Kontakt

Presse & Kommunikation

+49 (0) 441 798-5446

Pressemitteilungen

Verschiedene

  • 047/25 1. April 2025 Transfer / Forschung Mehr Startups aus der Wissenschaft
    Land fördert Gründungsunterstützung an der Universität Oldenburg

    1. April 2025   047/25    Transfer / Forschung

    Mehr Startups aus der Wissenschaft

    Land fördert Gründungsunterstützung an der Universität Oldenburg

    Oldenburg. Die Zahl der wissenschaftsbasierten Gründungen in gesellschaftlich relevanten Bereichen wie Medizintechnik und Hörforschung, erneuerbaren Energien, Informatik und Versorgungsforschung zu steigern – das ist das Ziel des Vorhabens „Science2Impact“ am Gründungs- und Innovationszentrum (GIZ) des Referats Forschung und Transfer an der Universität Oldenburg. Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium (MWK) fördert das Projekt in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt 1,34 Millionen Euro. Die Mittel stammen aus dem gemeinsamen Programm zukunft.niedersachsen des MWK und der VolkswagenStiftung.

    „Mit dem Fokus der Gründungsförderung auf die Wissenschaft wollen wir dazu beitragen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse systematisch in marktfähige Innovationen überführt und das Potenzial für wissensbasierte Startups gehoben wird. Unser Ziel ist es, damit die Innovationskraft der Region zu steigern“, hob Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder hervor. Die Förderung im Programm Science Startups ermögliche es, die Gründungsförderung noch weiter zu professionalisieren und so langfristig die Zahl der Gründungen aus den forschungsstarken und wirtschaftlich relevanten Bereichen der Universität weiter zu erhöhen.

    Der Schwerpunkt des neuen Projekts „Science2Impact“ liegt zum einen darauf, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch systematischer für den Weg der Ausgründung als Karriereoption zu sensibilisieren. Dafür will das GIZ zum einen ein Innovationsscouting in den Fakultäten etablieren und gezielt nach möglichen Gründungsideen suchen. Zum anderen sollen Workshops für die frühesten Phasen der Unternehmensgründung zu sogenannten „Pre-Seed-Bootcamps„ und „Seed-Bootcamps“ weiterentwickelt und etabliert werden. Weiterhin ist geplant, die bestehende Gründungsunterstützung auszubauen, ihre Wirkung strukturiert zu erfassen und innerhalb und außerhalb der Universität noch mehr Sichtbarkeit für das Thema zu generieren.

    Das Gründungs- und Innovationszentrum (GIZ) in Oldenburg hat seit seiner Eröffnung 2012 mehr als 670 Gründungsprojekte betreut, aus denen 151 Startups gegründet wurden – viele von ihnen sind mit hochkarätigen Preisen ausgezeichnet.

    Weblinks

    Kontakt

    Franziska Gloeden, Tel.: 0441/798-4932, E-Mail: franziska.gloeden@uol.de

  • 046/25 31. März 2025 Forschung / Personalie  Sinikka Lennartz erhält Heinz Maier-Leibnitz-Preis
    Wichtigste Auszeichnung für Forschende in frühen Karrierephasen geht an Oldenburger Geowissenschaftlerin
    PM-Foto

    31. März 2025   046/25    Forschung / Personalie 

    Sinikka Lennartz erhält Heinz Maier-Leibnitz-Preis

    Wichtigste Auszeichnung für Forschende in frühen Karrierephasen geht an Oldenburger Geowissenschaftlerin

    Oldenburg. Die Biogeochemikerin Prof. Dr. Sinikka Lennartz, Juniorprofessorin für Biogeochemische Ozeanmodellierung am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, hat den Heinz Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten. Sie ist eine von zehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in diesem Jahr Deutschlands wichtigsten Preis für Forschende in der Aufbauphase ihrer Karriere bekommen. Die Ausgezeichneten erhalten ein Preisgeld von jeweils 200.000 Euro, das sie bis zu drei Jahre für ihre weitere Forschungsarbeit verwenden können. Die DFG würdigte, dass Lennartz „weitreichende Erkenntnisse zum globalen Kohlenstoffkreislauf erzielt“ habe. Ihre Ergebnisse seien „äußerst relevant“, um das zukünftige Klima zu modellieren. Insgesamt waren 180 Forscher*innen aus allen Fachgebieten vorgeschlagen worden. Verliehen werden die Preise am 3. Juni in Berlin.

    „Sinikka Lennartz ist eine herausragende Biogeochemikerin, die mit ihren theoretischen Modellrechnungen zum Kohlenstoff im Meer die Oldenburger Meeresforschung entscheidend ergänzt. Mit ihrer innovativen Forschung ist es ihr gelungen, Annahmen über den im Meer gelösten organischen Kohlenstoff zu widerlegen, die seit Jahrzehnten galten“, erklärte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder.

    „Ich bin sehr dankbar und freue mich sehr über diese Auszeichnung. Ich sehe sie als eine große Bestärkung, meine Forschung zur Rolle des Ozeans im Klimasystem gemeinsam mit meinem Team weiter voranzutreiben“, sagte Lennartz. Das Preisgeld ermögliche es, mathematische Modellierung und marine Mikrobiologie noch enger zu verknüpfen. „Wenn wir die mikrobiellen Prozesse in Ozeanmodellen detaillierter beschreiben, können wir die erwarteten Veränderungen der Kohlenstoffspeicherung im Meer in verschiedenen Klimaszenarien besser abschätzen“, so die Forscherin weiter.

    Lennartz befasst sich in ihrer Forschung mit gelöstem organischem Material – einem Mix unterschiedlichster organischer Stoffe im Meerwasser. Das Gemisch bildet einen der größten Kohlenstoffspeicher der Erde. Lennartz untersucht mit Hilfe mathematischer Modelle, aber auch im Labor und auf See, welche Prozesse diesen natürlichen Kohlenstoffspeicher beeinflussen. Dadurch gelingt es ihr, biogeochemische Prozesse von der molekularen und zellulären Ebene bis hin zu Ozeanbecken und zum gesamten Globus abzudecken. Sie modelliert insbesondere den Einfluss von Mikroorganismen auf das Stoffgemisch, der bislang in globalen Modellen unterrepräsentiert war. Kürzlich konnte sie zeigen, dass der bis dato als konstant angesehene Pool der gelösten organischen Kohlenstoffverbindungen viel stärker auf Umweltveränderungen reagiert als zuvor angenommen.

    Lennartz ist seit 2022 Juniorprofessorin an der Universität Oldenburg. Zuvor forschte sie mit einem Stipendium des Walter Benjamin-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für ein Jahr am Massachusetts Institute of Technology in Boston (USA). Lennartz studierte Geoökologie an den Universitäten in Tübingen und Braunschweig. Studienaufenthalte führten sie an Forschungseinrichtungen wie das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg, die ETH in Zürich und die Woods Hole Oceanographic Institution in den USA. 2017 promovierte sie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. 2019 wechselte sie nach Oldenburg. Dort forschte sie als Postdoktorandin in der Arbeitsgruppe Marine Geochemie, die als Brückengruppe des ICBM und des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen fungiert.

    Für ihre wissenschaftliche Arbeit wurde Lennartz bereits mehrfach ausgezeichnet. Dazu gehören unter anderem der Annette-Barthelt-Preis für herausragende Abschlussarbeiten im Bereich der Meeresforschung, der Bernd Rendel-Preis der DFG für Nachwuchsgeowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und der Doktorandenpreis der Prof. Dr. Werner Petersen-Stiftung für exzellente Promotionsleistungen. 2024 erhielt sie den „Preis für exzellente Forschung“ der Universitätsgesellschaft Oldenburg (UGO).

    Weblinks

    Bilder

      

    Die Biogeochemikerin Sinikka Lennartz, Juniorprofessorin für Biogeochemische Ozeanmodellierung am Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, hat den Heinz Maier-Leibnitz-Preis erhalten. Foto: Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

    [Bild herunterladen]

    Kontakt

    Prof. Dr. Sinikka Lennartz, Tel.: 0441/798-3839, E-Mail: sinikka.lennartz@uol.de

  • 044/25 31. März 2025 Forschung Welche Rolle spielt die Zeit für medizinische Entscheidungen?
    Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Fortführung der Forschungsgruppe „Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens“
    PM-Foto

    31. März 2025   044/25    Forschung

    Welche Rolle spielt die Zeit für medizinische Entscheidungen?

    Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Fortführung der Forschungsgruppe „Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens“

    Oldenburg. Lebensverkürzende Krankheiten, der unerfüllte Kinderwunsch angesichts der bevorstehenden Menopause oder das eigene Alter: In unterschiedlichen Lebensphasen beschäftigen Menschen ganz unterschiedliche Aspekte von Zeit. Sie haben Einfluss darauf, ob und wie wir medizinische Möglichkeiten bewerten und in Anspruch nehmen. Das ist eine Erkenntnis der Forschungsgruppe „Medizin und die Zeitstruktur guten Lebens“, die seit 2021 aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven zu den Wechselwirkungen zwischen Medizin und Lebenszeit forscht. Mit einer erneuten Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft kann die Gruppe ihre Arbeit jetzt für weitere vier Jahre fortsetzen und um einen neuen Forschungsansatz erweitern. Dabei übernimmt Prof. Dr. Mark Schweda, Professor für Ethik in der Medizin und Gesundheitsversorgung an der Universität Oldenburg, die Rolle des Forschungsgruppensprechers von seiner Göttinger Kollegin Prof. Dr. Claudia Wiesemann. Beantragt hat die Forschungsgruppe Fördermittel in Höhe von knapp 3,4 Millionen Euro.

    „Mit ihren Versprechen von Gesundheit, Wohlergehen oder sogar einem erfüllten Kinderwunsch steht Medizin immer auch in Beziehung zu Vorstellungen von einem guten, gelingenden Leben“, sagt Schweda. „Die Bedeutung von Zeit, Lebensphasen und Übergängen in diesem Zusammenhang besser zu verstehen, wird Behandelnden und Patientinnen und Patienten gleichermaßen dabei helfen, gute Entscheidungen in medizinischen Fragen zu treffen.“

    In der ersten Förderphase hatten die Forschenden aus Philosophie, Medizinethik, Medizin, Literatur- und Medienwissenschaft sowie Soziologie und Sozialpsychologie exemplarisch drei Personenkreise genauer betrachtet, die auch künftig im Fokus stehen: junge Erwachsene mit chronischer Herzerkrankung, Personen mittleren Alters im Kontext der Fortpflanzungsmedizin sowie ältere Menschen und ihre Gesundheitsversorgung. Die Forschenden haben umfangreiche Daten erhoben und analysiert und neue theoretische Konzepte entwickelt. Dabei ging es zum Beispiel um die Situation von Menschen mit angeborenen Herzerkrankungen, deren Lebenserwartung sich dank medizinischer Fortschritte deutlich verlängert hat und die sich auf einmal mit Themen wie Berufstätigkeit und Familiengründung auseinandersetzen müssen. Menschen mittleren Alters beschäftigt das Thema Familiengründung ebenfalls – wegen neuer Methoden in der Reproduktionsmedizin teilweise auch deutlich länger als noch vor einigen Jahren. Im höheren Lebensalter treten häufig Fragen der sinnvollen Zielsetzung und Begrenzung medizinischer Behandlung in den Vordergrund.

    „Die zeitliche Ordnung des menschlichen Lebens wird durch medizinische Fortschritte immer wieder aufs Neue herausgefordert“, erklärt Schweda. Das interdisziplinäre Team der Universitäten Oldenburg, Göttingen, Frankfurt am Main und der Humboldt-Universität zu Berlin hat herausgefunden, dass die Zeitstruktur des Lebens eine zentralere Rolle für Medizin und Gesundheitsversorgung spielt als bisher angenommen. „Vorstellungen von Lebensphasen haben zum Beispiel entscheidenden Einfluss darauf, ob sich jemand in fortgeschrittenem Alter noch aufwändigen medizinischen Eingriffen unterzieht oder körperliche Beeinträchtigungen akzeptiert“, sagt Schweda.

    Einem Motiv sind die Forschenden dabei immer wieder begegnet: der Generativität. Gemeint ist damit das Bewusstsein, mit dem eigenen Leben zugleich Teil eines größeren zeitlichen Zusammenhangs zu sein, in dem einem frühere Generationen vorausgegangen sind und spätere nachfolgen werden. „Der Wunsch, künftigen Generationen etwas weiterzugeben oder für sie Platz zu machen, kann im Alter zum Beispiel andere medizinische Entscheidungen sinnvoll erscheinen lassen als die Vorstellung, dass mit dem eigenen Leben einfach alles endet“, erläutert Schweda. Auch ob jemand Kinder möchte oder hat, kann eine wichtige Rolle bei medizinischen Entscheidungen spielen, etwa wenn eine Schwangerschaft aufgrund chronischer Krankheit mit hohen Risiken einhergeht. Die Bedeutung solcher Generationenaspekte für die Medizin soll daher im bevorstehenden Förderzeitraum im Mittelpunkt stehen.

    Das Team will mit seiner Arbeit ein möglichst breites Spektrum von Sichtweisen und Wertmaßstäben rund um das Thema Medizin und Lebenszeit erfassen und analysieren. Dazu gehört auch die Auswertung medialer Darstellungen, etwa in Arztserien, um ihren Einfluss darauf zu untersuchen, was Menschen als ein gutes Leben in der Zeit betrachten. Neu ist zum Beispiel die Weiterentwicklung von Methoden, mit denen sich zeitliche Aspekte von Lebensqualität in der Medizin besser erfassen lassen. Auch die Rolle sozialen Engagements für Gesundheit im Alter ist Forschungsgegenstand. Schweda selbst beschäftigt sich in einem eigenen Teilprojekt mit der Frage, was Endlichkeit und Generativität für den Umgang älterer Menschen mit medizinischen Möglichkeiten bedeuten. „Intergenerationelle Fragen beschäftigen uns als Gesellschaft schon jetzt an vielen Stellen, etwa bei der Rente, der Staatsverschuldung oder dem Klimawandel. Es ist höchste Zeit, dass wir das Thema auch in Medizin und Gesundheitsversorgung angehen“, so der Medizinethiker.

    Weblinks

    Bilder

      

    Mark Schweda, Professor für Ethik in der Medizin und Gesundheitsversorgung an der Universität Oldenburg, übernimmt die Rolle des Sprechers der Forschungsgruppe. Foto: Deutscher Ethikrat / Christian Thiel

    [Bild herunterladen]

    Kontakt

    Prof. Dr. Mark Schweda, Tel.: 0441/798-4483, E-Mail: mark.schweda@uol.de

  • 042/25 27. März 2025 Forschung   3,2 Millionen Euro für grenzübergreifendes Gesundheitsprojekt
    Wie zugänglich sind Gesundheitsleistungen für Menschen im nördlichen Teil der deutsch-niederländischen Grenzregion?

    27. März 2025   042/25    Forschung  

    3,2 Millionen Euro für grenzübergreifendes Gesundheitsprojekt

    Wie zugänglich sind Gesundheitsleistungen für Menschen im nördlichen Teil der deutsch-niederländischen Grenzregion?

    Oldenburg. Die Zusammenarbeit zwischen Akteuren des Gesundheitssystems in der Grenzregion stärken – das ist das Ziel des Projekts HEALTH4DE-NL, das vom Cross-border Institute of Healthcare Systems and Prevention (CBI) geleitet wird, und insgesamt 3.2 Millionen Euro an Investitionen erfordert. Das Projekt HEALTH4DE-NL wird im Rahmen des Interreg VI-Programms Deutschland-Nederland durchgeführt und mit 2,33 Millionen Euro durch die Europäische Union, das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie die Provinzen Groningen und Fryslân mitfinanziert.

    Mit diesem Projekt will das CBI die Gesundheitssysteme beider Länder besser miteinander vernetzen und den Zugang zu Gesundheitsangeboten für Bürgerinnen und Bürger in der Grenzregion fördern, in der etwa 2,8 Millionen Menschen leben. Darüber hinaus soll das Projekt die Zusammenarbeit zwischen niederländischen und deutschen Gesundheitsämtern verbessern, damit beide Länder besser auf zukünftige Krisensituationen reagieren können.

    „Dieses Projekt kommt insbesondere den Menschen in der Grenzregion zugute, die zum Beispiel aufgrund ihres Alters, ihrer Erkrankungen, ihres Einkommens oder anderer Faktoren größere Schwierigkeiten haben, Gesundheitsangebote in Anspruch zu nehmen. Eine umfassende Untersuchung der Versorgung in der Region wirkt sich außerdem positiv auf die Gesundheit der Beschäftigten und damit auf den Wohlstand der Menschen aus, die dort leben. Somit tragen wir ebenso zu einer stärkeren Wirtschaft in der Region bei. Unser Ziel lautet: mehr gesunde Jahre für alle entlang der Niederländisch-Deutschen Grenze“, sagt Dr. Adriana Perez Fortis, Projektleiterin und wissenschaftliche Koordinatorin des CBI auf niederländischer Seite.

