Die Universität ist auf dem Weg zur Klimaneutralität. Heute hat die Projektgruppe das Vorhaben auf einer Online-Veranstaltung vorgestellt. Klimaschutzmanagerin Anna Sarah Krämer setzt auf die Beteiligung aller Universitätsangehörigen.
Wie gut ist die Dämmung des Gebäudes A5? Wie viele Fenster hat das StudierendenServiceCenter? Und was ist mit dem Dach des Brückengebäudes A2? Eine dreiköpfige Gruppe begutachtete im Oktober die Gebäude auf dem Campus Haarentor. Mit dabei: Anna Sarah Krämer, 26, seit April die Klimaschutzmanagerin der Universität.
Bei ihr laufen die Fäden eines auf Jahre angelegten Projekts zusammen: Die klimaneutrale Uni. „Dafür machen wir derzeit eine Bestandsaufnahme: Wie sahen die Treibhausgas- und Energiebilanzen 2019 und 2020 aus? So haben wir Zahlen von vor und mitten in der Pandemie. Daraus wollen wir ermitteln, was realistisch für die Zukunft sein könnte“, berichtet die Nachhaltigkeitsökonomin. Denn aufgrund der Coronapandemie, der vermehrten Arbeit im Homeoffice und der überwiegend digitalen Lehre änderten sich im vergangenen Jahr auch der Energieverbrauch und damit die CO2-Emissionen der Universität.
Potenzial für Einsparungen
Neben dem Verbrauch der Gebäude fließen weitere Posten in die Bilanz ein: die Mobilität, in Form von Dienstreisen oder Pendelverkehr, die Hochschulgastronomie sowie der CO2-Abdruck von Geräten, die die Universität anschafft. Bis Februar wird der externe Dienstleister, ein Ingenieurbüro aus Varel, das Potenzial für Einsparungen berechnen und Szenarien entwickeln, wie sich die Universität nachhaltiger aufstellen könnte.
„Ich bin wirklich gespannt, was die Berechnungen dazu ergeben, wann wir klimaneutral sein können“, sagt Krämer. Ein Ziel könnte das Jahr 2030 sein, das auch viele andere Universitäten anstreben. Neben Oldenburg arbeiten derzeit zum Beispiel die HU Berlin und die Universitäten Freiburg und Göttingen an der Vision der Klimaneutralität, die Uni Lüneburg gilt offiziell bereits als klimaneutral. Als spätesten Termin sieht Krämer 2035 – das Jahr, in dem die Stadt klimaneutral sein will. „In jedem Fall bleibt uns nicht mehr viel Zeit“, resümiert sie.
Konkrete Maßnahmen bis Ende 2022
Der ambitionierte Plan besteht seit 2020. Damals stellte die Studierenvenvertretung beim Senat den Antrag, Klimaneutralität anzustreben. Nach dem Beschluss wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, in der Verwaltung, Präsidium, Lehrende und Studierende vertreten sind. Sie trifft sich seitdem einmal im Monat. Der Ökonom Prof. Dr. Bernd Siebenhüner leitet das Projekt.
Aus seiner Sicht steht die Universität im bundesweiten Vergleich bereits recht ordentlich da: Wo möglich, sind Photovoltaik-Anlagen installiert, seit 2013 gibt es alle drei Jahre einen Nachhaltigkeitsbericht und zahlreiche Studiengänge beschäftigen sich mit dem Thema Nachhaltigkeit. „Wir sind gut im Energiebereich, können uns aber bei der Mobilität und vor allem bei der Beschaffung von Geräten noch verbessern“, lautet seine Einschätzung. Für Siebenhüner kommt es darauf an, technische Maßnahmen und Verhaltensänderungen zusammenbringen. „Und wir müssen aufpassen, dass wir nach den ersten Aktionen nicht aus der Puste kommen“, betont er.
Das aktuelle Projekt, und damit auch Krämers Arbeitsplatz bei COAST, dem Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung, wird gefördert durch das Bundesumweltministerium. Ihre Aufgabe besteht darin, bis Dezember 2022 ein integriertes Klimaschutzkonzept vorzulegen mit konkreten Maßnahmen zur Emissionsreduktion. Das werde das Herzstück ihrer Arbeit, sagt die 26-Jährige.
Vorreiter bei der Klimaneutralität
Ideen dazu hat sie viele: Könnten Beschäftigte kürzere Dienstreisen per Zug zurücklegen? Kann Fahrradfahren attraktiver gemacht werden? Auch die Sanierung von Gebäuden oder die Energiebereitstellung durch Wärmepumpen wären ein großer Schritt. Für Siebenhüner ist die Zusammenarbeit mit der Stadt ein wichtiger Punkt: „Wir müssen uns gut koordinieren, zum Beispiel bei der Mobilität.“ Die Uni wolle in Oldenburg Vorreiter sein und zeigen, wie sich Klimaneutralität umsetzen lasse.
Um das ehrgeizige Ziel möglichst bald zu erreichen, ruft Krämer alle Universitätsangehörigen auf, sich mit Vorschlägen und eigenen Aktionen zu beteiligen. Im kommenden Sommersemester wird es Workshops und Online-Tutorials geben, außerdem will Krämer regelmäßig einen Newsletter herausgeben. „Die besten Ideen nützen nichts, wenn man sie nicht kommuniziert“, ist sich die Ökonomin sicher. Denn nur so könnten Maßnahmen an der Uni realisiert werden, die auch langfristig wirken. Ein Marathon eben. Aber am Ziel ist man normalerweise sehr glücklich und stolz.