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Prof. Dr. Gunilla Budde
Vizepräsidentin für Studium und Lehre
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Ende des Dozierens

Was sind gute Studienbedingungen? Und wie studiert es sich an der Universität Oldenburg? Im Interview erklärt Gunilla Budde, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, warum sich gute Lehre ständig weiterentwickeln muss und worin die Herausforderungen der Zukunft bestehen.

Was sind gute Studienbedingungen? Und wie studiert es sich an der Universität Oldenburg? Im Interview erklärt Gunilla Budde, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, warum sich gute Lehre ständig weiterentwickeln muss und worin die Herausforderungen der Zukunft bestehen.

FRAGE: Frau Budde, was sind für Sie gute Studienbedingungen?

BUDDE: Gute Studienbedingungen sind für mich einerseits fachliche Studienangebote auf höchstem wissenschaftlichen Niveau, innovative Lehr- und Lern-Formen und eine verlässlich-gute Betreuung durch die Lehrenden. Zu guten Studienbedingungen gehören andererseits auch atmosphärisch attraktive Lern- und Lebensbedingungen an der Universität und in der Stadt.

FRAGE: Alles Dinge, die es an der Universität Oldenburg gibt?

BUDDE: Ja, durchaus. Aber wir müssen uns auch im Klaren sein, dass diese Bedingungen immer noch verbesserungsfähig sind und gleichzeitig  ein immer wieder neu zu erringender Fundus sind. Die Universität muss sich als Ganzes immer wieder mit Nachdruck dafür einsetzen, dass mit den zur Verfügung stehenden Mitteln die guten Betreuungsrelationen und die hohe fachliche Qualität der Lehre erhalten bleiben kann. Dies gilt auch für die Ausstattung von Einrichtungen wie Bibliothek und Hochschulsport oder Beratungsdienstleistungen für Studierende. Erfreulicherweise genießen die Lehre und die Lern- und Studienbedingungen an unserer Universität bei allen Beteiligten einen hohen Stellenwert.

FRAGE: In welchen Bereichen sehen Sie noch Nachbesserungsbedarf?

BUDDE: Unsere Universität ist zwar mit ihren fast 40 Jahren noch jung, dennoch sind die Jahre doch an manchen Stellen zu spüren. Zu spüren ist dies vor allem an der Knappheit von geeigneten Veranstaltungs- und Lernräumen für Studierende. Zum einen ist der Raumbedarf in den letzten Jahren durch die gestiegene Nachfrage unserer Studienangebote gewachsen, zum anderen machen sich hier die knappen Mittel für die Bauunterhaltung bemerkbar. Dies erschwert es manchmal, Nutzungskonzepte, die unserer Vorstellung von einem modernen Lehren und Lernen entsprechen, optimal umzusetzen. Hinzu kommt, dass durch die landesseitig vorgegebenen Verfahren von der Genehmigung bis zum Baubeginn für dringend benötigte Gebäude wie Studierendenservice-Center oder Experimentierhörsaal oft viele Jahre vergehen.

FRAGE: Welche Rolle spielt die Internationalisierung dabei, gute Studienbedingungen zu halten und weiterzuentwickeln?  

BUDDE: Für uns ist die weitere Internationalisierung der Studiengänge ein besonderes Anliegen für die Zukunft. Dabei geht es uns darum, Studierenden verstärkt Möglichkeiten zu eröffnen, internationale Lehre an unserer Universität, aber auch im Rahmen von Auslandsaufenthalten zu erfahren. Schließlich verstehen wir es als unseren Auftrag, unsere Studierende für die Welt der Zukunft bestmöglich vorzubereiten – und dies wird fraglos eine globale, grenzüberschreitende Welt sein. Hier haben wir bereits Potenziale, die noch besser genutzt werden können.

FRAGE: Wie muss die Lehre Ihrer Meinung nach zukunftssicher aufgestellt sein?

