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  • Entwickelt mit seinem Team moderne High-Tech Hörsysteme: Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier

Hörforscher für Deutschen Zukunftspreis nominiert

Das Forscherteam um den Oldenburger Physiker und Mediziner Birger Kollmeier hat ein Umdenken in der gesamten Hörsysteme-Branche bewirkt. Nun ist es als eines von vier Teams für den renommierten Deutschen Zukunftspreis 2012 nominiert worden.

Das Forscherteam um den Oldenburger Physiker und Mediziner Birger Kollmeier hat ein Umdenken in der gesamten Hörsysteme-Branche bewirkt. Nun ist es als eines von vier Teams für den renommierten Deutschen Zukunftspreis 2012 nominiert worden.

Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, Prof. Dr. Volker Hohmann (beide Universität Oldenburg, Exzellenzcluster „Hearing4all“) und Dr. Torsten Niederdränk (Siemens AG) sind – wie vom Bundespräsidialamt bekannt gegeben – als eines von vier Teams für den renommierten Deutschen Zukunftspreis 2012 nominiert worden.

Der renommierte Wissenschaftspreis wird vom Bundespräsidenten an besonders erfolgreiche Arbeiten aus dem Bereich Technik und Innovation verliehen, die herausragende Ergebnisse in der Wissenschaft erreichen und zu zukunftsprägenden Produkten führen. Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingebrachte Vorschlag des Teams um Prof. Dr. Dr. Kollmeier von der Universität Oldenburg wurde von einer hochrangigen Jury für die Endrunde, den „Kreis der Besten“, nominiert. Kollmeier leitet auch das Kompetenzzentrum HörTech, die Fraunhofer-Projektgruppe für Hör-, Sprach- und Audiotechnologie und ist einer der führenden Köpfe des Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks „Auditory Valley“.

Die konkrete Entwicklung, die mit dieser Nominierung honoriert wird, ist naheliegend und einleuchtend und doch in ihrer Realisierung äußerst kompliziert: Das Zusammenspiel beider Ohren beim Hören soll auch bei der Hörgeräteversorgung berücksichtigt werden. Wie beim Sehen entsteht erst durch die Interaktion vom linken und rechten Ohr ein räumlicher Eindruck. Dies ermöglicht, dass man in einer lebhaften Umgebung einem einzelnen Gespräch folgen kann, denn Störschalle und Nachhall können unterdrückt und dadurch die Aufmerksamkeit gezielt auf die gewünschte Sprachquelle gerichtet werden.

Bis in die 90er Jahre waren Hörsysteme primär auf die Versorgung jedes einzelnen Ohrs ausgerichtet. Das Forscherteam um Kollmeier hat mit seinen Entwicklungen zu einem entscheidenden Umdenken in der gesamten Branche beigetragen. „Im ersten Schritt mussten wir zunächst die komplexen Abläufe des natürlichen Hörens verstehen und darauf aufbauend erste Algorithmen (Rechenverfahren) für Hörsysteme entwickeln, die diese Prozesse für Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung übernehmen“, beschreibt Kollmeier.

Die Umsetzung vom sperrigen Labor-Prototyp zu einem modernen High-Tech Hörsystem brachte weitere Herausforderungen mit sich: „Welcher Hörgerätenutzer akzeptiert eine Drahtverbindung zwischen dem linken und dem rechten Ohr? Also mussten wir eine schnelle, drahtlose Datenverbindung mit einer hohen Datenrate und niedrigem Energieverbrauch entwickeln“, erklärt Ingenieur Dr. Torsten Niederdränk (Siemens AG) den weiteren Entwicklungsweg.

Aus den gemeinsamen Arbeiten des Forscherteams ging eine Reihe von Patenten hervor. Bereits im Jahr 2004 brachte die Siemens Audiologische Technik erste binaurale Geräte auf den Markt. „Es motiviert uns, dass unsere Erfindung heute zahlreichen Menschen hilft“, beschreibt Prof. Dr. Volker Hohmann, Experte für Modellbasierte Signalverarbeitung für Hörgeräte von der Universität Oldenburg, den Anreiz für die gemeinsame Innovation. Schwerhörigkeit ist weit verbreitet, in der Europäischen Union haben rund 56 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 80 Jahren eine behandlungsbedürftige Hörminderung. Damit ist jeder sechste Erwachsene betroffen, die Hälfte davon im berufstätigen Alter.

Dass die Erfindung der „Binauralen Hörsysteme“ heute in fast allen modernen Geräten berücksichtigt wird, ist vor allem auf die gute Kooperation zwischen Wissenschaft und Industrie zurückzuführen. Zu Beginn wurde diese durch ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung unterstützt und später im Rahmen des Netzwerkes Auditory Valley erfolgreich fortgeführt.

In dem von der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder geförderten Exzellenzcluster „Hearing4all“ forschen und entwickeln WissenschaftlerInnen zum Wohle Schwerhöriger im Verbund von universitären und außeruniversitären Partnern. Das Auditory Valley verbindet führende Forschungsinstitutionen aus Niedersachsen mit Unternehmen aus dem audiologischen Umfeld. Die Technologien werden dabei nicht nur schwerhörenden Menschen zugute kommen, sondern auch normalhörenden Menschen in akustisch anspruchsvollen Situationen.

Für das nominierte Team bleibt es spannend bis zur letzten Minute: Erst in der Preisverleihung durch Bundespräsident Gauck wird bekannt, wer der Preisträger des Deutschen Zukunftspreises 2012 sein wird. Das ZDF überträgt die Gala am 28. November, 22.15 Uhr.

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