Stimmen aus der Universität
Stimmen aus der Universität
Angehörige und Mitglieder der Universität setzen sich konsequent für den weiteren Ausbau der Universitätsmedizin ein.
Zum Aufwuchs von 80 auf 120 Studienplätze - Stimmen aus dem Jahr 2021
Der Senat der Universität Oldenburg hat sich in seiner Sitzung vom 2. Juni 2021 mit der von der Landesregierung bisher nicht realisierten Erhöhung der humanmedizinischen Studienplätze an der Universität Oldenburg beschäftigt. In einem Offenen Brief an Ministerpräsident Stephan Weil, Gesundheitsministerin Daniela Behrens, Finanzminister Reinhold Hilbers und Wissenschaftsminister Björn Thümler fordert das Gremium den zügigen Ausbau von 80 auf zunächst 120 und schließlich 200 Medizinstudienplätze pro Jahr. Dazu sei es unabdingbar, die Finanzierung für die nächste Stufe von 80 auf 120 Studienplätze im Doppelhaushalt 2022/23 zu verankern. „Der Senat sieht akuten Handlungsbedarf, da der Nordwesten Niedersachsens ansonsten wertvolle Jahre für die Sicherung seiner Gesundheitsversorgung verliert. Das halten wir für nicht verantwortbar“, heißt es.
Der Landesregierung sei bekannt, dass bereits jetzt dringend ärztlicher Nachwuchs im Nordwesten gebraucht werde. Ebenfalls bekannt sei, dass die Region in diesem Jahrzehnt altersbedingt weitere 2.400 Ärztinnen und Ärzte verlieren wird. 2,5 Millionen Menschen, die im Nordwesten leben und arbeiten, seien dadurch in ihrer Gesundheitsversorgung unmittelbar betroffen. „Wir alle wissen, dass es nur einen universitätsmedizinischen Standort in Niedersachsen gibt, der den benötigten Aufwuchs an Medizinstudienplätzen für den Nordwesten realisieren kann: die Universitätsmedizin Oldenburg. (…) Als Senatorinnen und Senatoren der Universität Oldenburg, als Bürgerinnen und Bürger des Nordwestens fordern wir Sie deshalb auf: Setzen Sie sich mit ganzer Kraft dafür ein, dass an der Universität Oldenburg schon im kommenden Jahr 120 junge Menschen ihr Medizinstudium beginnen können.“
Stellungnahme des Senats vom 2. Juni 2021
Zum Neubau eines Lehr- und Forschungsgebäudes – Stimmen aus dem Jahr 2020
„Großes Unverständnis und Besorgnis“ löst der Plan der Landesregierung, die für das Lehr- und Forschungsgebäude vorgesehenen Mittel nicht in den Haushalt einzustellen, beim Senat der Universität aus. „Diese Entscheidung konterkariert die hervorragende Aufbauleistung der Universität Oldenburg und ihrer Kooperationspartner“, betont der Senat in einer Stellungnahme und verweist auf das positive Votum des Wissenschaftsrates aus dem vergangenen Jahr.
Stellungnahme Senat
Der Wissenschaftliche Beirat der Universitätsmedizin Oldenburg sieht ohne den geplanten Neubau des Lehr- und Forschungsgebäudes „das bisher mit viel Erfolg errichtete Fundament der Universitätsmedizin“ gefährdet. Als Nahtstelle zwischen Forschung und Krankenversorgung sowie als Plattform für translationale Forschung und somit medizinischen Fortschritt sei dieses Gebäude die Voraussetzung für das Besetzen neu eingerichteter Professuren und das Halten bereits berufener Professorinnen und Professoren. Der Ausbau der Universitätsmedizin erfordere zwingend die entsprechende Infrastruktur, betonen die sechs renommierten Medizinexpertinnen und -experten, die die Medizinische Fakultät beraten. Sie verweisen auf das von der Fakultät vorgelegte „innovative Konzept zur sektorenübergreifenden Versorgung der Bevölkerung“, das die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum nachhaltig verbessern und die Gesundheitsberufe stärken solle.
Stellungnahme Beirat
Der Hochschulrat der Universität Oldenburg hat den Ministerpräsidenten Stephan Weil zu raschem Handeln aufgefordert. Angesichts der hohen Nachfrage nach Medizinstudienplätzen und eines ebensolchen Ärztebedarfs gerade auch im Nordwesten halte er „die Stilisierung eines Wettbewerbs zwischen den drei niedersächsischen Standorten zu einem Konkurrenzkampf“ für falsch, so der Hochschulratsvorsitzende Jörg Waskönig. Ohne Neubau sei unklar, wo künftig 200 neue Oldenburger Medizinstudierende pro Jahr ihre Präsenzveranstaltungen abhalten sollten. Zugleich befürchtet er Folgen für die medizinische Forschung: Wo Professorinnen oder Professoren im Einstellungsgespräch angemessene Forschungseinrichtungen versprochen worden seien, „kann man aktuell nur interessante Bauskizzen zeigen, während der Baubeginn auf unbestimmte Zeit nach hinten rückt“. Gegenüber den niederländischen Partnern im europaweit einzigartigen Modellstudiengang stehe auch der Ruf Niedersachsens auf dem Spiel, wenn es sich nicht an Zusagen halte.
Offener Brief Hochschulrat
Opfer der Entscheidung der Landesregierung seien „in erster Linie die Patientinnen und Patienten in unserem Land, deren Gesundheit durch den Ärztemangel aufs Spiel gesetzt wird“, so das Department für Humanmedizin der Universität Oldenburg in einem offenen Brief an den Ministerpräsidenten. Die unterzeichnenden Direktoren – der Humangenetiker Prof. Dr. John Neidhardt, der HNO-Uniklinikchef Prof. Dr. Andreas Radeloff und der Neurologe und Uniklinikdirektor Prof. Dr. Karsten Witt – betonen, als neuberufene klinische Professoren könnten sie diesen Ärztemangel schon jetzt belegen. „Dieser Mangel ist Realität und wird mit der Entscheidung gegen das Lehr- und Forschungsgebäude weiter verstärkt.“ Die Direktoren des Departments sehen daneben die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Groningen in Frage gestellt – und das, obwohl das Wissenschaftsministerium in Hannover das Fehlen von 19.000 Quadratmetern Lehr- und Forschungsflächen anerkannt habe.
Brief Department Humanmedizin
Nicht zuletzt bei den Studierenden der Medizinischen Fakultät in Oldenburg sorgt das Versagen der Mittel für den Neubau für „großes Entsetzen und Unverständnis“. Sie sprechen von einem „Wortbruch“ der Politik, da ungeachtet von Versprechungen aus dem Wissenschaftsministerium und von Bekenntnissen der Landesregierung „offensichtlich keine Stärkung der hiesigen Medizinischen Fakultät gewollt“ sei. Sie zeigen sich überzeugt vom Konzept des Studiengangs – die Erfolge der bisherigen Absolventinnen und Absolventinnen gäben sowohl der Idee als auch deren Umsetzung recht. Um diese Qualität bei wachsender Anzahl von Studienplätzen aufrechtzuerhalten, sei das Lehr- und Forschungsgebäude dringen notwendig. „Auch und gerade in der aktuellen Covid-19-Krise demaskiert sich der ohnehin kritische Fachkräftemangel im Gesundheitswesen noch weiter“, so die Studierenden. An den niedersächsischen Fakultäten werde exzellenter medizinischer Nachwuchs ausgebildet. „Diese Ressource unnötig zu verknappen, erscheint uns mehr als irrational.“
Stellungnahme Fachschaft