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    Wie spiegeln sich die Unterschiede der Gesundheitssysteme in den Niederlanden und Deutschland konkret in der Versorgung der Bevölkerung wieder? Dieser Frage gehen Forscher des Cross-Border Institut Oldenburg/Groningen in einem neuen Projekt nach. Foto: Universität Oldenburg

Gute Gesundheitsversorgung über Grenzen hinweg

Wie wirken sich die unterschiedlichen Gesundheitssysteme in Deutschland und den Niederlanden konkret auf die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung aus? Dieser Frage widmet sich ein neues Projekt von Oldenburger und Groninger Forschern.

Wie wirken sich die unterschiedlichen Gesundheitssysteme in Deutschland und den Niederlanden konkret auf die Gesundheitsversorgung der Bürgerinnen und Bürger aus? Dieser Frage widmet sich ein neues Projekt von Oldenburger und Groninger Versorgungsforschern am Beispiel der Ems-Dollart-Grenzregion.

Unter Leitung des Oldenburger Versorgungsforschers Prof. Dr. Falk Hoffmann und seiner Kollegin Prof. Dr. Lena Ansmann untersucht ein interdisziplinäres Konsortium, wie sich strukturelle Unterschiede der Gesundheitssysteme konkret auf die Versorgung von Patienten in der Ems-Dollart-Region auswirken. Das Vorhaben „Comparison of healthcare structures, processes and outcomes in the German and Dutch cross-border region (CHARE-GD I)” wird vom niedersächsischen Wissenschaftsministerium (MWK) in den kommenden drei Jahren mit rund einer Million Euro gefördert.

Das Projekt ist am Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI) angesiedelt, einer gemeinsamen Initiative der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Oldenburg, der Rijksuniversiteit Groningen und des Universitätsklinikums Groningen (UMCG). „Die Zusammenarbeit im Cross-Border Institut erlaubt uns, gemeinsam gesundheitsbezogene Fragen zu untersuchen und gleichzeitig voneinander zu lernen“, betont Prof. Dr. Hans Gerd Nothwang, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Oldenburg.

Forschungslücke schließen

„Die Gesundheitssysteme in Deutschland und den Niederlanden gehören zu den besten in Europa“, erläutert Versorgungsforscher Hoffmann. Doch obwohl beide Systeme vor ähnlichen Herausforderungen stünden, etwa bedingt durch den demographischen Wandel, sei die Gesundheitsversorgung sehr unterschiedlich organisiert. So ist die Zahl der Krankenhäuser und Krankenhausbetten in Deutschland höher als in den Niederlanden. Und während rund die Hälfte aller Fachärzte in Deutschland niedergelassen ist, findet die fachärztliche Versorgung in den Niederlanden fast vollständig in Kliniken statt. „Doch wie sich diese strukturellen Unterschiede im Einzelnen auf die Versorgung und letztlich auf Behandlungsergebnisse auswirken, ist bisher kaum systematisch untersucht worden. Diese Lücke wollen wir mit unserem aktuellen Projekt versuchen zu schließen“, sagt Hoffmann.

In dem Vorhaben arbeiten niederländische und deutsche Versorgungsforscher, Public Health-Experten, Biomediziner, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler sowie Informationstechnologen Hand in Hand. Dies ermöglicht dem Konsortium, die jeweiligen Eigenheiten beider Gesundheitssysteme auf verschiedenen Ebenen systematisch zu untersuchen. „Letztlich wollen wir damit auch die wissenschaftlichen Grundlagen für eine grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung legen“, sagt Hoffmann.

Ems-Dollart-Region als Reallabor

Die ländliche Grenzregion zwischen dem Nordosten der Niederlande und dem Nordwesten Deutschlands dient dem Projektteam dabei als ein Reallabor. Ziel des Vorhabens ist unter anderem, eine Daten-Infrastruktur aufzubauen, die etwa öffentlich zugängliche Informationen über die Organisation der Gesundheitsversorgung in der Ems-Dollart-Region und damit auf beiden Seiten der Grenze identifiziert und zusammenführt. Die Daten sollen sowohl künftigen wissenschaftlichen Untersuchungen eine systematische Grundlage bieten als auch Entscheidungsträgern und Patienten zur Verfügung stehen.

Zudem untersuchen die Forscherinnen und Forscher die gesundheitliche Versorgung in drei verschiedenen Sektoren: Mit Blick auf die medizinische Grundversorgung wollen sie vergleichen, wie häufig antibiotika-resistente Keime bei Betroffenen mit Harnwegsinfekten auftreten. Um Unterschiede in der klinischen Rehabilitation nach einer Hüftoperation geht es in einem weiteren Teilprojekt. Ein drittes Teilvorhaben zielt darauf ab, die Gesundheitsversorgung in Pflegeheimen in beiden Ländern zu vergleichen. „Unser Vorhaben soll auch als wichtiger Ausgangspunkt dienen für das, was die Europäische Rahmenrichtlinie fordert – nämlich, die Abstimmung der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung umzusetzen“, sagt der Groninger Mediziner Prof. Dr. Alex Friedrich.

Eine europäische Gesundheitsversorgung

Um die wissenschaftliche Grundlage für eine solche Zusammenarbeit zu legen, haben Prof. Dr. Lena Ansmann und Prof. Dr. Axel Hamprecht, Leiter des Universitätsinstituts für Medizinische Mikrobiologie und Virologie, sowie der Public Health Experte Prof. Dr. Jochen Mierau und der Medizinische Mikrobiologe und Krankenhaushygieniker Prof. Dr. Alex Friedrich, UMCG Rijksuniversiteit Groningen, das Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI) gegründet.

„Eine im europäischen Sinne gedachte Gesundheitsversorgung sollte nicht an Ländergrenzen haltmachen“, betont Ansmann. Eine wichtige Grundlage hierfür sei, aus dem Vergleich des niederländischen und deutschen Gesundheitssystems Schlussfolgerungen zu ziehen und Empfehlungen für die Praxis zu geben. Das Ziel sei auch, evidenzbasierte Lösungen für gemeinsame Probleme in der Gesundheitsversorgung zu finden, schreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des CBI in einem aktuellen Positionspapier. Um dies zu erreichen, ist nach Ansicht der Unterzeichner des Papiers, zu denen auch der Vorstand der Ems-Dollart-Region gehört, die Beteiligung und das Engagement verschiedener Interessengruppen nötig. „Wir laden daher Krankenversicherungen der Region, gesundheitspolitische Entscheidungsträger, Gesundheitsbehörden in der Provinz Groningen, Drenthe, Friesland und in der Weser-Ems-Region in Deutschland ein, sich den Bemühungen des CBI anzuschließen und sie zu unterstützen“, sagt Ansmann.

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