein Rahmenprogramm aus Workshops, Einzelcoachings und Diskussionsabenden. „Progressio“ wird aus Mitteln des Professorinnenprogramms finanziert, einem Förderprogramm des Bundessforschungsministeriums. Die erste Runde begann 2020 und dauerte ein Jahr. Aktuell sind Bewerbungen für die zweite Runde möglich, die Ende September mit einer Auftaktveranstaltung startet. Sechs bis acht Mentoring-Tandems könnten teilnehmen.

Kontakt

Dr. Susanne Elpers
Konzeptionelle Nachwuchsförderung Schwerpunkt Postdocs und Gleichstellung

  • Die Eins-zu-Eins-Mentoring-Beziehung ist Kern des Programms „Progressio“. Illustration: istock/Ponomariova_Maria

Erfahrene Begleitung – Teil 2

Die Universität fördert Nachwuchswissenschaftlerinnen durch ein Mentoring-Programm. Im zweiten Teil berichten die Sportwissenschaftlerin Irene Faber und ihre Mentorin Ria Nijhuis-van der Sanden, welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

Die Universität fördert Nachwuchswissenschaftlerinnen durch ein Mentoring-Programm. Im zweiten Teil berichten die Sportwissenschaftlerin Irene Faber und ihre Mentorin Ria Nijhuis van der Sanden, welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

Neue Sichtweisen entwickeln

Die Mentee: Dr. Irene Faber ist Postdoktorandin am Institut für Sportwissenschaften im Arbeitsbereich „Sport und Bewegung“. Sie studierte Bewegungswissenschaften an der Radboud Universität im niederländischen Nijmegen. Anschließend war sie an der Saxion University of Applied Sciences in Enschede Dozentin und Koordinatorin für Lehrmodule in einem Masterstudiengang. Ihre Promotion, die sie parallel an der Radboud Universitätsklinik verfasste, wurde von Prof. Dr. Ria Nijhuis-van der Sanden betreut, die nun auch ihre „Progressio“-Mentorin war. Fabers Forschungsgebiet ist die Talentförderung im Sport.

„Ria und ich kennen uns schon lange, bereits während des Studiums habe ich Kurse bei ihr belegt. Sie hat sowohl meine Masterarbeit als auch meine Dissertation betreut. Als das Mentoringprogramm begann, habe ich mich an sie gewandt, weil sie mich so gut kennt und außerdem sehr erfahren ist.

Bei den Workshops im Mentoringprogramm sind unterschiedliche Fragen aufgetaucht. Manchen Teilnehmerinnen ging es um Arbeitsorganisation, die Balance zwischen Privatleben und Beruf oder ob sie eine Habilitation schreiben sollen oder nicht. Für mich war eine andere Ebene wichtig: Wie entwickle ich meine Persönlichkeit weiter, wie gehe ich mit Konflikten oder Machtkämpfen um.

Das Programm hat diese Entwicklung mit verschiedenen Workshops unterstützt. Die Veranstaltungen haben mir dabei geholfen, neue Sichtweisen zu entwickeln, Möglichkeiten zu erkennen, und zu sehen, dass man nicht im System feststeckt, sondern immer etwas ändern kann. Viele Punkte habe ich anschließend mit Ria vertieft, das war eine schöne Kombination.

Eine andere Sache, die insbesondere Frauen in diesem Programm lernen können: Grenzen zu ziehen und sich nicht alles selbst aufzuladen. Alle Frauen in unserer Gruppe sind ehrgeizig und geben ihr Bestes. Aber als fortgeschrittene Nachwuchswissenschaftlerin ist man in einer neuen Position, man muss nicht alles selber machen. Manchmal ist es gut zu priorisieren oder Aufgaben aufzuteilen. Es war eine große Erleichterung zu sehen, dass wir alle ähnliche Erfahrungen machen, dass wir nicht alleine sind und dass wir uns gegenseitig unterstützen können.