    Das Projekt HEALTH4DE-NL hat vier Ziele:

    •           ein grenzübergreifendes Gesundheitsnetzwerk zu errichten, in dem Gesundheitsfachleute, Politiker*innen, Krankenhäuser und Gesundheitsämter zusammenarbeiten,

    •           die Gesundheitssysteme auf regionaler Ebene zu vergleichen und auf dieser Basis Empfehlungen zu formulieren, die einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsdiensten für Menschen in Grenzregionen fördern,

    •           die Zusammenarbeit in der öffentlichen Gesundheitsfürsorge zu verbessern, indem regelmäßige Treffen und Workshops organisiert und grenzübergreifende Kontaktstellen eingerichtet werden, um die Kommunikation zu stärken,

    •           Bürgerinnen und Bürger, insbesondere Angehörige von Risikogruppen, aktiv durch Präventions-, Selbsthilfe- und Gemeinschaftsaktionen zu beteiligen, damit sie eine aktivere Rolle für ihre eigene Gesundheit spielen können.

    „Die Menschen in der Region erwarten, dass die knappen Ressourcen im Gesundheitssystem genutzt werden, um den größtmöglichen positiven Effekt zu erzielen und besonders die am stärksten gefährdeten Menschen zu unterstützen. Dazu werden wir die notwendige Datenbasis schaffen und natürlich auch mit den Betroffenen sprechen. Das Ergebnis der Untersuchungen soll Entscheidungsträger dabei unterstützen, die besten Lösungen für die Menschen zu finden“, erklärt Prof. Lars Schwettmann, einer der Projektleiter auf deutscher Seite und Mitglied des CBI-Vorstands.

    Erwartete Ergebnisse

    Das Projekt soll ein starkes, grenzübergreifendes Gesundheitsnetzwerk schaffen und Einblicke in die Stärken und Potenziale beider Gesundheitssysteme geben. HEALTH4DE-NL wird außerdem fundierte Empfehlungen für die Verbesserung der Gesundheit der Bewohner*innen auf beiden Seiten der niederländisch-deutschen Grenze liefern.

    Über das CBI und seine Partner

    Das CBI wurde 2019 als gemeinsame Initiative der Universitäten Groningen und Oldenburg sowie ihrer medizinischen Fakultäten gegründet. Es wird von der Aletta Jacobs School of Public Health (einschließlich der Universitätsklinikum Groningen (UMCG) an der Universität Groningen und dem Department für Versorgungsforschung an der Universität Oldenburg koordiniert. Unter seinem Dach bündeln die Einrichtungen ihre gemeinsame Gesundheitsforschung in der Grenzregion.

    Das HEALTH4DE-NL-Konsortium besteht aus der Universität Groningen (Aletta Jacobs School of Public Health und Faculty of Economics and Business), der Universitätsklinikum Groningen (UMCG), der Universität Oldenburg, dem GGD Groningen, dem GGD Fryslân und dem Niedersächsischen Landesgesundheitsamt (NLGA).

    Kontakt

    Prof. Dr. Lars Schwettmann, Vorstandsmitglied des CBI, E-Mail: lars.schwettmann@uol.de;

    Dr. Adriana Perez Fortis, Wissenschaftliche Koordinatorin des CBI in den Niederlanden, E-Mail: a.perez.fortis@rug.nl

  • 041/25 24. März 2025 Forschung Hirnforschende suchen gesunde Menschen ab 50 Jahre für eine klinische Studie
    Forschende untersuchen Wirkung von Donepezil auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns

    24. März 2025   041/25    Forschung

    Hirnforschende suchen gesunde Menschen ab 50 Jahre für eine klinische Studie

    Forschende untersuchen Wirkung von Donepezil auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns

    Oldenburg. Gleichzeitig spazieren gehen und ein Gespräch führen – vielen Menschen mit Hirnerkrankungen wie Alzheimer fallen solche Doppelaufgaben schwer und auch für gesunde Menschen können sie manchmal eine Herausforderung sein. Forschende der Universitätsmedizin Oldenburg untersuchen in einer klinischen Studie jetzt, wie die einmalige Gabe des seit langem zugelassenen Alzheimer-Medikaments Donepezil die Hirnaktivität verändert und ob es Probandinnen und Probanden, die selbst nicht von Alzheimer betroffen sind, nach der Einnahme leichter fällt, Doppelaufgaben zu bewältigen. Langfristig sollen die Ergebnisse der Studie dazu beitragen, bessere Therapien für Menschen mit Erkrankungen des Gehirns zu entwickeln.

    Das Forschungsteam um die wissenschaftliche Leiterin Prof. Dr. Christiane Thiel und den ärztlichen Leiter Prof. Dr. Karsten Witt sucht für diese Studie Menschen ab 50 Jahre, die Rechtshänder sind, keine schwerwiegenden Erkrankungen haben und im Magnetresonanztomopgrahen (MRT) untersucht werden können. Das heißt, sie dürfen keine Metallteile im oder am Körper haben, die sich nicht entfernen lassen, und nicht an Klaustrophobie leiden.

    Vorgesehen sind zwei sechsstündige Termine, die innerhalb von vier Wochen an der Universität stattfinden. An einem dieser Termine erhalten die Teilnehmenden eine einmalige, niedrigdosierte Gabe des zugelassenen Alzheimer-Medikaments Donepezil in Form einer Tablette, beim anderen Termin ein Scheinmedikament (Placebo). Donepezil erhöht den Neurotransmitter Acetylcholin im Organismus – ein Botenstoff, an dem es Menschen, die unter Alzheimer leiden, aufgrund absterbender Nervenzellen mangelt. Neben Eingangsuntersuchungen zur Eignung absolvieren die Studienteilnehmenden neuropsychologische Tests innerhalb und außerhalb des MRT-Geräts. Die Studie wird ärztlich überwacht, Teilnehmende erhalten eine Aufwandsentschädigung von 20 Euro pro Stunde.

    Interessierte können sich per E-Mail an probanden.cneuro@uol.de sowie telefonisch unter 0441/798-3909 melden.

    Weblinks

    Kontakt

    Prof. Dr. Christiane Thiel, Tel.: 0441/798-3641, E-Mail: christiane.thiel@uol.de

  • 040/25 21. März 2025 Forschung Wie die Corona-Pandemie das Vertrauen in Regierung, Polizei und Medien verändert hat
    Studie zum politischen Vertrauen in Krisenzeiten zeigt eine in Teilen anhaltende Vertrauenskrise

    21. März 2025   040/25    Forschung

    Wie die Corona-Pandemie das Vertrauen in Regierung, Polizei und Medien verändert hat

    Studie zum politischen Vertrauen in Krisenzeiten zeigt eine in Teilen anhaltende Vertrauenskrise

    Oldenburg. Fünf Jahre ist es her, dass die damalige Bundesregierung am 22. März 2020 den ersten Lockdown zur Eindämmung der Corona-Pandemie verhängte. Was als zweiwöchige Maßnahme begann, entwickelte sich zu einer langanhaltenden Krise mit Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperren und geschlossenen Schulen und Kitas. In den drei folgenden Pandemiejahren veränderte sich auch das politische Vertrauen der Menschen in Deutschland erheblich. Eine aktuelle Studie der Universität Oldenburg und des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) zeigt: Während das Vertrauen in politische Institutionen im Verlauf des ersten Krisenjahres besonders stark anstieg, ist es in den späteren Pandemiephasen wieder gesunken – mit langfristigen Folgen. Auch gegenüber Polizei und Printmedien sank das Vertrauen und erreichte später nicht wieder das vorpandemische Niveau.

    Die Studie, die auf Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) basiert, zeigt, dass Deutschland im ersten Pandemiejahr einen sogenannten „rally-around-the-flag-Effekt“ (im Deutschen auch als „Stunde der Exekutive“ bezeichnet) erlebte: Das durchschnittliche politische Vertrauen stieg zu Beginn der Krise auf einer Skala von 1 (sehr wenig Vertrauen) bis 4 (sehr viel Vertrauen) von 2,37 auf 2,55 an, bevor es im zweiten Pandemiejahr wieder zurückging. Zu Beginn der Pandemie erhielten dabei vor allem staatliche Kerninstitutionen wie Bundesregierung und Bundestag einen Vertrauensbonus.

    „Krisenzeiten führen oft kurzfristig zu einer Stärkung des politischen Vertrauens in den Staat. Doch je länger eine Krise andauert und je größer die sozialen und wirtschaftlichen Belastungen werden, desto eher kehrt sich dieser Effekt um. Das sieht man deutlich daran, dass das Vertrauen in Bundesregierung und Bundestag im zweiten Pandemiejahr gesunken ist“, erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Gundula Zoch, Hochschullehrerin für die Soziologie sozialer Ungleichheiten an der Universität Oldenburg.

