Sie kommen aus Asien, Afrika und Lateinamerika: 23 junge Bildungsmanagerinnen und Bildungsmanager nehmen derzeit an dem Weiterbildungsprogramm UNILEAD teil – und lernen dabei auch die Stadt und ihre Umgebung kennen.
Viele Radfahrer, ein angenehmes Klima, aber wenig Orte, um Geld zu tauschen – so lassen sich die spontanen Eindrücke der Nachwuchsführungskräfte zusammenfassen, die seit gut einer Woche in Oldenburg sind. Es ist ihr erster Aufenthalt, den sie als Teilnehmer des Weiterbildungsprojekts UNILEAD (University Leadership and Management Training) an der Universität verbringen; ein zweiter folgt im Herbst dieses Jahres.
Das neunmonatige Programm zielt darauf ab, Nachwuchs-Führungskräfte aus Hochschulen in Entwicklungsländern bei konkreten Vorhaben zu unterstützen. Etwa, wenn es darum geht, neue Studiengänge zu entwickeln oder die Digitalisierung einer Universität voranzutreiben. Wenn sich die Teilnehmer nicht, wie aktuell, in einer Präsenzphase befinden, lernen sie vor allem online. So haben sie sich auch auf ihren Aufenthalt in Oldenburg vorbereitet, sich in erste Themen eingelesen und Projektpläne erstellt.
Theoretische Grundlagen erwerben
Cindy Riadi Rianti Priadi aus Indonesien ist an ihrer Heimatuniversität stellvertretende Leiterin des „Department of Civil and Environmental Engineering“. In ihrem Projekt möchte sie ein IT-System entwickeln, mit dem sie die Leistungen von Studierenden automatisch auswerten kann. Bisher habe sie nur sporadisch Zeit gehabt, sich mit ihrem Vorhaben zu beschäftigen, berichtet die junge Indonesierin. „Ich freue mich, dass ich nun richtig mit dieser Aufgabe beginnen und theoretische Grundlagen erwerben kann“, sagt sie.
Dass das Thema Projektmanagement gleich zu Beginn des Aufenthalts in Oldenburg auf dem Programm steht, kommt ihr dabei sehr gelegen. Denn Verwaltungstätigkeiten seien bisher nicht Teil ihrer Ausbildung gewesen. „Der Unterricht ist wirklich gut“, betont sie. Bereits jetzt merke sie, warum manches bisher nicht so geklappt habe, wie sie es sich ursprünglich vorgestellt hatte.
An den Aufgaben wachsen
Auch Jorge Cardona Ponce erhofft sich durch die Weiterbildung, sein Projekt künftig besser strukturieren und in die Praxis umsetzen zu können. Der gebürtige Bolivianer ist an der Universität EAP Zamorano University in Honduras als „Social Dean“ für das Studierendenleben auf dem Campus zuständig. Rund 12.000 junge Menschen aus allen lateinamerikanischen Ländern leben und studieren dort. Jorges Aufgaben sind vielfältig – sie reichen von der Konzeption des Sportangebots für Studierende bis zu Fragen, wie mit Drogen-Problemen auf dem Campus umzugehen ist.
Um dieser Herausforderung gewachsen zu sein, brauche man ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten und das Vermögen, ein gutes Team aufzubauen und zu leiten, sagt Cardona Ponce. „Man muss an diesen Aufgaben wachsen – persönlich und als Führungskraft“, ergänzt er. Vom UNILEAD-Programm, das auch Personalmanagement-Aspekte beinhaltet, verspricht er sich wichtige Impulse.
Lebensverändernde Erfahrung
Devi Rachmasari hat bereits 2016 das UNILEAD-Programm absolviert und ist seitdem gut gerüstet für die Arbeit an ihrer heimischen Universität in Indonesien, wie sie selbst berichtet. Die studierte Ökonomin führt ein Team aus vier Mitarbeitern, das Studierende unterstützt, die Start-ups gründen wollen. In der Weiterbildung hat Rachmasari gelernt, sich klare Ziele zu setzen und erfolgreich Anträge zu schreiben. „Vor kurzem habe ich zum Beispiel eine staatliche Finanzierung in Höhe von rund 8.000 Euro für meine Arbeit eingeworben“ berichtet sie stolz.
Das Besondere an UNILEAD ist auch, dass die Teilnehmer sich im Laufe der neun Monate vielfältig vernetzen, ihre Erfahrungen austauschen und dabei wie eine Familie zusammenwachsen, sagt Christine Vajna, die UNILEAD seit 2009 koordiniert. Viele sprächen im Nachhinein gar von einer „lebensverändernden“ Erfahrung, berichtet sie. „Es war eine tolle Erfahrung, so viele Menschen aus anderen Ländern zu treffen, die alle einen unterschiedlichen Hintergrund haben,“ erzählt Rachmasari. „Das hat unsere Diskussionen sehr bereichert.“
Noch eine gute Woche bleiben den diesjährigen Teilnehmern, sich in Oldenburg auszutauschen – über berufliche, kulturelle und sprachliche Grenzen hinweg. Dabei lernen sie auch Land und Leute kennen: Auf dem Programm stehen Ausflüge nach Bremen und zum VW-Werk in Emden sowie ein Besuch beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) in Bonn, der die englischsprachige Weiterbildung finanziert. Cindy Rianti Priadi hat noch etwas anderes ausprobiert und Oldenburg mit dem Fahrrad erkundet. „Ich habe mich zwar etwas verfahren, aber Spaß hat es trotzdem gemacht!"