Über Klaus Beilstein

1938 in Delmenhorst geboren, studierte Klaus Beilstein in den frühen 1960er-Jahren an der Staatlichen Kunstschule / Hochschule für Bildende Künste Bremen. Anschließend arbeitete er als Illustrator und Grafik-Designer in Gütersloh und Soest, bevor er 1968 nach Oldenburg zog, wo er einige Jahre später unter anderem als Mitglied der Künstlergruppe Kranich von sich Reden machte. Mit ungewöhnlichen Aktionen wie etwa einer Fahrradpyramide oder einem umweltfreundlichen Kranichmobil erregten die Oldenburger Künstler ab 1975 Aufmerksamkeit.'

Von 1976 bis 2001 leitete Beilstein die Künstlerischen Werkstätten der Universität Oldenburg und lehrte bis 2003 als Dozent für Zeichnen und Grafisches Zeichnen.
Klaus Beilstein ist verheiratet mit der Grafikerin Heidi Beilstein und Vater von zwei Söhnen.
 

  • Der Oldenburger Künstler hat nicht nur andere, sondern auch sich selbst porträtiert.

  • Im Foyer der Universitätsbibliothek fallen zunächst die großen Tafeln mit den typischen Beilstein-Zeichnungen in den Blick. Das Team des Universitätsarchiv setzt die gezeigten Personen in Kontext mit der Universitätsgeschichte. Universität Oldenburg / Daniel Schmidt

  • Eigentliches Herzstück der Ausstellung ist aber der digitale Tisch, auf dem die Beilstein-Porträts nicht nur zu sehen, sondern auch "anfassbar" sind.

  • Eine Berührung der Porträts nimmt Betrachter*innen mit ins Universitätsarchiv und gibt ihnen einen Eindruck davon, welche Spuren sich dort von den gezeigten Personen oder über die Themen, für die sie stehen, finden lassen.

  • Während der Ausstellung bietet das Universitätsarchiv auch immer wieder Führungen zu den Originalen an.

  • Die Eröffnung der Ausstellung feierten unter anderem (v.l.): Gerhard Harms, ehemaliger Pressesprecher der Universität, Dr. Sabine Isensee, Stadtmusuem Oldenburg, Prof. Dr. Michael Daxner, ehemaliger Präsident der Universität, der Künstler Klaus Beilstein, Prof. Dr. Andrea Strübind, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, sowie Dr. Gunnar B. Zimmermann, Leiter des Universitätsarchivs.

  • Der ehemalige Universitätspräsident Michael Daxner erzählte von Beilstein-Werken, die bei ihm Zuhause hängen, und von der Erfahrung, selbst in Beilsteins Atelier Modell zu sitzen.

  • Michael Daxner, Klaus Beilstein und Heidi Beilstein (v.l.) bei der Vernissage der Ausstellung "Ein Stuhl erzählt Geschichte – Klaus Beilsteins ,Uni-Köpfe‘ im Universitätsarchiv Oldenburg".

Beilsteins besonderer Blick

Eine Ausstellung des Künstlers Klaus Beilstein, in deren Mittelpunkt Porträts von 15 Universitätsangehörigen stehen, bietet noch bis zum 22. November im Bibliotheksfoyer einen ungewöhnlichen Zugang zur Geschichte der Universität. 

Eine Ausstellung des Künstlers Klaus Beilstein, in deren Mittelpunkt Porträts von 15 Universitätsangehörigen stehen, bietet noch bis zum 22. November einen ungewöhnlichen Zugang zur Geschichte der Universität. 

Im Universitätsarchiv nehmen die Werke des Oldenburger Künstlers und langjährigen Universitätsdozenten Klaus Beilstein einen eigenen Raum ein. In speziellen säurefreien Archivmappen lagern sie dort in den flachen Schubladen der eigens dafür angeschafften Planschränke. „Seine Werke sind der erste und bislang einzige geschlossene Kunstbestand des Universitätsarchivs“, sagt dessen Leiter Dr. Gunnar B. Zimmermann. Als Vorlass gingen ab 2020 die ersten Werke in den Besitz des Archivs über: darunter 76 Porträts von Universitätsangehörigen, von denen jetzt 15 Teil der multimedialen Ausstellung „Ein Stuhl erzählt Universitätsgeschichte – Klaus Beilsteins ,Uni-Köpfe‘ im Universitätsarchiv Oldenburg“ sind. Zimmermann und sein Team stellen die die „Uni-Köpfe“ im Jubiläumsjahr nicht nur aus, sondern machen sie gleichzeitig zu Eintrittstoren ins umfangreiche Universitätsarchiv.

Im Foyer der Universitätsbibliothek finden sich zu den Uni-Köpfen – darunter beispielsweise der ehemalige Uni-Präsident Prof. Dr. Michael Daxner, der Freizeitsportvisionär Prof. Dr. Jürgen Dieckert oder die erste Ehrendoktorin der Universität, Musikpädagogin und Komponistin Gertrud Meyer-Denkmann – nicht nur Tafeln mit Angaben zu ihrer Person. An einem digitalen Tisch können Besucherinnen und Besucher anhand der Gesichter und Geschichten abtauchen ins Universitätsarchiv und können – etwa anhand von Fotos, Protokollen oder Artikeln – erkunden, welche Spuren die Porträtierten durch ihr Tun hinterlassen haben.