    Polizei verliert Zuspruch

    Die Polizei, die während der Pandemie eine zentrale Rolle bei der Durchsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen spielte, verlor im Verlauf der Krise nachhaltig an Vertrauen. Während sie vor der Pandemie als eine der vertrauenswürdigsten Institutionen überhaupt galt, sank ihr Vertrauenswert im zweiten Pandemiejahr stark und erreichte auch später nicht mehr das Vorkrisenniveau. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Teile der Bevölkerung die polizeiliche Umsetzung von Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Versammlungsverboten und Ausgangssperren zunehmend kritisch wahrnahmen.

    Vertrauenskrise auch gegenüber Medien

    Aber nicht nur staatliche Institutionen waren betroffen. Die Studie zeigt für das zweite Jahr der Pandemie einen deutlichen Vertrauensverlust der Befragten auch gegenüber verschiedenen Medienarten: Vor allem das – ohnehin geringste – Vertrauen in die sozialen Medien ging stark zurück. Auch Fernsehen und Zeitungen wurde etwas weniger vertraut. Erst im Jahr 2023 stieg das durchschnittliche Medienvertrauen wieder an. Dabei gab es jedoch große Unterschiede zwischen den Medienarten: So verzeichneten die sozialen Medien einen hohen Vertrauenszuwachs und genossen am Ende der Krise sogar mehr Vertrauen als zu Beginn. Dagegen erreichte das Vertrauen in die Printmedien nicht wieder das Vorkrisenniveau.

    „Unsere Analyse zeigt, dass das politische Vertrauen während der Pandemie stark schwankte. Besonders kritisch ist, dass sich das Vertrauen in Fernsehen und soziale Medien zwar erholte, das Vertrauen in die etablierten Printmedien jedoch nachhaltig geschwächt blieb“, so Dr. Steffen Wamsler vom LIfBi.

    Die langfristigen Gefahren von verlorenem Vertrauen

    „Die Studie macht deutlich, dass politisches Vertrauen gerade in Krisenzeiten fragil ist – und dass verlorenes Vertrauen Zeit braucht, um sich nach einer Krise wiederaufzubauen“, fasst Projektleiterin Gundula Zoch die Ergebnisse zusammen. Ein langfristig stabiles Vertrauen in politische Institutionen, aber auch in Medien, ist essenziell für die Funktionsfähigkeit einer Demokratie. Erodiert dieses, kann das Funktionieren der Regierung massiv beeinträchtigt werden, etwa wenn die Legitimität ihrer Entscheidungen oder die Wahl selbst bezweifelt werden. Ein Mangel an politischem Vertrauen ist zudem ein wesentlicher Auslöser für die Verbreitung von Verschwörungserzählungen, die das Zusammenleben in der Gesellschaft ebenso wie das politische System beschädigen können.

    Die Studie und ihre Daten

    Die Studie basiert auf Daten von 7.008 Befragten, die im Rahmen der Startkohorte Erwachsene des Nationalen Bildungspanels (NEPS) zwischen 2017 und 2023 fünfmal zu ihrem politischen Vertrauen befragt wurden, sowie auf statistischen Daten aus 353 Landkreisen in Deutschland. Die Analyse berücksichtigt sowohl individuelle als auch regionale Faktoren wie Inzidenzraten, Maßnahmen zum Infektionsschutz, Veränderungen im Arbeits- und Familienleben oder pandemiebedingte Stressfaktoren. Die Ergebnisse wurden mittels längsschnittlicher Regressionsmodelle berechnet, um individuelle Veränderungen im politischen Vertrauen und Einflussfaktoren auf dieses über den gesamten Krisenverlauf hinweg nachzuzeichnen.

    Entstanden ist die Studie im Rahmen des Projekts „Politische Einstellungen und politische Partizipation in Folge der Covid-19-Pandemie“ (PEPP-COV), das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Es untersucht den Wandel politischer Einstellungen und die damit verbundene Entwicklung von gesellschaftlicher und politischer Partizipation in Folge der Corona-Pandemie.

    Originalpublikation: Steffen Wamsler / Gundula Zoch: „Auf und Ab: Die wechselhafte Entwicklung politischen Vertrauens in andauernden Krisenzeiten“, LIfBi Forschung Kompakt (06/2025), doi.org/10.5157/LIfBi:Bericht:06:PEPP-COV:1.0

    Weblinks

    Kontakt

    Prof. Dr. Gundula Zoch, Tel.: 0441/798-2152, E-Mail: gundula.zoch@uol.de

  • 039/25 20. März 2025 Forschung Neue Forschungsgruppe untersucht Einsatz von KI in der Wissenschaft und an Hochschulen
    Kooperation der Universitäten Oldenburg, Bielefeld und der Northern Business School Hamburg wird von Bundesforschungsministerium gefördert

    20. März 2025   039/25    Forschung

    Neue Forschungsgruppe untersucht Einsatz von KI in der Wissenschaft und an Hochschulen

    Kooperation der Universitäten Oldenburg, Bielefeld und der Northern Business School Hamburg wird von Bundesforschungsministerium gefördert

    Oldenburg. Wie setzen Hochschulen Künstliche Intelligenz (KI) in Forschung, Verwaltung sowie Studium und Lehre ein? Mit dieser Frage befasst sich eine neue Forschungsgruppe, die von der Hochschulforscherin Prof. Dr. Heinke Röbken von der Universität Oldenburg koordiniert wird. An dem Vorhaben „KIWIT: Funktionen und Folgen Künstlicher Intelligenz in der Wissenschafts- und Hochschulorganisation – Innovationsanalyse und Transferentwicklung“ sind außerdem die Universität Bielefeld und die Northern Business School in Hamburg beteiligt. Das Bundesforschungsministerium (BMBF) fördert das Projekt im Förderschwerpunkt „Wissenschafts- und Hochschulforschung“ zunächst über vier Jahre mit insgesamt knapp zwei Millionen Euro, davon fließen rund 660.000 Euro an die Universität Oldenburg.

    Die interdisziplinäre Forschungsgruppe blickt aus soziologischer, informations- und managementwissenschaftlicher Sicht auf Anwendungsfelder und Nutzung von KI. Ziel ist es, die Auswirkungen KI-basierter Technologien auf das Wissenschafts- und Hochschulsystem über längere Zeit zu untersuchen – zum einen mit Blick auf die Forschungstätigkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit einem Schwerpunkt in den Geistes- und Sozialwissenschaften, zum anderen auf die Hochschulorganisation sowie auf die Praxis von Studium und Lehre. Dabei wird sich das Team auch mit wissensintensiven Organisations- und Arbeitsstrukturen über den Wissenschaftsbetrieb hinaus  befassen.

    Die Forschenden betrachten KI nicht nur als Forschungsgegenstand, sondern sie setzen die Technologie selbst als Werkzeug ein, um große, im Internet frei zugängliche Datenbanken auszuwerten. Dabei wollen sie neue Informationen über das Wissenschaftssystem und seine Struktur gewinnen und bislang unbekannte Muster aufdecken. Das Team plant, selbst neue KI-Anwendungen zu entwickeln und zu erproben und diese Verfahren mit sozialwissenschaftlichen Methoden zu kombinieren.

    Der Forschungsgruppe werden rund 20 Mitglieder angehören, darunter sechs Doktorandinnen und Doktoranden, studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte sowie ein renommiert besetzter wissenschaftlicher Beirat. Zum vierköpfigen Leitungsteam gehören neben Röbken der Organisationssoziologe Prof. Dr. Stefan Kühl von der Universität Bielefeld sowie der Organisationsforscher Prof. Dr. Marcel Schütz und der Informatiker Prof. Ernst Reinking von der Northern Business School in Hamburg.

    Geplant ist, dass in den sechs Dissertationsprojekten KI-Verfahren wie maschinelles Lernen, Data Mining, Text-Mining, Computerlinguistik und die maschinelle Analyse von Social Media-Diskussionen zum Thema KI gemeinsam mit qualitativen Ansätzen wie Interviews zum Einsatz kommen. Das Team erwartet neue Erkenntnisse dazu, wie sich KI sinnvoll im akademischen Bereich sowie generell in der Personal- und Organisationsentwicklung einsetzen lässt. Dem Transfer gilt insofern ein besonderes Augenmerk. Die Forschenden wollen einen Leitfaden für den Einsatz von KI im akademischen Organisationsbereich erstellen und Weiterbildungsangebote entwickeln.

