Stimmen aus dem Gesundheitswesen
Stimmen aus dem Gesundheitswesen
Akteure aus dem Gesundheitswesen warnen seit Jahren vor einem verschärften Ärztinnen- und Ärztemangel in der Region. Sie fordern mehr Medizinstudienplätze und damit ein klares Bekenntnis zur Universitätsmedizin Oldenburg sowie ihren weiteren Ausbau.
Stimmen aus dem Jahr 2024
Der Marburger Bund Niedersachsen begrüßt die von Wissenschaftsminister Falko Mohrs geplante Aufstockung auf 200 Medizinstudienplätze in Oldenburg bis 2027 - und sieht diese zeitgleich als alternativlos an. Ihr Zweiter Vorsitzender Andreas Hammerschmidt: „Angesichts des bereits eklatanten Mangels an Ärzt*innen bei uns in Niedersachsen, der sich noch deutlich zuspitzen wird, ist der Ausbau an Medizinstudienplätzen der einzig gangbare Weg. Dieser muss unbedingt einhergehen mit einer adäquaten Finanzierung der Universitätsmedizin, was die Personalausstattung für Forschung und Lehre und entsprechende Räumlichkeiten betrifft. Bundesweit hat Niedersachsen das niedrigste Studienplatzangebot für Humanmedizin pro Einwohner. Gleichzeitig ist alarmierend, dass bis 2030 in Oldenburg 280 Ärzt*innen weniger ausgebildet werden, als ursprünglich mit dem Land vereinbart wurde – weil die benötigten Mittel fehlen.“
Pressemitteilung Marburger Bund
Stimmen aus dem Jahr 2022
Die Aufstockung von 80 auf 120 Studienanfänger*innen in Oldenburg zum aktuellen Wintersemester sei ein wichtiger Schritt, heißt es in einer Pressemitteilung des Marburger Bundes. Der größte deutsche Ärzteverband fordert aber deutlich mehr: langfristig 1.200 Studienplätze im Bundesland Niedersachsen. „Die insgesamt 789 Studienplätze für Humanmedizin, die wir derzeit an den drei niedersächsischen Fakultäten anbieten, reichen bei weitem nicht”, kritisierte aber Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. „Die Situation spitzt sich weiter zu, je mehr Zeit verstreicht. Der medizinische Nachwuchs und die Sicherstellung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung in Niedersachsen dulden keinen Aufschub!”
Pressemitteilung Marburger Bund
Zum Aufwuchs von 80 auf 120 Studienplätze - Stimmen aus dem Jahr 2021
Die Entscheidung der Landesregierung, im Doppelhaushalt 2022/23 keine Finanzmittel für zusätzliche Medizinstudienplätze an der Universität Oldenburg bereitzustellen, hat der Marburger Bund Niedersachsen scharf verurteilt. „Das Land Niedersachsen wird weiterhin nicht seinen Versprechungen gerecht, durch eine Erhöhung der Zahl von Medizinstudienplätzen in Niedersachsen den zukünftigen Bedarf an Ärztinnen und Ärzten sicherzustellen“, so der Erste Vorsitzende Hans Martin Wollenberg. Im Vergleich mit anderen Bundesländern schneide Niedersachsen damit „skandalös schlecht“ ab. Der Marburger Bund fordert das Land daher erneut auf, seine Anstrengungen zu steigern und den Versprechungen der letzten Jahre endlich Taten folgen zu lassen. „Die oft zitierte Landarztquote führt alleine nur dazu, dass an einer Seite der Tischdecke gezogen wird. Sie verschweigt, dass ein Landarzt bei Beibehalten dieser Planungsstrategie zukünftig seine Patienten nur noch in Krankenhäuser ohne Ärzte schicken kann“, so Wollenberg weiter.
