Die Geschlechterverhältnisse in der Opernwelt Richard Wagners scheinen klar. Strahlenden männlichen Helden oder genialen Künstlern stehen Urweiber gegenüber: Inkarnationen von Opfer oder Erlösung. Das internationale Symposium „Wagner – Gender – Mythen“ stellt diese Sichtweise in Frage.
„Die Wagnerrezeption hat sich in der Vergangenheit häufig mit Frauen um Wagner, Wagner-Sägerinnen und den Frauen in Wagners Werken beschäftigt. Dabei kam allerdings die kritische musikwissenschaftliche Genderperspektive auf Wagner zu kurz“, erklärt Prof. Dr. Melanie Unseld, Hochschullehrerin für Kulturgeschichte der Musik und wissenschaftliche Leiterin der Tagung, die vom 15. bis 17. November in der Oldenburger Exerzierhalle stattfindet.
Das Symposium hinterfragt die Wagnerschen Mythisierungen von Weib, Held und Künstler: Wie stellte sich der Mythos Weib, wie der Mythos Held bei Wagner dar? Wie gehen zeitgenössische SängerInnen damit um? Welche Auswirkungen hatten die Geschlechterbilder auf das Ehe- und Familienleben des Komponisten? Warum waren Wagners Gender-Mythen für Hollywood-Filme prägend? Und wie werden derartige Mythen heute rezipiert? Vorträge aus der Musikwissenschaft, Geschichtswissenschaft, Mediävistik und Anglistik sowie aus dem Kulturjournalismus gehen Fragen wie diesen nach. Ein Schwerpunkt des Symposiums liegt dabei auf Wagners Musikdrama „Tristan und Isolde“, das die TeilnehmerInnen des Symposiums in der Neuinszenierung des Oldenburgischen Staatstheaters in der Regie von Alexander Müller-Elmau besuchen.