    Perspektivisch soll die Forschungsgruppe bis zu acht Jahre tätig sein. Währenddessen werden eine Webseite und ein Blog über den Fortgang der Arbeit berichten. Außerdem ist ein Projekt-Podcast vorgesehen. Zusätzlich können jährliche Summer Schools die Arbeit der Gruppe innerhalb der Wissenschaftsgemeinde vernetzen. Die geplanten Publikationen richten sich an ein wissenschaftliches und ein anwendungsinteressiertes Publikum.

    Weblinks

    Kontakt

    Prof. Dr. Heinke Röbken, Tel.: 0441/798-2869, E-Mail: heinke.roebken@uol.de

  • 038/25 18. März 2025 Forschung Damit es bei nur einem Sturz bleibt
    Neue Studie bietet spezielles Training für ältere Personen nach Sturz
    PM-Foto PM-Foto PM-Foto

    18. März 2025   038/25    Forschung

    Damit es bei nur einem Sturz bleibt

    Neue Studie bietet spezielles Training für ältere Personen nach Sturz

    Oldenburg. Menschen über 60 Jahre, die sich nach einem Sturz ambulant in der Notaufnahme des Klinikums oder Evangelischen Krankenhauses Oldenburg behandeln lassen, bekommen in den kommenden Wochen eine ungewöhnliche Einladung: Sie können Teil einer neuen Studie der Universitätsmedizin Oldenburg werden. Das Team aus Forschenden der Geriatrie untersucht, inwieweit maßgeschneiderte Bewegungsübungen dazu beitragen, dass motorische Funktionen erhalten bleiben und weitere Stürze verhindert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Projekt „iSeFallED“ mit 1,79 Millionen Euro.

    Bereits in einer Vorgängerstudie hatten die Forschenden ältere Personen nach einem Sturz untersucht und für mindestens zwölf Monate begleitet. „Dabei haben wir herausgefunden, dass etwa zwei Drittel der ambulant versorgten Personen ein Risiko haben, erneut zu stürzen“, sagt Prof. Dr. Tania Zieschang, Professorin für Geriatrie und Direktorin der Universitätsklinik für Geriatrie am Klinikum Oldenburg. „Ob jemand noch einmal stürzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das Alter spielt dabei eine Rolle, aber auch zum Beispiel kognitive Einschränkungen oder Bedenken vor einem erneuten Sturz.“

    Als Studienteilnehmende kommen Personen infrage, bei denen die Forschenden auf Basis ihrer bisherigen Forschungsergebnisse das Risiko für einen erneuten Sturz sehen. Diese Personen erhalten zunächst einen gründlichen Check-up in der Hochschulambulanz Geriatrie. Gemeinsam mit den Fachärztinnen und -ärzten erheben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort Daten etwa zur allgemeinen Verfassung, der Kraft der Beine, Gedächtnisleistungen oder den Sturzbedenken der Patientinnen und Patienten. Spricht aus ärztlicher Sicht nichts gegen eine Studienteilnahme, erhalten die Probandinnen und Probanden ein auf ihre persönliche Situation angepasstes, sechsmonatiges Kraft- und Gleichgewichtstraining. Im Ganglabor der Universität trainieren sie zum Beispiel auf einem sogenannten Perturbationslaufband, das durch unvorhergesehene Stopps sturzgefährliche Situationen simuliert, oder machen mit Bällen, Hanteln und Balanceboards verschiedene Übungen, die für mehr Stabilität sorgen. Das Forschungsteam orientiert sich beim Trainingsprogramm an den neu aufgelegten Leitlinien zur Sturzprävention, die es für die Umsetzung in Oldenburg angepasst hat.

    Wer nicht in die Universität kommen kann, erhält Videos, mit deren Hilfe das Training drei Mal pro Woche zu Hause stattfinden kann. Außerdem sind die Forschenden mit dem Stadtsportbund im Gespräch, um auch in Sportvereinen ein entsprechendes Training anzubieten.

    Sechs beziehungsweise zwölf Monate nach Trainingsstart untersuchen die Forschenden die Probandinnen und Probanden erneut und vergleichen den Stand ihrer allgemeinen Funktionalität mit den Untersuchungsergebnissen zum Start der Studie. „Am Ende werden wir also zeigen können, wie sich das Sturzrisiko durch das spezielle Training verändert hat. Das sind wichtige Erkenntnisse nicht nur für die Geriatrie, sondern natürlich auch für die Studienteilnehmenden selbst“, so Studienleiter Dr. Tim Stuckenschneider.

    Weblinks

    Bilder

      

    Mithilfe eines Perturbationslaufbands können die Forschenden die Studienteilnehmenden gefahrlos mit sturzgefährlichen Situationen konfrontieren. Gut gesichert erleben die Teilnehmenden, ob sie ins Stolpern geraten. Foto: Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

    [Bild herunterladen]

     
      

    Verschiedene Balance- und Gleichgewichtsübungen sollen die Stabilität trainieren und künftige Stürze vermeiden. Foto: Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

    [Bild herunterladen]

     
      

    Tania Zieschang (r.), Professorin für Geriatrie, begleitet mit ihrem Team in den kommenden Monaten ältere Menschen nach einem Sturz mit einem speziellen Training. Die Forschenden wollen herausfinden, wie sich das Sturzrisiko dadurch verändert. Foto: Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

    [Bild herunterladen]

    Kontakt

    Dr. Tim Stuckenschneider, Tel.: 0441/798-2372, E-Mail: tim.stuckenschneider@uol.de

  • 037/25 17. März 2025 Studium und Lehre / Veranstaltungsankündigung  Pädagogikstudiengang für Menschen mit Migrationsgeschichte
    Interessierte können sich noch bis zum 21. März zu Informationsveranstaltungen anmelden

    17. März 2025   037/25    Studium und Lehre / Veranstaltungsankündigung 

    Pädagogikstudiengang für Menschen mit Migrationsgeschichte

    Interessierte können sich noch bis zum 21. März zu Informationsveranstaltungen anmelden

    Oldenburg. Geflüchtete sowie Migrantinnen und Migranten, die an eine pädagogische Vorbildung mit einem Studium anknüpfen möchten, können sich an der Universität Oldenburg erneut für den Bachelor-Studiengang „Pädagogisches Handeln in der Migrationsgesellschaft“ bewerben. Eine Informationsveranstaltung in Präsenz findet statt am Montag, 24. März, ab 16.00 Uhr auf dem Campus Haarentor (Gebäude A04, Uhlhornsweg 84, Raum 5-516). Interessierte können sich dort vorab über Studieninhalte und Bewerbungsmodalitäten informieren, ebenso wie bei einem Online-Termin am Mittwoch, 2. April, 11.00 Uhr. Anmeldungen zu beiden Veranstaltungen nimmt die Koordinatorin des Studiengangs, Andrea Hertlein, noch bis zum 21. März per E-Mail entgegen (phm@uol.de).

    Die Fakultät I Bildungs- und Sozialwissenschaften bietet den Studiengang seit 2017 regelmäßig an. Der Einstieg ist in jedem Wintersemester möglich. Das zweijährige Studium vermittelt theoretische Kenntnisse und praktische Kompetenzen in den Bereichen Sozialpädagogik und Migrationspädagogik. Es knüpft dabei an die akademischen Ressourcen an, die die Studierenden in ihrem Herkunftsland erworben haben. Der Bachelor-Abschluss qualifiziert für Tätigkeiten in Sozialer Arbeit und Erziehung, Bildungs- und Jugendarbeit, Flüchtlings- und Schulsozialarbeit, in kulturellen Einrichtungen und bei der Arbeitsmarktintegration.

    Die Bewerberinnen und Bewerber müssen in ihrem Herkunftsland eine akademische Ausbildung in Pädagogik, Sozialpädagogik oder fachlich verwandten Bereichen begonnen oder abgeschlossen haben. Diese Studienleistungen werden angerechnet. Absolventinnen und Absolventen von sozialpädagogischen Weiterbildungen in Verbindung mit einem vorherigen Studium können sich ebenfalls bewerben.