Pressemitteilung Marburger Bund
Von einer „fatalen Fehlentscheidung“ spricht der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Mark Barjenbruch. Das Land spare hier eindeutig an der falschen Stelle, außerdem dürfe man keine Zeit mehr vergeuden. Barjenbruch: „Zur Gewinnung von ärztlichen Nachwuchs für eine flächendeckende hausärztliche und fachärztliche Versorgung in Niedersachsen ist der Ausbau der EMS unerlässlich. Alle Förderprogramme für den ärztlichen Nachwuchs sind zum Scheitern verurteilt, wenn es keine zusätzlichen Kapazitäten für Studienanfängerinnen und -anfänger der Humanmedizin in Niedersachsen gibt.“
Pressemitteilung KVN
Auch der Hartmannbund kritisiert die Landesregierung. Vorsitzende Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat spricht von einer „Schlappe für den Medizinstandort Niedersachsen“. Das Land verabschiede sich damit von seinem zugesagten Vorhaben, die Zahl der Medizinstudienplätze um 200 zu erhöhen. Dies werde mittel- bis langfristig nicht ohne Folgen für die medizinische Versorgung der Bevölkerung bleiben.
Pressemitteilung Hartmannbund
„Jetzt ist die Zeit, ein starkes Signal zu setzen für die Stärkung der Gesundheitsversorgung in Niedersachsen. Der DRK Landesverband Oldenburg e.V. unterstützt das Anliegen, die Studienplätze an der European Medical School weiter auszubauen. Dafür muss jetzt ein Aufwuchs der Landeszuweisung im nächsten Haushalt des Landes Niedersachsen verankert werden“, schrieb im Februar 2021 Helmut Gels, Präsident des DRK Landesverbands Oldenburg, an Wirtschaftsminister Bernd Althusmann. Schon aktuell sei die Situation in der Region schwierig – es fehle das ärztliche Personal: Von der Notarztversorgung über die ärztliche Begleitung der Blutspendetermine bis hin zur Gewinnung ärztlichen Personals in den Mutter-Kind-Vorsorgeeinrichtungen des DRK. Kernproblem sei, dass die bestehenden Ausbildungsstrukturen unterdimensioniert sind. „Seit Jahren ist Niedersachsen auf den Zuzug von Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland angewiesen, um bestehende Bedarfe decken zu können. Derzeit gibt es nur 801 Medizinstudienplätze in Niedersachsen, bis 2030 kann so nicht einmal 50 Prozent des Ärzte-Bedarfs gedeckt werden“, so Gels. Im Nordwesten sei die Situation sogar noch gravierender: „800 möglichen Absolventinnen und Absolventen in Oldenburg bis 2030 steht der Bedarf von 5.500 neuen Ärztinnen und Ärzten in der Region gegenüber.“ Für den Präsidenten des DRK-Landesverbands steht das niedersächsische Gesundheitswesen „am Scheideweg“, seine Forderung an die Politik: „Der geplante Ausbau der Oldenburger Universitätsmedizin muss jetzt umgesetzt werden!“
Schreiben vom 3. Februar 2021 / Kontakt: Helmut Gels, Präsident DRK Landesverband Oldenburg e.V.
Zum Neubau eines Lehr- und Forschungsgebäudes – Stimmen aus dem Jahr 2020
Die klinischen Partner der Universitätsmedizin Oldenburg – das Pius-Hospital, das Klinikum Oldenburg, das Evangelische Krankenhaus und die Karl-Jaspers-Klinik – rufen die Landesregierung in einem offenen Brief dazu auf, ihre Entscheidung zu revidieren und ein positives Signal zu senden. Die Universitätsmedizin sei „ein Grundpfeiler der Krankenversorgung der gesamten Weser-Ems-Region“, deren Bedeutung speziell in der aktuellen Pandemie „einmal mehr deutlich geworden“ sei. „Die fehlende Zusage der Mittel für ein neues Forschungs- und Lehrgebäude konterkariert damit nicht nur ein klares Bekenntnis zur Universitätsmedizin Oldenburg, sondern zugleich auch zur nachhaltigen Entwicklung der Region und damit langfristig auch des Landes Niedersachsen.“
Offener Brief der klinischen Partner
Angesichts der Corona-Pandemie sollte das Land aus Sicht der Ärztekammer Niedersachsen gerade am Lehr- und Forschungsgebäude für die Oldenburger Universitätsmedizin festhalten, anstatt es mit dieser Begründung einzusparen: „Gerade während der Corona-Krise haben wir doch gesehen, wie wichtig eine gesicherte ärztliche Versorgung der Bevölkerung ist“, betont die Kammerpräsidentin Prof. Dr. Martina Wenker. „Schon jetzt fehlen uns in den Gesundheitsämtern, in der ambulanten Versorgung und in den Krankenhäusern Ärztinnen und Ärzte.“ Ohne neue Räumlichkeiten für Lehre und Forschung lasse sich der Ausbau der Studienplätze in Oldenburg nicht wie geplant realisieren, womit Niedersachsen auf „einen eklatanten Ärztemangel“ zusteuere. Binnen zehn Jahre werde fast ein Viertel der Ärztinnen und Ärzte landesweit das Rentenalter erreichen, betonte Wenker.