Verschiedene Weggefährtinnen und Weggefährten Beilsteins beleuchteten im Rahmen der Vernissage am Montagabend im Beisein des Künstlers, warum gerade seine Porträts eine solche Faszination auf Betrachterinnen und Betrachter ausüben. Ob Kreide, Öl, Bleistift oder Lithostifte: „Er beherrscht alle Zeichentechniken auf hohem Niveau, verbindet mit Vorliebe mehrere davon und spielt wie ein Jongleur mit unterschiedlichen Stilrichtungen“, analysierte Dr. Sabine Isensee vom Stadtmuseum Oldenburg. Dabei verwandele er die Wirklichkeit, lasse alles Unwichtige weg und lasse sich vom außerordentlichen Reiz leiten, sich auf etwas Fremdes, Neues einzulassen. „Geglückt ist für ihn ein Bild, wenn es ihm gelingt, etwas zu entlarven, was sich hinter der Selbstinszenierung verbirgt“, so Isensee. Beilsteins leichter, schwungvoller Strich drifte dabei gelegentlich auch in die Karikatur ab – ohne dabei aber jemals arglistig zu sein.

Von dem besonderen Blick Beilsteins – von Freunden auch Klaus Bleistift genannt – wusste ebenso Michael Daxner zu berichten, der in seiner zwölfjährigen Amtszeit als Präsident mehrfach von Beilstein porträtiert wurde. „Ich sitze bei Klaus im Atelier. Ich versuche gar nicht, einen Blick auf seine Blätter zu werfen. Klaus beobachtet immer – oft sieht er mehr als er gerade zeichnet und oft sieht er etwas Anderes beim Anblick seines Modells“, nahm Daxner die Besucherinnen und Besucher gedanklich mit zu einem der Tage, an dem er im Atelier Modell saß.

Daxner verriet, dass mehrere Werke von Beilstein in seiner Wohnung hängen, darunter ein Doppelporträt von ihm selbst mit dem Gründungskanzler der Universität, Dr. Jürgen Lüthje, mit dem er mehrere Jahre lang als Duo die Geschicke der Universität geleitet hatte. „Wie Lüthjes und mein Charakter hervortreten, das beeindruckt mich noch heute.“

Neben Beilsteins künstlerischem Geschick könnte übrigens auch das Möbelstück, das der Ausstellung ihren Namen gegeben hat und ebenfalls im Foyer der Bibliothek zu sehen ist, eine Rolle für die Authentizität der Porträts gespielt haben. Der Stuhl, auf dem die meisten der Porträtierten Modell gesessen haben, sei laut Heidi Beilstein auf Dauer nicht sonderlich bequem gewesen, verriet Gunnar B. Zimmermann augenzwinkernd. „Irgendwann mussten sich alle locker machen und Beilstein etwas von sich offenbaren.“

Präsidenten, Studierende, Mitarbeitende: 76 Porträts allein von Uniangehörigen hat Beilstein angefertigt und vor vier Jahren samt von ihm gestalteter Veranstaltungsplakate an die Universität übergeben. Fast 500 weitere Porträts außeruniversitärer Personen folgten im vergangenen Jahr. Den Kontakt zwischen dem früheren Universitätsdozenten und dem Team des Universitätsarchivs knüpfte Gerhard Harms, ehemals Pressesprecher der Universität und Kollege Beilsteins. „Wir haben jahrelang zusammengearbeitet. Früher erschienen zum Beispiel regelmäßig Karikaturen von Klaus Beilstein auf dem Titel des UNI-INFO“, so Harms. Der Kontakt hielt bis in den Ruhestand und als das Thema bei einem Treffen auf das umfangreiche Werk des Künstlers zu sprechen kam, schlug Harms vor, es als Vorlass dem Universitätsarchiv zu übergeben. „Schon während seiner Tätigkeit an der damals jungen Universität, die sich noch in der Region etablieren musste, war Beilstein ein Künstler, den man kannte und der durch seine Beliebtheit auch eine Rolle für die Verbindung der Universität in die Stadt gespielt hat“, begründet Harms eine Aspekt der Bedeutung, die Beilsteins Wirken für die Universität hat.

Diese Einschätzung teilte auch das Universitätsarchiv und schuf die nötigen Voraussetzungen, um den umfangreichen Bestand – weitere Werke sollen noch folgen – sachgemäß zu verwahren. Langfristig sollen die Werke auch für Ausstellungen verliehen werden. Während der aktuell laufenden Ausstellung haben Interessierte jetzt schon die Chance, die Originale aus der Nähe zu betrachten. Zwar können im Foyer aus Sicherheitsgründen nur Abbildungen der Zeichnung ausgestellt werden. Das Team des Universitätsarchivs bietet aber Führungen zu den Originalen an. Alle Termine finden Interessierte hier.
 

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