Sie kommen aus Asien, dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika: 25 junge Hochschulmanagerinnen und -manager nehmen derzeit am 15. Jahrgang des Weiterbildungsprogramms UNILEAD teil. Eine Erfahrung, die sie nicht nur beruflich weiterbringt.
Schlechtes Wetter? Daran hätten sie sich nach mehr als zwei Wochen in Oldenburg bereits gewöhnt, sagen Mac Thi Dieu Trang und Pierre Atallah lachend. Die beiden eint nicht nur der Humor, den sie im Umgang mit dem norddeutschen Schmuddelwetter entwickelt haben. Vielmehr sind sie Teil dessen, was sie selbst als eine „große Familie“ bezeichnen: eine Gruppe von 25 jungen Hochschulmanagerinnen und -managern aus 15 Ländern, die seit Anfang des Jahres an dem Programm UNILEAD (University Leadership and Management Training Course) teilnimmt. Im Februar und März trafen sich die Teilnehmenden während einer dreiwöchigen Präsenzphase erstmals persönlich.
Seit 2018 Jahren bietet das C3L – Center für Lebenslanges Lernen der Universität Oldenburg das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte englischsprachige Weiterbildungsprogramm an. Mehr als 500 Nachwuchsführungskräfte aus mehr als 50 Ländern haben das neunmonatige Training seitdem absolviert.
Auf dem Programm stehen Seminare und Vorlesungen zu Themen wie Leadership, Projektmanagement oder Personalentwicklung. Ein großer Teil findet online statt. Zweimal kommen die Teilnehmende zudem vor Ort in Oldenburg zusammen – um das Gelernte zu vertiefen, sich auszutauschen, vor allem aber um an konkreten Projekten zu arbeiten. „Wir wollen die Beteiligten dabei unterstützen, eigene Vorhaben zu entwickeln und so zu konzipieren, dass sie diese später an ihren Hochschulen auch umzusetzen können“, erläutert Programmkoordinatorin Christine Vajna.
Eigene Stärken erkennen
Mac Thi Dieu Trang beispielsweise ist Projektkoordinatorin am Department für Zusammenarbeit und Entwicklung an der University of Economics and Law in Ho-Chi-Minh-Stadt, Vietnam. Ihre noch recht junge Hochschule wird künftig unabhängiger als bisher agieren und die dafür nötigen digitalen Transformationen in Hochschulleitung, Studienangebot und Service für Studierende auf den Weg bringen. Dieu Thrang ist daran beteiligt, eine entsprechende Roadmap aufzusetzen.
„Das, was ich bei UNILEAD lerne, hilft mir, meine eigenen Stärken zu erkennen und sinnvoll zu nutzen“, sagt sie. Gleichzeitig erhalte sie das Rüstzeug, um richtige Botschaften an die richtigen Personen zu vermitteln – etwa, um neue Verbindungen für ihre Universität zu schaffen oder um Fördermittelgeber außerhalb der eigenen Landesgrenzen für ihr Projekt zu gewinnen.
Um die richtigen Botschaften geht es auch Pierre Atallah. An der American University of Science and Technology in Beirut, Libanon, ist er Leiter des Studierendensekretariats „Viele Studierende machen keinen Abschluss oder brechen ihr Studium ab“, erläutert er. Sein Ziel ist, ein Programm aufzusetzen, das Studierenden hilft, sich zurechtzufinden und dranzubleiben – und so den Studienerfolg zu verbessern.
Voneinander lernen
Um dies umsetzen zu können, möchte er sein Team schulen und braucht vor allem Ressourcen – personell wie finanziell. Das Training zeige ihm Wege auf, wie er seine Vorschläge der Hochschulverwaltung adäquat präsentieren und sie davon überzeugen kann, das Projekt in Angriff zu nehmen, erläutert er.
Doch es ist auch der Austausch mit den anderen Teilnehmenden und die gegenseitige Unterstützung, die ihnen helfen, eine positive Vision für die Zukunft zu entwickeln, betonen Dieu Trang und Atallah. Trotz der großen kulturellen Unterschiede zwischen allen Beteiligten und sprachlicher Barrieren seien sie während der dreiwöchigen Präsenzphase in Oldenburg schnell zu einer Gruppe, einer Familie, zusammengewachsen. „Es ist eine spezielle Verbindung zwischen uns entstanden“, sagt Atallah. Als eine „wundervolle Erfahrung“ bezeichnet auch Dieu Trang die gemeinsame Zeit in Oldenburg. „Wir haben jeden Tag neue Dinge gelernt – nicht zuletzt voneinander“, sagt sie.
Auch jenseits der Gruppe und eigentlichen Programminhalte haben Dieu Trang und Atallah wertvolle Erfahrungen sammeln können. Die gute Organisation, viele hilfsbereite Menschen und pünktliche Busse haben ihnen ein positives Bild von Deutschland vermittelt. Doch bei aller Begeisterung für das Gastgeberland und für Oldenburg – an das hiesige Essen konnten sich beide im Gegensatz zum Wetter nicht so richtig gewöhnen.