Presseinformation ÄKN
Von einer „dringend notwendigen Zukunftsinvestition“ spricht der Marburger Bund Niedersachsen und fordert die Landesregierung auf, den weiteren Ausbau der Universitätsmedizin Oldenburg auch im kommenden Landeshaushalt sicherzustellen. „Niedersachsen braucht eiligst mehr Medizinstudienplätze, um die medizinische Versorgung langfristig sichern zu können und dem bereits existierenden Mangel an Ärztinnen und Ärzten entgegenzuwirken“, betont der Erste Vorsitzende Hans Martin Wollenberg. „Dazu gehört auch, dass das dringend benötigte Forschungs- und Lehrgebäude in Oldenburg gebaut und finanziert wird.“ Eine vernünftige Finanzierung und gute Lehrbedingungen seien „unabdingbar“. „Wer hier spart, spart an der falschen Stelle“, so Wollenberg.
PM Marburger Bund
Der niedersächsische Hartmannbund sieht die Landesregierung in der Verantwortung nicht zuletzt für die bereits eingeschriebenen Medizinstudierenden. „Im Verlauf des Studiums die Finanzierung in Frage zu stellen, ist absolut inakzeptabel“, so die Landesvorsitzende Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat . In Oldenburger fehlten weiterhin Forschungsflächen, die Professorinnen und Professoren zur Berufung versprochen wurden, ergänzt Johannes Stalter, stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss Medizinstudierende im Hartmannbund, der selbst im Oldenburger Modellstudiengang Humanmedizin eingeschrieben ist. Andere Professuren ließen sich aufgrund mangelnder struktureller und finanzieller Ausstattung nicht besetzen. All dies laufe der Empfehlung des Wissenschaftsrats zuwider, so Stalter. „Das nicht bewilligte Geld hat massive Auswirkungen nicht nur auf den anstehenden Studienplatzaufwuchs, sondern ganz aktuell auf die bereits in Oldenburg studierenden angehenden Ärztinnen und Ärzte und die lehrenden Medizinerinnen und Mediziner.“
Stellungnahme Hartmannbund
Für den Landesverband Oldenburg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) ist die Zukunft der Oldenburger Universitätsmedizin unmittelbar mit der wirtschaftlichen Perspektive des gesamten Nordwestens verknüpft: „Eine gute medizinische Versorgung und ein dazu begleitender wissenschaftlicher Aufbau sind für die Aufrechterhaltung und vor allem die Entwicklung der Wirtschaft in dieser Region unabdingbar“, betont Präsident Helmut Gels und appelliert an die Landesregierung, die Finanzmittel für das Lehr- und Forschungsgebäude doch noch wie geplant in den Haushalt 2021 aufzunehmen. Die von der Universitätsmedizin nachhaltig und auch in der Qualität gesicherte medizinische Versorgung der Region sei für Unternehmen ein wesentlicher Standortfaktor, berichtete Gels, der bis 2019 Bürgermeister von Vechta war. Zudem habe die Corona-Krise gezeigt, dass Niedersachsen auch unimedizinisch breit aufgestellt sein sollte, um bei zukünftigen, vergleichbaren Anforderungen „sachgerecht und regional angemessen“ zu reagieren.
Offener Brief DRK