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<link diz/paedagogische-woche/ - external-link-new-window>32. Pädagogische Woche</link>

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Dr. Julia Michaelis
Didaktisches Zentrum (diz)
Tel: 0441/798-3038

  • Weniger Vorträge, mehr Austausch: Julia Michaelis stellt das neue Konzept der Pädagogischen Woche vor. Foto: Universität Oldenburg

Mehr als „Tschakka, wir schaffen das!“

Sie ist die größte Tagung für Lehrkräfte in der Region: Die Pädagogische Woche an der Universität Oldenburg. Im September ist es wieder so weit, doch in diesem Jahr ist vieles anders. Im Interview erklärt die wissenschaftliche Leiterin Julia Michaelis, was das bedeutet.

Sie ist die größte Tagung für Lehrkräfte in der Region: Die Pädagogische Woche an der Universität Oldenburg. Im September ist es wieder so weit, doch in diesem Jahr ist vieles anders. Im Interview erklärt die wissenschaftliche Leiterin Julia Michaelis, was das bedeutet. FRAGE: Die Pädagogische Woche blickt auf eine mehr als 30-jährige Tradition zurück. Was macht sie so erfolgreich? MICHAELIS: Sie ist in ihrem Profil einzigartig, denn sie verbindet Wissenschaft und Schulpraxis miteinander wie keine andere Veranstaltung hierzulande. Für unsere Forscherinnen und Forscher stellt sie ein ganz wesentliches Transferinstrument dar, um die Lehrkräfte im Nordwesten zu erreichen. Dabei bieten die breiten Vernetzungen und Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und -institutionen einen konstruktiven Austausch- und Diskursrahmen für Theorie-Praxis-Bezüge zum Lehren und Lernen über alle drei Phasen der Lehrerbildung. Insgesamt ist die Pädagogische Woche ein wichtiger Imagefaktor für unsere Universität. Die Lehrerbildung spielt eine zentrale Rolle in Forschung und Entwicklung sowie für die Profilbildung der gesamten Hochschule. FRAGE: Im vergangenen Jahr ist die Pädagogische Woche ausgefallen. Wie kam es dazu? MICHAELIS: Nach der 31. Tagungsveranstaltung im September 2014 haben wir uns Zeit genommen, das Format weiterzuentwickeln. In gut 30 Jahren verändert sich natürlich einiges. Die Bedürfnisse der Schulen sehen heute anders aus als zum Beispiel in den 80er oder 90er Jahren, auch die Freistellungsmöglichkeiten für Lehrkräfte haben sich verändert. Früher haben viele Lehrerinnen und Lehrer die ganze Woche über teilgenommen. Heute können sie durch die neue Freistellungspraxis in den Schulen nur ein bis zwei Tage teilnehmen. Da die Schulen zur Unterrichtssicherung insgesamt weniger Lehrkräfte frei stellen, kommt den Teilnehmenden  auch stärker eine Multiplikatorfunktion im Kollegium zu. Des Weiteren hatten wir in einer umfassenden internen Analyse Optimierungs- und Entwicklungsbedarfe für die inhaltliche Programmplanung und die Tagungsvorbereitung festgestellt, beispielsweise waren die Werkzeuge zur Tagungsplanung und -verwaltung den heutigen Anforderungen nicht mehr angemessen. Für uns stellte sich daher die Frage, wie wir mit diesen Veränderungen und Entwicklungsbedarfen umgehen, damit wir es schaffen, die Pädagogische Woche langfristig zu erhalten und qualitativ zu positionieren.   FRAGE: Welche Schlüsse haben Sie gezogen? MICHAELIS: Zunächst einmal haben wir genau analysiert, wo die Stärken und Schwächen der Pädagogischen Woche liegen, was wir erhalten möchten, welche Dinge wir ändern sollten. Dafür haben wir bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt verschiedene Expertinnen und Experten eingebunden – aus der Universität, aber auch von extern. Auch für die konkrete Programmgestaltung haben wir dieses Mal besonders viele Personen einbezogen. Das waren einerseits die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Universität, die Einblicke in ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeiten geben, andererseits Vertreterinnen und Vertreter von Schulen und aus Studienseminaren, um möglichst nah an den tatsächlichen Bedürfnissen der Lehrkräfte zu sein. Die breite und frühzeitige Einbindung von Expertinnen und Experten in die Planung soll als Qualitätselement auch in den Folgejahren etabliert werden. Insgesamt haben wir in den letzten eineinhalb Jahren einen großen Findungs-, Analyse- und konzeptionellen Prozess bewältigt, der uns sehr viel Zeit und Investition abverlangt hat. Aber es hat sich wirklich gelohnt: Wir konnten ein modernes, attraktives Angebot der Lehrerfortbildung schaffen, das den Stärken und Potenzialen unseres Standortes Rechnung trägt.  