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Wahlamt der Universität

Online-Wahlsystem der DFG

  • Vom 21. Oktober bis 18. November können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutschlandweit die Mitglieder der DFG-Fachkollegien wählen. Foto: istock/scyther5

Wählen für die Wissenschaft

Am 21. Oktober beginnt die Wahl für die Fachkollegien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Auch 27 Oldenburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kandidieren.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ist die zentrale Organisation, in der sich die Wissenschaft in Deutschland selbst verwaltet. Herz der Institution sind die Fachkollegien, deren Mitglieder noch bis zum 18. November neu gewählt werden. Auch 27 Oldenburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kandidieren.

„Es gibt kaum ein Gremium, für das ich lieber gearbeitet habe“ – so fasst der Ökologe Prof. Dr. Helmut Hillebrand seine Tätigkeit im DFG-Fachkollegium Zoologie zusammen. Seit fast acht Jahren ist der Oldenburger Hochschullehrer für Planktologie für dieses Gremium tätig. Es ist eines von zahlreichen Fachkollegien der DFG, die eine verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen: Sie bewerten Forschungsanträge auf Grundlage von wissenschaftlichen Gutachten und empfehlen Vorhaben zur finanziellen Förderung.

211 Fächer aller akademischer Disziplinen, vom Fach „Alte Kulturen“ über die Neurowissenschaften bis zur Wasserforschung, sind 49 Fachkollegien zugeordnet. Die Mitglieder der Fachkollegien arbeiten ehrenamtlich und – das ist das Besondere – werden von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern selbst gewählt. Die Fachkollegien sind damit das Parlament der Wissenschaft.

Vom 21. Oktober bis 18. November sind deutschlandweit rund 165.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgerufen, 632 Mitglieder der Fachkollegien für die kommende vierjährige Amtszeit zu wählen. Insgesamt haben sich 1.659 Kandidierende für die Wahl aufstellen lassen, davon 27 aus Oldenburg. Wahlberechtigt sind promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die forschend tätig sind. Sie verfügen über sechs Stimmen, von denen höchstens drei auf einen Kandidaten fallen dürfen. Das Wahlamt der Universität stellt auf seiner Webseite Informationen zur Wahlanmeldung und zum Ablauf der Wahl bereit. Die Fachkollegienwahl findet online statt.

Wissenschaftliche Prinzipien

Weil die Fachkollegien die DFG auch bei der Weiterentwicklung ihrer Förderprogramme beraten, ist die Wahl wichtig für die deutsche Forschungslandschaft. Nicht zuletzt geht es um große Summen: 3,4 Milliarden Euro hat die DFG, die ihre Mittel zum größten Teil von Bund und Ländern erhält, im vergangenen Jahr für Forschungsvorhaben bewilligt. Auch an der Universität Oldenburg spielen DFG-geförderte Projekte eine immer größere Rolle: Rund 23,7 Millionen Euro hat die DFG 2018 für die hiesige Forschung bewilligt. Zum Vergleich: 2008 und 2009 waren es jeweils 7,5 und 8,1 Millionen Euro.

Die Fachkollegien stehen dafür, dass die DFG-Gelder in einem Verfahren verteilt werden, das nach wissenschaftlichen Prinzipien abläuft. Anträge von Forschern an die DFG durchlaufen einen mehrstufigen Entscheidungsprozess. Dabei bewerten ehrenamtliche Gutachter einen Forschungsantrag fachlich, anschließend beurteilen Mitglieder des entsprechenden Kollegiums die Fachgutachten. „Wir arbeiten wie Hyper-Gutachter“, erläutert der Oldenburger Slavist Prof. Dr. Gerd Hentschel, der derzeit sein Fach im Fachkollegium Sprachwissenschaften vertritt. Da auch Gutachten unterschiedliche Qualität haben, sei diese Arbeit besonders wichtig.

Zielbewusst und transparent

Denn die Fachkollegien achten darauf, dass die Forschungsvorhaben nach einheitlichen Maßstäben bewertet werden. Wissenschaftliche Qualität ließe sich zwar nicht so einfach messen wie ein Weitsprung. Aber das derzeitige Verfahren sei die sicherste Grundlage, um ein Urteil zu fällen, betont Hentschel. Überhaupt würden die Fachkollegien sehr zielbewusst und transparent arbeiten, sagt Hillebrand. Und: „Es gelten sehr klare Befangenheitsregeln. Und wir sind uns klar darüber, wie unbewusste Voreingenommenheit Entscheidungen beeinflussen können.“ Gerade auch deswegen schätzt der Ökologe die Arbeit im Fachkollegium so.

Allerdings kostet das ehrenamtliche Engagement auch Zeit: Im Schnitt viermal pro Jahr an je zwei Tagen kommen die Gremien für Beratungen zusammen. Jedes Mitglied stellt bei diesen Treffen 10 bis 15 Anträge vor, über die dann beraten wird. Dank dieser Arbeit erhalten die Wissenschaftler wichtige Einblicke: „Wir bekommen eine derartige Vielfalt von Anträgen auf den Tisch, dass man selbst am meisten lernt“, sagt Hentschel. Ebenso erhalte man einen Überblick, welche Punkte in Gutachten kritisch bewertet werden, wie beispielsweise schlecht formulierte Hypothesen oder mangelnde Vorarbeiten, ergänzt Hillebrand.

Gerade diese Erfahrungen bringen die Fachkollegiaten an ihrer Heimatuniversität wieder ein: „Wir können unseren Kollegen und dem wissenschaftlichen Nachwuchs helfen, DFG-Anträge zu verfassen“, sagt Hentschel. Auch für den Slavisten war die Arbeit bei der DFG – seine Amtszeit endet demnächst – eine der interessantesten Tätigkeiten auf Ebene der nationalen und internationalen Begutachtung. „Es war bereichernd und hat Spaß gemacht“, sagt er. Für diejenigen, die sich eine Mitarbeit in den Fachkollegien vorstellen können, hat der Slavist einen wichtigen Hinweis: „Man sollte sein Engagement in den Fachkollegien nicht ans Ende der eigenen Karriere legen“, sagt er. Nur so könne man gewährleisten, dass die eigenen Erfahrungen sich vorteilhaft für einen selbst und die Kollegen auswirken.

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(Stand: 12.04.2024)  | 
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