Das Mentoring-Programm hat mir auch dabei geholfen, darüber nachzudenken, was ich im Leben erreichen möchte. Mir ist klargeworden, dass mir vor allem der Inhalt meiner Arbeit wichtig ist: Durch meine Forschung möchte ich dazu beizragen, dass Kinder schon in einem relativ frühen Alter dabei gefördert werden, sich bestmöglich zu entwickeln. Das bereitet mir mehr Freude als alles andere, in diesem Bereich möchte ich mit meiner Forschung etwas bewirken. Wenn ich eine Professur bekommen sollte, dann wäre es mir nicht vorrangig wegen der Position wichtig, sondern wegen dem, was ich dadurch in der Gesellschaft bewegen kann.“

Ria und ich werden bestimmt auch nach dem Ende des Programms in Kontakt bleiben. Es tut mir gut, sie um Rat zu fragen. Sie hilft mir, meine eigenen Gedanken zu strukturieren, wenn sie ein bisschen chaotisch sind. Ria stärkt mir immer den Rücken.“

 

„Wir Frauen müssen uns stärker gegenseitig unterstützen“

Die Mentorin: Prof. Dr. Ria Nijhuis van der Sanden ist Professorin im Ruhestand. Nach einer Ausbildung zur Physiotherapeutin führte sie 20 Jahre lang eine eigene Praxis. Anschließend wechselte sie als Abteilungsleiterin für pädiatrische Physiotherapie an die Radboud Universitätsklinik (Radboudumc) im niederländischen Nijmegen. Ihre akademische Karriere begann sie mit einem Studium der Sozialwissenschaften. Ihren Doktortitel erlangte sie 2003 im Alter von 50 Jahren. 2009 wurde sie auf die Professur für Angewandte Gesundheitswissenschaften am Radboudumc berufen.

 

„Zuerst war es für mich nicht unbedingt logisch, dass ich Irenes Mentorin sein sollte, unter anderem, weil ich das deutsche Wissenschaftssystem nicht gut kenne. Aber sie hat mich überzeugt. Schließlich geht es beim Mentoring nicht darum, dass ich für sie eine Lösung finde. Sondern darum, dass ich ihr helfe, über verschiedene Themen nachzudenken. Ich finde, das ist die wichtigste Aufgabe beim Mentoring: Dem Gegenüber dabei zu helfen, seine Rolle zu reflektieren. Was passiert gerade, welche Fähigkeiten habe ich, welche brauche ich noch, wer kann mir helfen? Es ist auch wichtig, dass Mentorin und Mentee einen guten Draht zueinander haben, auf Niederländisch sagen wir „een klik hebben“ – dann funktioniert es.

Der wichtigste Punkt von Programmen wie „Progressio“ ist für mich, dass sie dazu beitragen, das Selbstbewusstsein zu stärken, den Glauben an sich selbst. Das hilft in Situationen, wenn es etwa darum geht, wer der Erstautor bei einer Veröffentlichung sein oder eine Projektleitung übernehmen soll. Oft lernt man in solchen Programmen auch Strategien, um beispielsweise in Konflikten gut mit seinen Emotionen umgehen zu können – dass man sich nicht von ihnen überwältigen lässt, sondern sich die Zeit nimmt, einen Schritt zurückzutreten und darüber nachzudenken, was gerade passiert.

In der Wissenschaft spielt es nach wie vor eine Rolle, ob man ein Mann ist oder eine Frau. Ich denke, wir Frauen müssen lernen, uns noch stärker gegenseitig zu unterstützen. Etwa, indem wir Kandidatinnen aus unserem Netzwerk für bestimmte Ämter oder Jobs ins Spiel bringen, wenn wir danach gefragt werden. Viele Frauen denken, sie sind für Führungspositionen nicht geeignet. Mir ging es auch so: Als meine Professur ausgeschrieben wurde, habe ich mich zuerst gar nicht beworben. Erst, als eine befreundete Professorin mich angerufen und gefragt hat, wo meine Bewerbung bleibt, habe ich gedacht, warum nicht?

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