Trotz Corona-Pandemie absolviert die Studentin Leah Hupp derzeit ein Auslandssemester an der Universität in Seoul – und ist vom südkoreanischen Krisenmanagement beeindruckt.
Ein oder zwei Semester an einer Hochschule im Ausland verbringen – das ist der Traum vieler Studierender. Doch als sich die Corona-Pandemie zu Beginn des Jahres immer weiter ausbreitete, mussten viele ihre Pläne aufschieben oder sogar aufgeben. Reisewarnungen, Quarantänemaßnahmen, geschlossene Hochschulen oder Sorgen um die eigene Gesundheit ließen die Aussichten auf eine unbeschwerte Studienzeit in anderen Ländern in weite Ferne rücken.
Eine, die trotz dieser Unsicherheiten an ihren Plänen festgehalten hat, ist Leah Hupp. Die 24-Jährige, studiert in Oldenburg Sustainability Economics and Management (SEM) und ist Mitte März für ein Auslandssemester nach Seoul gereist. Zu diesem Zeitpunkt war Südkorea nach China das Land mit den meisten Corona-Infektionen. „Meine Freunde, Familie und ich hatten uns viele Gedanken darüber gemacht, wie sich die Lage weiterentwickelt“, berichtet die Studentin. Mitte März schien die Corona-Pandemie noch weit entfernt von Europa. „Die Bilder, die mich dagegen aus Südkorea erreichten, wirkten sehr surreal.“
Trotz allem gut aufgehoben
Doch Hupp hatte sich mehr als ein Jahr darauf vorbereitet, nach Südkorea zu gehen und wollte sich die Chance nicht entgehen lassen. „Nachdem ich mich über das Krisenmanagement in Südkorea informiert und mit koreanischen Freunden gesprochen hatte, hatte ich das Gefühl, dass ich in Seoul trotz alledem gut aufgehoben sein werde“, sagt die Studentin.
Damit ist Hupp eine der wenigen Studierenden, die in diesem Sommersemester von Oldenburg aus ins Ausland gegangen sind. „Die meisten haben ihren Aufenthalt abgebrochen oder verschoben“, sagt Roman Behrens, der im International Office (IO) der Universität für Auslandsaufenthalte von Studierenden in Russland, Asien, Afrika, Australien und im Nahen Osten zuständig ist.
Um den Studierenden, die dennoch den Schritt ins Ausland gewagt haben, möglichst gut zur Seite zu stehen, standen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IO vom Beginn der Pandemie an im noch engeren Austausch mit den Partneruniversitäten. „Wir sind sehr gut vernetzt und erhalten von unseren Kolleginnen und Kollegen im Ausland viele wichtige Informationen. So können wir unsere Studierenden mit Informationen aus erster Hand versorgen und ihnen bei vielen Entscheidungen helfen“, sagt Behrens.
Gut organisiertes Vorgehen
Gerade Südkorea war von Anfang an sehr konsequent gegen die Pandemie vorgegangen – beispielsweise mit umfangreichen Tests und einer Überwachungsapp. Als Leah Hupp am 13. März in das Land einreiste, verlieh ihr dieses gut organisierte Vorgehen viel Sicherheit: „Am Flughafen wurde die Temperatur gemessen, alle trugen einen Mundschutz und an jeder Ecke stand Handdesinfektionsmittel“, erzählt sie.
Das änderte aber nichts daran, dass auch an der Universität Seoul, die seit 2016 Partneruni der Uni Oldenburg ist, das Semester digital starten würde. Nachdem Hupp bereits im Land war, stellte sich heraus, dass schließlich das gesamte Semester online verlaufen würde. Die Studentin sieht dies jedoch nicht als Nachteil: „Durch das eigenständige Aufarbeiten von Video-Vorlesungen und kleinen wöchentlichen Hausaufgaben beschäftigt man sich intensiver mit den Vorlesungsinhalten“, berichtet sie. „Das Semester verläuft unproblematisch, und die Dozenten sind sehr zuvorkommend und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“ Sogar neue Möglichkeiten haben sich für Hupp durch die Corona-Pandemie eröffnet. Denn dank Online-Semester kann sie gleichzeitig einen Kurs in Oldenburg belegen.
Kommilitonen digital kennenlernen
Da das öffentliche Leben in Südkorea weniger drastische Einschränkungen als hierzulande erfahren hat, genießt Hupp derzeit ein fast normales studentisches Leben. Auf dem Campus waren etwa Mensa und Bibliothek die gesamte Zeit zugänglich und auch Restaurants, Cafés, Bars und Klubs sind weitgehend geöffnet. Die studentischen Tutoren der University of Seoul hatten bereits im Voraus Kontakt zu den Austauschstudierenden aufgenommen und eine Facebook-Gruppe gegründet. „So habe ich bereits am ersten Tag in Seoul meine Kommilitonen kennenlernen können“, erzählt Hupp. Innerhalb Südkoreas habe sie sich die gesamte Zeit problemlos bewegen können, berichtet sie.
Dass all dies möglich ist, liege wohl auch an dem erfolgreichen Krisenmanagement im Land, sagt die Studentin. Überall gebe es beispielsweise Plakate, die auf Abstandregeln oder Niesetikette hinweisen. Auch die Einstellung der Bevölkerung sei beeindruckend, denn alle seien sehr kooperativ und trügen fast ständig eine Maske. „Die Sorge um das Gemeinwohl scheint höher zu sein als bei uns“, sagt Hupp. „Insgesamt bin ich sehr dankbar, mein Semester in Seoul trotz der schwierigen Situation nahezu uneingeschränkt absolvieren zu dürfen. Das ist nicht selbstverständlich.“