Der für seine Forschungen über Zugvögel weltweit bekannte Oldenburger Forscher Prof. Dr. Henrik Mouritsen hat am 19. November den mit 5.000 Euro dotierten Preis für exzellente Forschung der Universitätsgesellschaft Oldenburg (UGO) entgegengenommen.
In seiner Laudatio bezeichnete der Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Dr. Wilhelm Krull, Mouritsen als eine „herausragende Forscherpersönlichkeit, die sich gleichermaßen mit Kreativität und Präzision auch international einen Namen gemacht hat“. Die VolkswagenStiftung sei stolz darauf, Mouritsen zu fördern und beizutragen, ihn in Niedersachsen zu halten.
Mouritsen habe mit seinen bahnbrechenden Forschungen im Bereich der Neurosensorik und Zugvogelnavigation viel dazu beitragen, dass sich der Ruf der Universität Oldenburg über die nationalen Grenzen hinweg verstärke, sagte UGO-Vorsitzender Michael Wefers. Die Universität sei insgesamt auf einem sehr guten Weg und könne mit Stolz auf ihre 40-jährige Geschichte zurückblicken.
Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Al-Shamery gratulierte der Universitätsgesellschaft zu ihrer Entscheidung. Sie habe eine „ausgezeichnete Wahl unter vielen möglichen“ getroffen und einmal mehr gezeigt, dass sie eine besonders wichtige Funktion als Partnerin und Förderin der Universität in der Region habe. Ihre Unterstützung sei Teil des Erfolges der Universität Oldenburg.
Der 43-jährige Mouritsen forscht und lehrt seit 2002 an der Universität Oldenburg, wo er sich 2005 auch habilitierte. Rufe nach Manchester, Kiel und Bayreuth lehnte er zugunsten Oldenburgs ab. 2007 wurde ihm eine mit 1,5 Millionen Euro dotierte Lichtenberg-Professur der VW-Stiftung übertragen, die ihn schon vorher als Nachwuchsgruppenleiter gefördert hatte. 2011 erhielt er den nach dem amerikanischen Nobelpreisträger benannten „Eric Kandel Young Neuroscientists Prize“. 2013 wurde an der Universität Oldenburg eine von ihm und dem Biochemiker Prof. Dr. Karl Wilhelm Koch konzipierte und von der DFG mit 2,2 Millionen Euro geförderte Graduate School “Molecular basis of sensory Biology” eingerichet.
Als Leiter der Arbeitsgruppe „Neurosensorik/Animal Navigation“ konnte Mouritsen nachweisen, dass die Vögel das Erdmagnetfeld zur Orientierung auf zweierlei Weise wahrnehmen können. Über lichtempfindliche Moleküle im Auge und das visuelle System nehmen sie die Kompassrichtung des Magnetfelds wahr. Zusätzlich verfügen sie über einen weiteren Magnetsensor, der über den trigeminalen Nerv mit dem Hirnstamm verbunden ist. Sein vor kurzem in „Nature“ veröffentlichter Nachweis, dass Rotkehlchen sich nicht mehr orientieren können, sobald elektromagnetische Störungen auf sie einwirken, erregte nicht nur in Wissenschaftskreisen großes Aufsehen, sondern auch weltweit in den Medien.
In seinem Vortrag anlässlich der Preisvergabe betonte Mouritsen, seine Forschung zur Navigation der Vögel gäbe starke Hinweise darauf, dass deren magnetischer Kompass auf Wechselwirkungen zwischen dem Magnetfeld und Elektronenspins basiere. Damit würde der Magnetkompass fundamental auf quantenmechanischen Prinzipien beruhen. Sollte sich das endgültig bestätigen, wäre dies der erste biologische Prozess überhaupt, bei dem die klassische Physik als Erklärungsmodell scheitern würde. Die Konsequenzen wären groß, denn es müsste ein ganz neuer Blick auf viele biologische Prozesse geworfen werden. Der Grund: Dann sei klar, dass Wechselwirkungen, die über eine Million Mal schwächer seien als bisher angenommen, biologische Prozesse beeinflussen könnten. Die Quantenbiologie wäre dann endgültig geboren, sagte Mouritsen.