1. Workshop: Die Große Schicht von Braunschweig

1. Workshop: Die Große Schicht von Braunschweig

1. Workshop: Die Große Schicht von Braunschweig (1374) und die Hanse

1374 erhob sich die Stadtgemeinde Braunschweigs gegen den gemeinen Rat der Hansestadt. Die Kämpfe waren kurz und blutig. Zehn Mitglieder des Rates wurden öffentlich hingerichtet, der Rest des Führungsgremiums konnte sich zur hansischen Tagfahrt retten, die man eilends von Stralsund nach Lübeck verlegt hatte. Hier lieferten die Geflüchteten einen erschütternden Bericht über die Gewalt, die sie erlebt hatten. Flehentlich bat man die Hansestädte, dass die große Gewalt gesteuert werde und dass man nicht ohne Schuld jämmerlich vertrieben und ehrlos bleibe. [1]

Die Ereignisse, die unter dem Namen Große Schicht Eingang in die Geschichtsschreibung fanden, brannten sich tief in das kollektive Gedächtnis des Hanseraums ein. Die lübische Detmar-Chronik schildert beispielsweise, 1374 sei der Teufel losgewesen in der Stadt Braunschweig.[2] Zum ersten Mal entschied sich die Hanse, in größerem Umfang in eine innerstädtische Auseinandersetzung zu intervenieren. 1375 wurde Braunschweig „verhanst“ – also aus dem Bund der Kaufleute und Städte ausgeschlossen. Erst 1380 wurde Braunschweig wieder in den Kreis der Hansestädte aufgenommen.

Vergessen konnte das Geschehen jedoch anschließend niemand: Die Hanse verankerte die „Verhansung“ als Strafe für aufständische Gemeinden, die sich gegen ihren Rat stellten, in den sogenannten Aufruhr-Statuten des Jahres 1418. Die sächsischen Städte, die sich zu einem regionalen Sonderbündnis zusammengeschlossen hatten, gingen noch einmal deutlich weiter, um sich gegenseitig im Notfall beizustehen. Sie einigten sich auf aktive Hilfeleistungen. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts bemühten sich die sächsischen Städte zudem, ihre weitergehenden Regeln auch für die Gesamthanse umzusetzen. 1447 war man schließlich zumindest zeitweilig erfolgreich.

Der Workshop

Die Große Schicht von Braunschweig gehört zu den am besten erforschten innerstädtischen Auseinandersetzungen des Spätmittelalters. Gerade deshalb bietet sie sich an, um exemplarisch an ihr zu arbeiten. Die Teilnehmer des Workshops bewegen sich dabei aber nicht auf bereits bekannten Pfaden. Bis heute ist noch nicht zufriedenstellend geklärt, weshalb die Hanse sich entschied, in das Geschehen einzugreifen.

Der Workshop verfolgt drei Ziele. Die TeilnehmerInnen sollen

1. erarbeiten, welche Gründe zum Ausbruch der Schicht führten und aus welchen Gründen diese wie weiterverlief

2. ermitteln, weshalb die Hanse intervenierte

3. herausarbeiten, wie sich die Haltung der Hanse durch neue Geschehnisse veränderte – die „Verhansung“ wurde beispielsweise bereits 1380 aufgehoben, obwohl die Auseinandersetzungen erst 1386 förmlich beigelegt wurde. Was also überzeugte den Bund der Kaufleute und Städte, Braunschweig nicht länger verstoßen zu wollen?


[1] HR I.2: Nr. 78, S.91.

[2] C. Hegel: Die Chroniken der niedersächsischen Städte: Lübeck – erster Band, Leipzig 1884, S.549.

(Stand: 20.06.2024)  | 
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