17 Prozent aller Europäer haben nach Angaben der Europäischen Kommission nicht genug Mittel, um ihre grundlegendsten Bedürfnisse zu erfüllen. Wie dem Problem beikommen? Ein neues Forschungsprojekt an der Universität Oldenburg sucht nach Lösungen.
Die Zahlen alarmieren: 19 Prozent der Kinder in der EU leben in Armut. 17 Prozent aller Europäer haben nicht genug Mittel, um ihre grundlegendsten Bedürfnisse zu erfüllen. Das berichtet die Europäische Kommission „Beschäftigung, Soziales und Integration“ auf ihrer Website. „Combating Poverty in Europe“ (COPE), das neue Forschungsprojekt an der Universität Oldenburg, fragt, wie der Armut beizukommen ist.
Die Europäische Kommission fördert COPE mit zwei Millionen Euro. Die Koordination liegt beim Jean Monnet Centre for Europeanisation and Transnational Regulations Oldenburg (CETRO). „Wir erhoffen uns neue Erkenntnisse, mit deren Hilfe die Mindestsicherung in Europa besser gewährleistet werden kann, so dass weniger Menschen unter der Armutsgrenze leben müssen“, erläutert Prof. Dr. Martin Heidenreich (Foto), Leiter des CETRO und Initiator von COPE. Offizieller Projektstart ist am 1. Februar, die Laufzeit beträgt zunächst drei Jahre.
Die beteiligten ForscherInnen stammen aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich, Italien, Schweden, Polen und Norwegen. Sie wollen die aktuelle Situation in Europa empirisch untersuchen. Dafür vergleichen sie nationale Armutspolitiken und Systeme zur Mindestsicherung. Außerdem untersuchen sie die Rolle öffentlicher Einrichtungen, Trägerorganisationen und zivilgesellschaftlicher Organisationen. „Wir möchten ein umfassendes Bild der Teilhabechancen von armen und sozial ausgegrenzten Menschen in Europa zeichnen“, so Heidenreich. „Dabei steht die Frage im Mittelpunkt: Wie können Sozialhilfe und Arbeitslosengeld II so gestaltet werden, dass sie Armutsrisiken und die soziale Ausgrenzung zum Beispiel von Migranten und Langzeitarbeitslosen verringern?“
In der engen Rückbindung an die Praxis sieht die Europäische Kommission den Vorteil von COPE: „Das Projekt soll nicht allein wissenschaftliche Standards erfüllen, sondern auch den Diskurs über praktische Lösungen flankieren“, sagt Marc Goffart, zuständiger Kommissionsbeamter der EU. „Deshalb begleiten sozialpolitische Akteure unser Forschungsprojekt auf der lokalen, nationalen und europäischen Ebene.“
Schon bald kommen die Projektpartner in Oldenburg zusammen: Ende Februar auf einer Auftaktkonferenz, um die Weichen für die gemeinsame inhaltliche Arbeit der nächsten drei Jahre zu stellen. Es folgen Treffen in regelmäßigen Abständen, bei denen externe Sachverständige beratend zur Seite stehen. Im Januar 2015 endet das Projekt mit einer großen Konferenz in Brüssel. Mal sehen, welche Zahlen die Europäische Kommission dann auf ihrer Website vermeldet.