Plastikteller, Trinkhalme und andere Wegwerfprodukte aus Kunststoff sollen ab 2021 in der EU verboten sein. Darauf haben sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten im Dezember geeinigt. Ein richtiger Schritt, findet Meereswissenschaftlerin Gabriele Gerlach. Doch es geht um mehr, betont sie im Interview.
Die EU möchte Einwegplastik verbieten. Ist das ein richtiger Schritt, Frau Gerlach?
Ein richtiger und äußerst wichtiger Schritt. Das ist ein Anfang. Plastikabfall ins Meer auf Nimmerwiedersehen zu entsorgen, funktioniert eben nicht. Es bleibt erhalten. Genauso wie wir uns an Mülltrennung vor Jahren gewöhnt haben, und wir jetzt nur mit Hemmungen Glas in den Restmüllcontainer werfen, so muss es genauso mit dem Gebrauch und Wegwerfen von Plastik vor sich gehen. Solche Bestimmungen sind deswegen nötig.
Welche weiteren Gefahren außer Plastikmüll bedrohen unsere Meere?
Das sind alles Gefahren, deren Ursache eine Übernutzung ist. Beispielsweise: Zu viele Düngerstoffe vom Festland und Flüssen. Übernutzung von Fischbeständen. Zerstörung von marinen Habitaten durch Übernutzung, egal ob durch Fischerei oder Tourismus. Versauerung der Ozeane als Folge von Klimaänderung.
Wie ernst ist die Lage Ihrer Meinung nach?
Die Lage ist ernst. Es gibt kein Gebiet der Meere, das nicht von Gefahren bedroht ist. An Land können Schutzgebiete Arten und Habitate lokal schützen. Das ist beispielsweise bei der Mikroplastik und Versauerung der Ozeane anders. Die Wassermassen der Ozeane sind verbunden; Strömungen verteilen alles.
Was kann jeder einzelne von uns tun, um die Meere zu schützen?
Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder etwas tun kann. Verschmutzung wird auch in kleinen Schritten vollzogen. Deshalb können auch kleine Schritte Verbesserung bringen, obwohl man sich oft vollkommen hilflos gegenüber der Umweltproblematik fühlt.
Was wünschen Sie sich als Wissenschaftlerin in diesem Zusammenhang von der Politik?
Langfristige Planung von Verbesserungen. Internationale Übereinkünfte und Beschlüsse. Selbst wenn es Rückschritte gibt und andere aussteigen oder nie mitmachen – auf keinen Fall aufgeben.
Interview: Birgit Bruns