2. Workshop: Normierungsbestrebungen im hansischen Handel

2. Workshop: Normierungsbestrebungen im hansischen Handel

2. Workshop: Normierungsbestrebungen im hansischen Handel

Die wirtschaftlichen Vorteile, die die Hanse ihren Mitgliedern zu verschaffen suchte, waren vielfältig: Von Bedeutung war u.a. eine Reduzierung der Transaktionskosten im Handel. Dies wurde auch auf Hansetagen thematisiert. Transaktionskosten konnten u.a. durch die Normierung von Maßen und Gewichten, durch Vereinheitlichung von Produktionsnormen im Gewerbe oder durch Qualitätskontrollen minimiert werden. Mit solchen Eingriffen zur Normierung und Regulierung der Grundbedingungen des Handels, konnten die Geschäftskosten des einzelnen Kaufmanns reduziert werden, da jener nicht mehr selbst für die Prüfung der Waren sorgen musste.[1] Auch Rechtssicherheit bzw. -angleichung und Vereinheitlichung von Währungen fallen in den größeren Rahmen dieser hansischen Bestrebungen.

Im Workshop sollen Normierungsbestrebungen der Hanse exemplarisch am Beispiel des Bierhandels untersucht werden. Bier war im Spätmittelalter eins der wichtigsten Exportprodukte des norddeutschen Raums. Besonders Bremen, Hamburg, Wismar und Lübeck traten als Bier exportierende Städte hervor, doch auch der Brauereibetrieb binnenländischer Hansestädte wie z.B. Braunschweig ist bekannt. Zahlreiche städtische Quellen bieten einen Einblick in die lokalen Bestimmungen zum Brauwesen verschiedener Städte, wohingegen Zolllisten und Rechnungsbücher Anhaltpunkte zum Umfang des Exports geben. Das Bierbrauen und der Bierhandel sind von verschiedenen Forschern eingehend untersucht und beschrieben worden (u.a. Unger, Blanckenburg, Stefke), einen Überblick über Normierungsbestrebungen seitens der Hanse für dieses Handelsbereich gibt es aber noch nicht.

Ähnlich wie in Workshop 1 stehen die Beziehungen zwischen Stadt, Region und Hanse auch bei diesem Thema im Vordergrund. Welche Normierungsversuche lassen sich lokal in den Städten ausmachen, welche wurden stadtübergreifend auf regionalen Städtetagen thematisiert, und in welche Fragestellungen griff die Hanse diesbezüglich überregional auf Hansetagen ein? Wir hoffen, dass der Diskurs zwischen städtischen, regionalen und „hansischen“ Quellen neue Impulse zur Fragestellung nach der Rolle der Hanse in den Normierungsbestrebungen bieten kann.

Der Workshop

Die Normierungsbestrebungen im hansischen Handel sind in den letzten Jahren mit einem verstärkten Forschungsfokus auf die wirtschaftlichen Funktionen der Hanse deutlich ins Blickfeld der Forschung gerückt (Jahnke, Selzer, Huang etc.). Der Bierhandel bietet sich für eine beispielhafte Untersuchung von Regulierungsbestrebungen an, da er relativ gut erforscht ist und die Ausgangslage in verschiedenen Braustädten relativ unterschiedlich war. Außerdem gibt es genügend Quellen, die einen Einblick in die Brauereiregelungen verschiedener Städte bieten.

Auf dem Workshop möchten wir uns mit folgenden Fragen auseinandersetzen:

1. Welche Bestrebungen zur Regulierung und Normierung von Bierproduktionen wurden auf städtischer, regionaler und „hansischer“ Ebene getroffen?

2. Ging der Impuls zu Normierungsbestrebungen von der lokalen städtischen Ebene aus und griff erst später auf den hansischen Rahmen über, oder waren es umgekehrt die Hansetage, die solche Maßnahmen an die Städte weitergaben?

3. Welchen Einfluss hatten die Absatzmärkte auf Normierungen an den Produktionsorten?

4. Zielten die Normierungsbestrebungen immer auf eine Minimierung der Transaktionskosten im Nah- oder Fernhandel ab, oder waren auch andere Ziele, z.B. die Ausschaltung innerstädtischer Konkurrenz im lokalen Ausschank, für solche Bemühungen ausschlaggebend? Wie lassen sich unterschiedliche Motivationen voneinander trennen?


[1] Selzer 2010, S. 93 f.

(Stand: 20.06.2024)  | 
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