    Weblinks

    Kontakt

    Andrea Hertlein, Tel.: 0441/798-4014, E-Mail: phm@uol.de

  • 036/25 17. März 2025 Studium und Lehre Universität Oldenburg verabschiedet Absolventinnen und Absolventen der Mathematik und Naturwissenschaften
    PM-Foto

    17. März 2025   036/25    Studium und Lehre

    Universität Oldenburg verabschiedet Absolventinnen und Absolventen der Mathematik und Naturwissenschaften

    Oldenburg. In einer Feierstunde hat die Fakultät V – Mathematik und Naturwissenschaften der Universität Oldenburg rund 590 Absolventinnen und Absolventen verabschiedet. Insgesamt erlangten 307 Bachelor- und 230 Masterstudierende ihren Abschluss. Außerdem verlieh die Fakultät 45 Promotionen. 155 Absolventinnen und Absolventen nahem ihre Urkunden persönlich vom Dekan der Fakultät, Prof. Dr. Michael Wark, und dem Prodekan, Prof. Dr. Michael Winklhofer, entgegen. Eine Auszeichnung für ihre herausragenden Masterarbeiten erhielten Jasmin Schmeling (Institut für Chemie), Sara Döge (Institut für Biologie und Umweltwissenschaften) und Arvid Klösgen (Institut für Physik). Dr. Theis Bathke (Institut für Mathematik) und Dr. Jana Kalvelage (Institut für Chemie und Biologie des Meeres) wurden für ihre Promotionen geehrt.

    Bilder

      

    155 Absolventinnen und Absolventen nahmen die Urkunden persönlich entgegen. Universität Oldenburg / Matthias Knust

    [Bild herunterladen]

    Kontakt

    Klara Dell, Tel.: 0441/798-3442, E-Mail: klara.dell@uol.de

  • 035/25 11. März 2025 Forschung Elektronen in Festkörpern zuschauen
    Oldenburger Forschenden gelingt Vereinfachung einer spektroskopischen Methode, mit der sich Bewegungen von Elektronen untersuchen lassen
    PM-Foto PM-Foto PM-Foto

    11. März 2025   035/25    Forschung

    Elektronen in Festkörpern zuschauen

    Oldenburger Forschenden gelingt Vereinfachung einer spektroskopischen Methode, mit der sich Bewegungen von Elektronen untersuchen lassen

    Oldenburg. Die extrem schnellen Bewegungen und Wechselwirkungen von Elektronen in Molekülen und Festkörpern blieben direkten Beobachtungen lange verborgen. Seit einiger Zeit lassen sich solche quantenphysikalischen Vorgänge – etwa chemische Reaktionen, die Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom in Solarzellen, aber auch elementare Prozesse in Quantencomputern – mit einer Zeitauflösung von wenigen Femtosekunden (Billiardstel Sekunden) mit dem Verfahren der mehrdimensionalen elektronischen Spektroskopie (2DES) in Echtzeit untersuchen. Das Verfahren ist allerdings sehr aufwändig und wird daher bislang nur von wenigen Forschungsgruppen weltweit genutzt. Einem deutsch-italienischen Team um Prof. Dr. Christoph Lienau von der Universität Oldenburg ist es nun gelungen, die Anwendung des Verfahrens deutlich zu vereinfachen. „Wir erhoffen uns, dass 2DES von einer Methodik für Experten zu einem vielfältig einsetzbaren Werkzeug wird“, erklärt Lienau.

    Maßgeblich an der Entdeckung beteiligt waren die beiden Doktoranden Daniel Timmer und Daniel Lünemann aus Lienaus Arbeitsgruppe „Ultraschnelle Nano-Optik“. Das Team beschreibt die Vorgehensweise in der renommierten Fachzeitschrift Optica.

    Beim 2DES-Verfahren werden Materialien kurz nacheinander mit drei ultrakurzen Laserpulsen bestrahlt. Die ersten beiden Pulse müssen identische Kopien sein. Sie dienen dazu, den zu untersuchenden Prozess in dem Material anzuregen – also etwa Elektronen in einem Halbleiter oder in einem Farbstoff in einen höheren Energiezustand zu versetzen. Dadurch verändern sich die optischen Eigenschaften des Materials. Der dritte Laserpuls, der sogenannte Probe-Puls, interagiert mit dem angeregten System, verändert sich dabei und liefert somit Informationen über den Zustand des Systems.

    Durch Variation des zeitlichen Abstands zwischen den drei Pulsen lassen sich verschiedene Informationen über das untersuchte System ermitteln. Verändert man den Zeitraum zwischen den Anregungspulsen und dem Probe-Puls, kann der untersuchte Vorgang in verschiedenen Stadien aufgenommen werden, so dass der zeitliche Ablauf wie in einem Film sichtbar wird. Auch der Abstand zwischen den Anregungspulsen lässt sich variieren. Dadurch werden die Einzelheiten besonders komplexer Prozesse sichtbar, wie etwa beim Energietransfer während der Photosynthese. „Die 2DES Methode ist experimentell sehr herausfordernd“, betont Lienau. Das Problem bestehe insbesondere darin, den zeitlichen Abstand zwischen den ersten beiden identischen Laserpulsen und deren Form präzise zu kontrollieren.

    In der neuen Studie beschreibt das Team um Lienau eine mögliche Lösung des Problems. Die Idee der Oldenburger Doktoranden Daniel Timmer und Daniel Lünemann setzt bei einem Verfahren namens TWINS an, das der italienische Physiker Prof. Dr. Giulio Cerullo von der Polytechnischen Universität Mailand vor einigen Jahren vorgestellt hatte. Cerullo, der auch Mitautor der aktuellen Studie ist, hatte ein sogenanntes Interferometer entwickelt, welches mit Hilfe von doppelbrechenden Kristallen aus einem Laserpuls zwei identische Pulse mit kurzem zeitlichem Abstand macht. Sie werden zur Anregung des gewünschten Systems verwendet. Diese Methode ist zwar erheblich einfacher zu realisieren als andere zur Pulserzeugung verwendetes Verfahren, wies dafür aber andere Einschränkungen auf. „Das Verfahren bot bislang nicht die volle Funktionalität eines mehrdimensionalen elektronischen Spektrometers“, so Lienau. In der Fachwelt habe man angenommen, dass die von Cerullo entwickelte Technik diese Funktionalität grundsätzlich nicht erreichen könne.

    Timmer und Lünemann ergänzten Cerullos Interferometer nun jedoch um ein optisches Bauelement, eine sogenannte Verzögerungsplatte, die ein hindurchtretendes Lichtsignal um einen bestimmten Bruchteil einer Wellenlänge verzögert. Durch diese vergleichsweise einfache Erweiterung gelang es den beiden, die beiden Laserpulse deutlich präziser zu kontrollieren als mit dem ursprünglichen TWINS-Interferometer.  

    Die Forschenden setzten die Idee experimentell um und wiesen die verbesserten Möglichkeiten nach, indem sie Ladungsbewegungen innerhalb eines organischen Farbstoffs untersuchten. Das Team lieferte zudem eine theoretische Erklärung für die neue Methode. Timmer, Lünemann und Lienau haben inzwischen ein Patent für das erweiterte Interferometrie-Verfahren erhalten.

    Originalartikel: Daniel Timmer, Daniel Lünemann, Moritz Gittinger, Antonietta De Sio, Cristian Manzoni, Giulio Cerullo und Christoph Lienau: „Phase-cycling and double-quantum two-dimensional electronic spectroscopy using a common-path birefringent interferometer”, Optica 11 (2024), doi.org/10.1364/OPTICA.543007

    Weblinks

    Bilder

      

    Zwei Paare von doppelbrechenden Keilen bilden das Herzstück des neuen Verfahrens. Durch den Aufbau lässt sich die Verzögerung zwischen zwei ultrakurzen Laserpulsen mit hoher Genauigkeit und Stabilität einstellen. Foto: Universität Oldenburg / Moritz Gittinger

    [Bild herunterladen]

     
      

    Komplexe Versuchsaufbauten ermöglichen es, die extrem schnellen Bewegungen von Elektronen in Festkörpern mit Laserpulsen in hoher zeitlicher Auflösung untersuchen. Foto: Universität Oldenburg / Präsentationstechnik

    [Bild herunterladen]

     
      

    Die Physiker Christoph Lienau, Daniel Timmer und Daniel Lünemann (v. l.) vor dem Experiment zur ultraschnellen mehrdimensionalen elektronischen Spektroskopie. Um die empfindlichen Geräte vor Staub zu schützen, müssen die Forscher Schutzkleidung tragen. Foto: Universität Oldenburg / Präsentationstechnik

    [Bild herunterladen]

    Kontakt

    Prof. Dr. Christoph Lienau, Tel.: 0441/798-3485, E-Mail: christoph.lienau@uol.de

  • 034/25 10. März 2025 Forschung Schwefelbakterien sorgen gemeinschaftlich für Abbau organischer Substanzen im Meeresboden
    Mikroben leben am energetischen Limit / Stoffwechselstrategien erstmals genau entschlüsselt
    PM-Foto PM-Foto