FRAGE: Wie sieht dieses neue Angebot aus? MICHAELIS: Zunächst haben wir unsere Zielgruppe erweitert. Im Teilnehmerspektrum nahmen Grundschulen und Förderschulen besonders große Anteile ein. Künftig möchten wir Themen und Bedarfe aller Schulformen stärker in den Fokus stellen, also auch für die Sekundarstufen I und II sowie berufsbildende Schulen attraktiver sein. Hierzu bieten wir zum Beispiel fachliche Exkurse zu Spezialthemen der Universität beziehungsweise deren An-Institute an und weisen die schulformspezifische Ausrichtung der einzelnen Angebote direkt im Programm aus. Insgesamt setzen wir auf Klasse statt Masse – und auf Formate, die eine aktive Auseinandersetzung mit den Inhalten fördern. Entsprechend gibt es weniger Vorträge, dafür mehr Angebote für einen aktiven Austausch, beispielsweise Diskussionsforen, fachliche Exkurse, Besuche in außerschulischen Lernorten und „World Cafés“ – das ist ein spezielles Workshop-Format für konstruktive Gespräche. Außerdem ist unsere Lehr- und Lernmittelausstellung spezifischer zugeschnitten  und weiterhin frei zugänglich. Hinzu kommt eine neue Tagungsstruktur: Wir haben auf ein Fachtagsprinzip umgestellt, das heißt, dass sich jeder der drei Tage einem Schwerpunktthema widmet – so können sich auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich nur ein oder zwei Tage freistellen lassen können, einem Thema umfassend widmen. FRAGE: Gibt es denn kein übergreifendes Tagungsthema mehr? MICHAELIS: Doch, natürlich. In diesem Jahr steht die gesamte Pädagogische Woche unter dem Motto: „Motivation auf der Spur“. Nun könnte man denken, dass das Thema Motivation für Pädagogen ein wenig abgedroschen sei. Wir haben jedoch breit diskutiert, wie man eine moderne Tagung dazu gestalten könnte und sind uns schnell darüber klar geworden, dass es keinesfalls um ein bloßes Dogma gehen kann, nach dem Motto: „Sei motiviert!“ oder: „Tschakka, wir schaffen das“. Wir betrachten das Thema vielmehr aus verschiedenen Perspektiven, die sich in den einzelnen Tagen niederschlagen: Was genau ist und bewirkt Motivation? Wie motiviert man sich selbst und andere? Welche Handlungsfelder stehen unter motivationalen Gesichtspunkten besonders im Fokus von Schule und Unterricht? Welche motivierenden wie auch demotivierenden Bedingungen nehmen Einfluss? Dazu finden sich im Programm kritische Auseinandersetzungen wie auch konkrete Reflexions- und Unterstützungsangebote. Am ersten Tag liegt der Schwerpunkt bei den Schülerinnen und Schülern, der zweite Tag widmet sich der Motivation der Lehrkräfte und am dritten Tag beleuchten wir die Vielfalt in den Schulen und wie man ihr motivierend begegnen kann. Jeder Fachtag beginnt mit einem gemeinsamen Impulsvortrag für die wir themenspezifische Expertinnen und Experten gewinnen konnten. Im Anschluss daran steht den Teilnehmenden ein breites Angebot zur vertiefenden Auseinandersetzung zur Auswahl. Dabei ist uns der Diskurs stets sehr wichtig, deswegen haben wir auch ein ganz neues Format zum Auftakt geschafften. FRAGE: Das klingt spannend… MICHAELIS: Das ist es auch. Die Pädagogische Woche startet künftig mit einer öffentlichen Auftaktveranstaltung am Montagnachmittag, die nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern auch die breite Öffentlichkeit ansprechen soll. Es gibt einen prominenten, öffentlichen Vortrag mit anschließendem „Get together“. Beides soll die Vernetzung der Bildungslandschaft stärken und eine Aufmerksamkeitssteigerung in der breiten Öffentlichkeit erreichen. Für den Vortrag haben wir Prof. Dr. Dr. Gerhard Roth aus Bremen gewinnen können. Er ist Neurobiologe und Philosoph und wirft unter dem Titel „Die Bedeutung der Motivation für den Lernerfolg" einen gänzlich anderen Blick auf das Thema: Er nimmt die Kognitionsleistung, die Psyche, die Lern- und Gedächtnisbildung in den Blick. Das haben wir ganz bewusst so gemacht, um einen inhaltlichen Rahmen über alle drei Themenschwerpunkte zum Tagungsthema zu spannen. Ich kann mir vorstellen, dass er auch Thesen vorstellt, über die man diskutieren kann. Wir sehen ihn als wichtiges Zugpferd der gesamten Veranstaltung. FRAGE: Gibt es weitere Höhepunkte? MICHAELIS: Ja, viele. Da wäre zum Beispiel das Diskussionsforum mit dem Bildungsjournalisten Armin Himmelrath, der den Nutzen von Hausaufgaben in Frage stellt. Außerdem bieten wir diverse Workshops an, beispielweise zeigen wir, wie man kurze Erklärvideos mit dem Tablet erstellt oder mithilfe von Sketchnotes einen Gedanken schnell visualisieren kann. Zudem stellen wir außerschulische Lernorte vor: Es präsentieren sich zum einen regionale Lernorte wie das Deutsche Auswandererhaus Bremerhaven, die Gedenkstätte Esterwegen, das zentrum natur + technik und viele weitere mehr. Zum anderen bieten wir Exkursionen in die universitären Schülerlabore, wo die Lehrkräfte die Lernangebote selbst erkunden können und erfahern, wie sie den Besuch ihrer Klasse vor- und nachbereiten können, damit dieser auch einen nachhaltigen Motivations- und Lerneffekt hat. Es ist also keine Tagung mit viel Theorie, sondern mit hohem Aktivierungsgrad, die den Transfer in den Unterricht gleich mitdenkt. Wir haben insgesamt zwar weniger Veranstaltungen als früher, dafür aber qualitativ sehr hochwertige. Um diese Qualität sichern zu können, werden wir künftig nur alle zwei Jahre eine Pädagogische Woche veranstalten.

Die 32. Pädagogische Woche „Motivation auf der Spur“ findet vom 26. bis 29. September an der Universität statt (Hörsaalzentrum A14). Veranstalter ist das Didaktische Zentrum der Universität in Kooperation mit dem Oldenburger Fortbildungszentrum. Erwartet werden bis zu 1000 Lehrkräfte und Bildungsexperten aus der Weser-Ems-Region. Die Eröffnungsveranstaltung am Montag, 26. September, ab 16.00 Uhr ist öffentlich und kostenfrei zugänglich. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.uni-oldenburg.de/pw2016

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