Ob in Forschung, Lehre oder Beratung – die Universität verknüpft Gründen und Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. Gründungsinteressierte werden bei dem Thema umfassend unterstützt.
Lokal produzierte Büromöbel, biologische Saatgutbeschichtung oder eine Online-Plattform für Jobsharing – die Geschäftsmodelle, die mit Unterstützung der Gründungsberatung der Universität entstehen, sind vielfältig. Besonders erfolgreich ist sie, wenn es darum geht, Gründungsprojekte in allen Dimensionen der Nachhaltigkeit – ökologisch, ökonomisch und sozial – auf den Weg zu bringen. „Nachhaltigkeit wird an der Universität Oldenburg nicht nur gelehrt, sondern gelebt“, lobt der aktuelle Gründungsradar des Stifterverbands, der den Standort mit einem erfolgreichen Fallbeispiel hervorhebt (siehe auch S. 1). Das Thema Nachhaltigkeit sei „tief in der DNA der Hochschule verankert“.
In Oldenburg bietet das Gründungs- und Innovationszentrum (GIZ) auch auf diesem Feld mit unterschiedlichen Formaten professionelle Unterstützung an. So gibt es beispielsweise eine offene Gründungssprechstunde zum Thema nachhaltige und soziale Geschäftsmodelle; in den „Gründungsschecks“ – einem Scheckheft mit Beratungsgutscheinen für junge Unternehmerinnen und Unternehmer – finden Interessierte ebenfalls ein spezielles Angebot zur Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle. Und auch über Veranstaltungen und Workshops wie zuletzt das „Social Innovation Camp“ rückt das GIZ Nachhaltigkeitsthemen im Kontext Bildung, Gesundheit oder Chancengerechtigkeit in den Mittelpunkt.
Doch warum sind nachhaltige Startups so wichtig? „Diese Firmen, die unter anderem aus dem GIZ hervorgehen, wollen ökologisch und gesellschaftlich eine positive Wirkung erzielen. Sie sind Schlüsselakteure der Transformation hin zu grünen Zukunftsmärkten, die wir dringend brauchen“, erklärt Prof. Dr. Klaus Fichter, der an der Universität den Arbeitsbereich Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit leitet. Laut Fichter spielen Startups eine zentrale Rolle für Lösungen in allen Bereichen der Nachhaltigkeit – etwa bei Klimaschutz, Bildung und Armutsbekämpfung. Prof. Dr. Karsten Hurrelmann, ebenfalls in Fichters Team tätig, betont die Wettbewerbsvorteile: „Für etablierte Großunternehmen ist die Transformation von bestehenden Geschäftsmodellen komplex und langwierig. Startups können bereits im Gründungsprozess Nachhaltigkeit mitdenken.“
Studierende erfahren lebensnah, was Gründen bedeutet
Ökonomisches und ökologisches Denken schon bei der Gründung gezielt verbinden: Dieses Ziel verfolgen beide Ökonomen in ihrer Forschung gemeinsam mit der aktiven Gründungsförderung der Universität. Zuletzt entwickelten sie im Projekt „Sustainability4All“ Maßnahmen, um Klimaschutz und Nachhaltigkeit in neu gegründete Unternehmen frühzeitig zu integrieren. Ein gutes Beispiel ist zudem das sogenannte „Sustainable Business Canvas“: eine Methode, die es Gründungsteams ermöglicht, neben anderen Schlüsselfaktoren auch Nachhaltigkeit von Anfang an in ihr Geschäftsmodell zu integrieren. Wie einige andere Hochschulen im In- und Ausland setzt die Universität Oldenburg diese Methode bereits standardmäßig in der Gründungsförderung ein. Ebenfalls maßgeblich beteiligt waren Fichter und Hurrelmann an der Entwicklung eines DIN-Standards, um die Nachhaltigkeit von Startups bewertbar zu machen. Er ermöglicht es, erstmals auch bei jungen Unternehmen die potenzielle Wirkung auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zu erfassen.
Diese Methoden und Ergebnisse fließen direkt in die Hochschulgründungsberatung des GIZ und bestimmte Lehrformate der Universität ein. Ein Beispiel ist das Modul „Sustainable Venturing“, das seit 2009 auf dem Lehrplan steht. Hier entwickeln Studierende gemeinsam mit regionalen Startups oder etablierten Unternehmen nachhaltige Geschäftsideen. Praxispartner sind oft Ausgründungen der Universität, aber nicht nur. Die Studierenden wenden unter anderem die in der Forschung entwickelten Methoden an, wie etwa das Praxistool des DIN-Standards. „Die Studierenden können beim Lösen der praktischen Aufgaben lebensnah erfahren, was Gründung und Innovation konkret bedeuten und Schlüsselkompetenzen aufbauen. Und das Tolle daran: Die im Seminar entwickelten Ideen können von den Praxispartnern direkt aufgegriffen und umgesetzt werden“, verdeutlicht Fichter. Neue Gründungsideen, die dabei entstehen, kann das GIZ-Team direkt weiter unterstützen.
Viele der geförderten Startups orientieren sich an UN-Nachhaltigkeitszielen
Module wie dieses sensibilisieren schon in der Lehre für die Themen Gründen und Nachhaltigkeit. Das Konzept funktioniert: „80 Prozent der Startups, die wir beraten, zahlen auf eines der 17 UN-Nachhaltigkeitsziele ein“, sagt Janneke Mertens-Fabian, Referentin für Gründungssensibilisierung am GIZ. Wesentlicher Erfolgsfaktor sei zudem, dass die Angebote der Gründungsberatung fortlaufend aktualisiert und angepasst würden, ergänzt Anne-Kathrin Guder, Teamleitung Transfer im Referat Forschung und Transfer der Universität. „Unsere Beraterinnen und Berater kommen regelmäßig mit den Forschenden und Lehrenden zusammen, um zu reflektieren, wie der aktuelle Stand der Forschung in unsere Angebote einfließen kann und um sich im Umgang mit den Tools schulen zu lassen.“
Diese Verzahnung in Forschung, Lehre und Gründungsberatung ist besonders – und ein Erfolgsrezept. „Dass wir als Universität die Startups in puncto Nachhaltigkeit auf allen Ebenen unterstützen, ist wichtiger denn je. Schließlich können sie bei der wirklich anspruchsvollen Transformation, die wir als Gesellschaft meistern müssen, zu wichtigen Akteuren werden“, resümiert Fichter.