    10. März 2025   034/25    Forschung

    Schwefelbakterien sorgen gemeinschaftlich für Abbau organischer Substanzen im Meeresboden

    Mikroben leben am energetischen Limit / Stoffwechselstrategien erstmals genau entschlüsselt

    Oldenburg. In sauerstofffreien Bereichen der Erde – insbesondere im Meeresboden – bauen sogenannte sulfatreduzierende Bakterien einen Großteil des organischen Kohlenstoffs ab. Unter diesen wichtigen Mikroben sticht die Familie Desulfobacteraceae heraus, da ihre Mitglieder in der Lage sind, viele verschiedene und zum Teil schwer abbaubare Verbindungen bis zum Endprodukt Kohlendioxid (CO2) zu zerlegen. Eine neue Studie von Forschenden um Dr. Lars Wöhlbrand und Prof. Dr. Ralf Rabus von der Universität Oldenburg hat nun die Rolle dieser Mikroben ganzheitlich untersucht. Das Team berichtet in der renommierten Fachzeitschrift Science Advances, dass diese Bakterien weltweit verbreitet sind und sich durch einen komplexen Stoffwechsel auszeichnen, der einem Baukastensystem ähnelt: Alle untersuchten Arten verfügen in ihrem Metabolismus über die gleichen zentralen Elemente, etwa zur Energiegewinnung. Je nach Spezies kommen weitere maßgeschneiderte Proteine hinzu, um spezifische organische Substanzen zu verwerten, das heißt, sogenannte Transportproteine, um die Substanzen in die Zelle aufzunehmen und Enzyme, um sie abzubauen. Dieses modulare System erklärt den Forschenden zufolge zum einen, warum die Gruppe besonders erfolgreich ist. Zum anderen liefere die Arbeit neue Analysewerkzeuge, um die Rolle sulfatreduzierender Mikroben im globalen Kohlenstoffkreislauf und damit ihre Bedeutung für das Klima besser verstehen zu können.

    „Die Sulfatreduzierer führen ein Leben am thermodynamischen Limit“, erklärt Rabus, der am Oldenburger Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) die Arbeitsgruppe Allgemeine und Molekulare Mikrobiologie leitet. Die Bakterien verwenden Sulfat statt Sauerstoff für die Atmung. Beim Abbau von organischen Substanzen, die ihnen als Nahrung dienen, gewinnen sie nur einen Bruchteil der Energie, die aerob lebende Bakterien dabei herausholen können. Erstaunlicherweise sind sie dennoch ungemein aktiv und tragen entscheidend zur Zersetzung des organischen Materials im Meeresboden bei. „Schätzungen zufolge erledigen sulfatreduzierende Bakterien in küstennahen Gewässern und Schelfgebieten, wo besonders viel organisches Material eingetragen wird, im Meeresboden mehr als die Hälfte des Abbaus“, betont Rabus. Die dominierenden Mitglieder der Bakteriengemeinschaft sind oft Teil der Familie Desulfobacteraceae. Deutlich sichtbar sei die Aktivität der Mikroben etwa im Watt, wo das Sediment bereits wenige Millimeter unter der Oberfläche keinen Sauerstoff mehr enthält. „Als Folge bildet sich übelriechender Schwefelwasserstoff, und es entstehen die markanten Ausfällungen von schwarzem Eisensulfid“, sagt Rabus.

    Welche Rolle Mitglieder der Familie Desulfobacteraceae global dabei spielen, organisches Material abzubauen, und welche molekularen Werkzeuge sie dafür verwenden, war bislang jedoch kaum verstanden. Um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen, untersuchte das Team zunächst, wie verbreitet diese sulfatreduzierenden Bakterien sind. Eine Literaturstudie ergab, dass sie weltweit verbreitet sind und in allen Meeresgebieten zwischen Arktis und Antarktis vorkommen – wie erwartet vor allem unter sauerstoffarmen oder sauerstofffreien Bedingungen.

    Im nächsten Schritt kultivierten die Forschenden sechs sehr unterschiedliche Stämme der Familie. „Einige davon sind Spezialisten, die nur bestimmte Verbindungen abbauen, andere können ein sehr breites Spektrum an Stoffen verwerten. Manche sind klein und kugelförmig, andere länglich oder sogar fadenförmig“, berichtet Hauptautor Lars Wöhlbrand. Um den Stoffwechsel zu entschlüsseln, gaben die Forschenden den Mikroben 35 unterschiedliche Stoffe als Nahrung, von einfachen Gärungsprodukten bis hin zu langkettigen Fettsäuren oder schwer abbaubaren aromatischen Verbindungen. Anschließend untersuchten sie, welche Gene beim Abbau dieser Stoffe aktiv werden und welche Proteine die Mikroben dafür einsetzen. Dabei stellte sich heraus, dass die unterschiedlichen Arten zum Zerlegen der Substanzen jeweils sehr ähnliche molekulare Werkzeuge verwenden. Auch für den zentralen Stoffwechsel nutzen alle sechs untersuchten Arten den gleichen, besonders energiesparenden Weg.

    Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass die Desulfobacteraceae wie ein Team agieren und daher in der Lage sind, unter ganz unterschiedlichen geochemischen Bedingungen und an verschiedenen geografischen Orten einen großen Pool an verschiedensten Ausgangsstoffen zu zerlegen. „Es gibt nicht die eine dominierende Schlüsselart“, betont Rabus. Vielmehr funktionierten die Bakterien als Gemeinschaft, ähnlich wie eine Fußballmannschaft: „In jedem Team gibt es einen Torwart und einen Stürmer, aber jedes Team erledigt die Dinge auch auf seine eigene Weise“, erläutert Wöhlbrand. Diese Flexibilität könne womöglich erklären, warum die Desulfobacteraceae weltweit zu den am weitesten verbreiteten Sulfatreduzierern gehören.

    Die Forschenden untersuchten anschließend zusammen mit Prof. Dr. Michael Schloter von der TU München, ob sich die genetischen Baupläne bestimmter Schlüssel-Module aus dem Stoffwechselnetzwerk in Sedimentproben nachweisen lassen. Tatsächlich entdeckten sie die ausgewählten Gene in praktisch allen untersuchten Proben, die aus Meeresgebieten vom Flachwasser bis zur Tiefsee stammten und beispielsweise nährstoffreiche Flussmündungen, heiße und kalte Tiefseequellen oder die Sedimente des sauerstoffarmen Schwarzen Meers umfassten. Die Analyse unterstreicht nach Angaben des Teams zum einen, wie wichtig die Desulfobacteraceae für den Abbau von Kohlenstoff sind. Zum anderen weisen die Forschenden nach, dass sich die untersuchten Gene als Analysewerkzeuge nutzen lassen, um die mikrobielle Aktivität direkt im Meeresboden zu untersuchen. „Wahrscheinlich hat man die Bedeutung der Sulfatreduzierer für den Kohlenstoffkreislauf bislang unterschätzt“, sagt der Geophysiker Prof. Dr. Michael Winklhofer vom Oldenburger Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, der an der Auswertung beteiligt war. Womöglich werde der Anteil der Mikroben am Kohlenstoffabbau in küstennahen Gebieten in Zukunft sogar zunehmen, da der Sauerstoffgehalt der Meere aufgrund von Überdüngung und globaler Erwärmung seit etwa 1960 abnimmt.

    Originalpublikation: Lars Wöhlbrand et al.: „Key role of Desulfobacteraceae in C/S-cycles of marine sediments is based on congeneric catabolic-regulatory networks”, Science Advances (2025), doi.org/10.1126/sciadv.ads5631

    Weblinks

    Bilder

      

    Ralf Rabus (l.) und Lars Wöhlbrand wollen von Grund auf verstehen, wie Bakterien arbeiten und verschiedene Stoffe zerlegen. Die Mikrobiologen sind Experten für sulfatreduzierende Bakterien, die in sauerstoffarmen Sedimenten leben. Foto: Universität Oldenburg / Matthias Knust

    [Bild herunterladen]

     
      

    Proteine sind die molekularen Werkzeuge von Bakterien. Welche davon beim Abbau bestimmter Substanzen aktiv sind, analysieren die Forschenden mit verschiedenen Methoden. Nach der ersten Trennung des Molekülmixes sammeln sich ähnliche Proteine in blauen Bändern in einem speziellen Gel. Foto: Universität Oldenburg / Matthias Knust

    [Bild herunterladen]

    Kontakt

    Prof. Dr. Ralf Rabus, Tel.: 0441/798-3884, E-Mail: rabus@icbm.de

    Dr. Lars Wöhlbrand, Tel.: 0441/798-3418, E-Mail: lars.woehlbrand@uol.de

  • 033/25 7. März 2025 Gleichstellung Universität überzeugt mit Gleichstellungskonzept
    Bund und Länder fördern Hochschule erneut im Professorinnenprogramm

