• Haben viele Jahre gemeinsam zu sozial lebenden Insekten geforscht: Prof. Dr. Edward O. Wilson (rechts) und der Verhaltensforscher Prof. Dr. Bert Hölldobler. (Foto: Bert Hölldobler)

"Vater der Biodiversität" erhält Ehrendoktorwürde

Biodiversität, Soziobiologie, Natur- und Artenschutz – drei Forschungsfelder, die der amerikanische Biologe und Evolutionstheoretiker Prof. Dr. Edward O. Wilson maßgeblich mitgestaltet hat. Einen Tag nach seinem 85. Geburtstag hat die Universität ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.

Biodiversität, Soziobiologie, Natur- und Artenschutz – drei Forschungsfelder, die der amerikanische Biologe und Evolutionstheoretiker Prof. Dr. Edward O. Wilson maßgeblich beeinflusst hat. Einen Tag nach seinem 85. Geburtstag hat die Universität ihm die Ehrendoktorwürde verliehen.

„Edward O. Wilson ist einer der größten lebenden Biologen. Er hat mit seinen Forschungen zur Evolution und Artenvielfalt neue Impulse gesetzt. Zu Recht wird er als der ,Vater der Biodiversität’ bezeichnet, die für ihn der ,Schlüssel zur Erhaltung der Welt ist, wie wir sie kennen’“, erklärte Prof. Dr. Meinhard Simon, Dekan der Fakultät V  Mathematik und Naturwissenschaften, anlässlich der Verleihung am 11. Juni. Bereits seit drei Jahren ehre die Fakultät Wilsons Forschungen mit der jährlichen E.O.Wilson-Vorlesung, bei der Wissenschaftler aus aller Welt die aktuellen Entwicklungen in der Biodiversitätsforschung vorstellten. So sei es nur konsequent – vor allem im Hinblick auf den Oldenburger Forschungsschwerpunkt zur Biodiversität – Wilson die Ehrendoktorwürde zu verleihen, so Simon.

Wilson, der einen Tag vor der Verleihung seinen 85. Geburtstag feierte, nahm nicht persönlich an dem Festakt teil. Der deutsche Verhaltensforscher und langjährige Weggefährte Wilsons, Prof. Dr. Bert Hölldobler, nahm stellvertretend die Ehrendoktorwürde entgegen und hielt den Festvortrag „Der Superorganismus: Kommunikation, Kooperation und Konflikt in Ameisenstaaten". Hölldobler hat viele Jahre zusammen mit Wilson über Ameisen und sozial lebende Insekten geforscht. Gemeinsam haben sie das Werk „The Ants“ (Die Ameisen) verfasst, für das sie 1990 den Pulitzer-Preis in der Kategorie „Sachbuch“ erhielten.

Wilson hat mit seinen wegweisenden Forschungen zu Ameisen die Soziobiologie ins Leben gerufen und bahnbrechende Entwicklungen im Bereich der Biodiversitätsforschung ermöglicht. 1996 zählte das US-Nachrichtenmagazin TIME den zweifachen Pulitzer-Preisträger zu den 25 einflussreichsten Personen Amerikas. Bereits während seines Studiums an der University of Alabama beschäftigte er sich mit sozialen Insekten – also mit Ameisen, sozial lebenden Bienen, Wespen und Termiten. In seiner Biographie „The Naturalist“ bekennt Wilson: „Most children have a bug period, I never grew out of mine. (Die meisten Kinder durchlaufen eine Käfer-Phase, ich bin meiner nie entwachsen.)”

1955 promovierte Wilson an der Harvard University, wo er noch heute forscht. Gemeinsam mit dem US-amerikanischen Ökologen Robert H. MacArthur entwickelte der Zoologe 1963 eine Theorie zur „Biogeograhie“, die das natürliche Gleichgewicht von Arten in der Natur beschreibt. Einwanderung und Aussterben von Arten, die bestimmenden Faktoren auf die biologische Artenvielfalt, untersuchten sie anhand von geographischen, ökologischen und demographischen Besonderheiten – ein Novum in der Wissenschaft. 1967 erschien das Buch „The Theory of Island Biogeography“, ein Standardwerk der Biologie, das die Forschungen zu Ökologie und Umweltschutz maßgeblich beeinflusste.

1975, nachdem er mit „The Insect Societies“ einen umfassenden Überblick über soziale Insekten gegeben hat, veröffentlichte Wilson das Buch „Sociobiology“. Es gilt als Ideen- und Namensgeber für eine neue wissenschaftliche Forschungsrichtung. Die „International Animal Behavior Society“ bezeichnet Wilsons „Sociobiology“ als „das wichtigste Buch über Tierisches Verhalten“, das jemals verfasst wurde. Wilsons Theorien zur Soziobiologie, die er später auch auf Menschen und menschliche Kultur angewandt hat, wurden über die Jahre hinweg äußerst kritisch diskutiert.

Bereits in den 1970er Jahren nahm sich Wilson dem Umweltschutz und der Biodiversität an – zwei Forschungsfelder, die zu diesem Zeitpunkt fernab wissenschaftlicher Trends lagen und kaum Beachtung fanden. 1988 gab er den Sammelband „Biodiversity“ heraus und etablierte damit den Begriff „Biodiversität“. Der Sammelband ist ein Meilenstein für die moderne Forschung zur Artenvielfalt. In den vergangenen Jahren engagierte sich der Zoologe vor allem in dem Online-Projekt „Encyclopedia of Life“.

Wilson hat zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen erhalten – unter anderem den Crafoord Preis der Royal Swedish Academy Of Sciences.

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