    7. März 2025   033/25    Gleichstellung

    Universität überzeugt mit Gleichstellungskonzept

    Bund und Länder fördern Hochschule erneut im Professorinnenprogramm

    Oldenburg. An der Universität Oldenburg studieren und forschen überdurchschnittlich viele Frauen. Bei den Professorinnen nimmt die Universität im Bundesvergleich seit einiger Zeit sogar eine Spitzenstellung ein: Der Anteil von Frauen, die eine der rund 260 Professuren innehaben, liegt in Oldenburg bei aktuell 32,4 Prozent – und damit 3,4 Prozentpunkte über dem 2023 zuletzt erhobenen Bundesdurchschnitt. Das Engagement und den Erfolg in Sachen Gleichstellung würdigen Bund und Länder jetzt erneut mit einer Förderung im Rahmen des Professorinnenprogramms. In der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz haben sie in der aktuellen Antragsrunde über die Mittelvergabe entschieden Die Universität Oldenburg gehört mit ihrem Gleichstellungskonzept zu den insgesamt 56 Hochschulen, die in dieser Runde Fördermittel in Anspruch nehmen dürfen. Innerhalb der kommenden Jahre können bis zu rund 2,5 Millionen Euro für die Berufung von neuen Professorinnen nach Oldenburg fließen.

    „Wir freuen uns über die sichtbaren Erfolge, die wir mit unserer Gleichstellungsstrategie bereits erreicht haben – und darüber, dass wir, wie auch in früheren Förderrunden des Professorinnenprogramms, überzeugen konnten. Das hat uns nicht nur ermöglicht, hervorragende Wissenschaftlerinnen an die Universität Oldenburg zu berufen, sondern auch zahlreiche Maßnahmen umzusetzen, die sich langfristig und universitätsweit positiv auf die Gleichstellung auswirken“, sagt Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, die als Vizepräsidentin unter anderem für das Thema Gleichstellung verantwortlich ist.

    Das „Professorinnenprogramm 2030“ übernimmt für fünf Jahre die Kosten für die Professur von drei Wissenschaftlerinnen, die erstmals in ihrer Karriere auf eine unbefristete Position berufen werden. Das ermöglicht den Universitäten, entweder früher als geplant Professorinnen zu berufen oder bei planmäßigen Berufungen die in ihrem Haushalt eigentlich für diese Kosten vorgesehenen Mittel in Maßnahmen zu investieren, die die Gleichstellung universitätsweit fördern.

    So kann die Universität Oldenburg etwa das erfolgreiche Helene-Lange-Gastprofessorinnen-Programm fortführen, das Forscherinnen aus aller Welt für mehrere Monate nach Oldenburg bringt, wo sie nicht nur forschen und lehren, sondern Angebote speziell für Studentinnen und Wissenschaftlerinnen in frühen Karrierephasen machen. Erstmals geplant ist ein einwöchiges Ferien-Schnupperstudium Informatik, das Schülerinnen der achten Klasse an den bis heute männlich geprägten Studiengang heranführen soll. Damit reagiert die Universität darauf, dass der Studentinnenanteil in der Informatik auf 14 Prozent gesunken ist. Weitere Mittel fließen zum Beispiel in Karriereberatungsangebote für Wissenschaftlerinnen und eine Kampagne gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt.

    Aktuell kann die Universität eine erfreuliche Gleichstellungsbilanz ziehen. Bei den Studierenden machen Frauen aktuell 57 Prozent aus. Das Verhältnis von Männern und Frauen bei den Wissenschaftlichen Mitarbeitenden ist ausgeglichen. Bei den Professor*innen ist aktuell jede dritte weiblich – betrachtet man nur die in den vergangenen Jahren neu an die Universität Berufenen ist es fast jede zweite. Während bei den – zumindest zunächst -befristeten Juniorprofessuren bereits eine Parität von Männern und Frauen erreicht ist, sinkt der Frauenanteil aber mit höheren Besoldungsstufen, insbesondere bei den Lebenszeitprofessuren.

    Weblinks

    Kontakt

    Sandra Reinecke, Tel.: 0441/798-4697, E-Mail: sandra.reinecke@uol.de

Aktuelles

Top-Themen

Männer und Frauen stehen auf einer Treppe und schauen in die Kamera. Der Univiersitätspräsident ist in der Bildmite, daneben der Oldenburger Oberbürgermeister und Präsidiumsmitglieder der Uni sowie Verwaltungsspitzen der Stadtverwaltung.
Präsidium

Gemeinsames Arbeitsprogramm nimmt Form an

Das Dutzend ist voll – doch die Ideen für weitere gemeinsame Themen, Projekte und Synergien sind schier endlos: Am Montag fand das 12. Jahresgespräch…

mehr: Gemeinsames Arbeitsprogramm nimmt Form an
Sanduhr vor unscharfem Hintergrund
Universitätsmedizin Medizinethik

Welche Rolle spielt die Zeit für medizinische Entscheidungen?

Die Zeit spielt in unterschiedlichen Lebensphasen bedeutende Rollen bei medizinischen Entscheidungen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die…

mehr: Welche Rolle spielt die Zeit für medizinische Entscheidungen?
alternative, auto, automobile, automotive, battery, business, cable, car, cars, charge, charger, charging, clean, department store, eco, ecology, electric, electric car, electric vehicle, electricity, electro, energy, environment, ev, ev car, ev charger, ev station, future, green, hybrid, indoor, lifestyle, modern, motor, nature, park, parking lot, phev, plug, power, recharge, rechargeable, socket, station, supply, sustainable, technology, transport, transportation, travel, vehicle
Forschung Nachhaltigkeit Wirtschaftswissenschaften

„Die Transformation zur Elektromobilität ist unumkehrbar”

Soll der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor verschoben oder rückgängig gemacht werden? Ein Strategiepapier unter Beteiligung der Ökonomen Jörn…

mehr: „Die Transformation zur Elektromobilität ist unumkehrbar”
Das Bild zeigt eine mikroskopische Aufnahme eines Coronavirus. Zu erkennen sind auch dessen Spikeproteine.
Sozialwissenschaften

Wie Corona das politische Vertrauen beeinflusst hat

Vor fünf Jahren wurde der erste Corona-Lockdown verhängt. Eine neue Studie der Soziologin Gundula Zoch zeigt, dass sich das politische Vertrauen in…

mehr: Wie Corona das politische Vertrauen beeinflusst hat
Forschung Pädagogik

KI in der Wissenschaft und an Hochschulen

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) an Hochschulen ist das Thema einer neuen Forschungsgruppe unter Leitung von Heinke Röbken. Das Team…

mehr: KI in der Wissenschaft und an Hochschulen
Blick von hinten über die Schulter eines Forschers. Auf eine Leuchttisch liegen die Gelstücke in mehreren Behältern. Der Forscher hält ein Skalpell und eine Pinzette in der Hand, um aus dem Gel kleine Stückchen herauszuschneiden.
Forschung Meereswissenschaften

Stoffwechsel nach dem Baukastenprinzip

Bestimmte Bakterien arbeiten zusammen, um organische Substanzen im Meeresboden abzubauen, so eine neue Studie in der Zeitschrift Science Advances.…

mehr: Stoffwechsel nach dem Baukastenprinzip
Das Bild zeigt die nebeneinanderliegenden Portraits der beiden Personen.
Forschung Sozialwissenschaften Hörforschung

Zusammenarbeit mit israelischen Hochschulen

Zwei Vorhaben aus Hörforschung und Politikwissenschaft haben eine Förderung des Landes erhalten. Im Mittelpunkt stehen der Einfluss von…

mehr: Zusammenarbeit mit israelischen Hochschulen
Das Bild zeigt einen komplizierten Versuchsaufbau für ein optisches Experiment. Das Laserlicht durchquert zwei Anordnungen aus jeweils zwei eng hintereinanderliegenden keilförmigen Glasplatten.
Forschung Exzellenzstrategie Physik Biologie

Elektronen in Festkörpern zuschauen

Die schnellen Bewegungen von Elektronen in Festkörpern oder Molekülen lassen sich dank einer Entwicklung von Oldenburger Forschenden deutlich…

mehr: Elektronen in Festkörpern zuschauen
Presse & Kommunikation (Stand: 22.01.2025)  Kurz-URL:Shortlink: https://uol.de/aktuelles?monat=6&jahr=2004&suche=Juni%202004 | # |
Zum Seitananfang scrollen Scroll to the top of the page