BUDDE: Hervorragende Lehre darf nicht stehenbleiben. Sie durchläuft, will sie ihre hohe Qualität halten, einem ständigen Justierungs- und Entwicklungsprozess entlang der wissenschaftlichen Entwicklungen der Disziplinen. Überdies sind völlig zu Recht die hochschuldidaktischen Erwartungen in den letzten Jahren enorm gestiegen. Das bedeutet eine ständige Erprobung und Reflexion passender Lehr-Lernszenarien – ein Prozess, den Lehrende und Lernende gemeinsam gestalten. Wesentlich für den positiven Verlauf dieser dynamischen Entwicklungen ist eine verlässliche Mittelausstattung der Universitäten, auch und gerade im Bereich Lehre.

FRAGE: Das Projekt FLiF soll zu einer neuen Lehr-Lernkultur führen. Was genau ist darunter zu verstehen?

BUDDE: Unter der Entwicklung einer neuen Lehr-Lernkultur verstehen wir den sogenannten „shift from teaching to learning“. Dies bedeutet einen Paradigmenwechsel in der Hochschullehre: In Absetzung zur üblichen Form der Hochschullehre streben wir eine stärker studierendenzentrierte Form des Lehrens und Lernens an. Im Mittelpunkt stehen die Lernprozesse der Studierenden. Studierende und Lehrende gemeinsam gestalten dabei Lernereignisse. Mit der Konsequenz, dass sich die Rollen aller Akteure verändern: Der Lehrende ist nicht länger in der Position des Dozierenden, der Input bereitstellt, sondern fungiert als Lernbegleiter, der in der Interaktion mit den Studierenden deren Lernprozesse unterstützt. Den Studierenden fällt damit ein deutlich aktiverer Part zu,  in dem sie aktiv ihren Lernfortschritt mit verantworten. Im Projekt FLiF konkret geht es um die Umsetzung einer solchen neuen Lehr-Lernkultur durch die noch engere Verzahnung von Forschung und Lehre. Die Neugier der Studierende soll geweckt und wachgehalten werden. Sie sollen eigene Fragen stellen und mit wissenschaftlichen Methoden beantworten. Statt „learning by viewing“ „learning by doing“.

FRAGE: Warum ist dieser Wandel so wichtig?

BUDDE: Wir haben uns an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg für den beschriebenen Weg entschieden, weil wir davon überzeugt sind, dass Studierende durch diese neue Form der Lehre auf komplexe Tätigkeiten innerhalb, aber natürlich auch außerhalb der Wissenschaft vorbereitet werden. Die Studierenden erwerben Kompetenzen, die unabhängig von der Fachdisziplin zentral sind in hochkomplexen Berufsfeldern: selbständiges Handeln, Fertigkeiten in Analyse und Problemlösung sowie die Fähigkeit zur kritischen Reflexion und Selbstreflexion.

FRAGE: Gibt es erste Erfolge und Beispiele, die den Wandel illustrieren?

BUDDE: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der FLiF-Projekte setzen die Idee des Projekts in sehr vielen kreativen Lehrkonzepten um.  In einer zweisemestrigen Veranstaltung in der Fakultät III hat sich beispielsweise eine Gruppe von Studierenden intensiv mit unterschiedlichen Facetten des Themas „Schönheit“ beschäftigt. Sie haben in kleinen Gruppen Forschungsfragen untersucht wie zum Beispiel „Die visuelle Repräsentation des Veganismus“ oder auch „Schönheitsideale in der Travestie“. Am Ende dieses Forschungsprozesses stand nicht nur eine Präsentation der Ergebnisse vor der eigenen Gruppe, sondern ein zweitägiger Workshop, bei dem die Methoden und Ergebnisse anderen Studierenden präsentiert und mit ihnen diskutiert wurden. Ein anderes Beispiel: Im Rahmen einer Veranstaltung in der Philosophie haben die Studierenden eine „Miniaturkonferenz“ vorbereitet, zu der ein externer Experte eingeladen wurde. Für den Besuch des Gastes bereiteten die Studierenden kleinere Vorträge vor und konnten dann ihre eigenen Forschungsfragen mit dem externen Experten diskutieren.

FRAGE: Was passiert mit diesen Forschungsarbeiten der Studierenden?

BUDDE: Damit die zahlreichen und zum Teil hochwertigen Forschungsergebnisse der Studierenden nicht nur in der Schublade verschwinden, wird im FLiF-Projekt zurzeit ein studentisches Online-Journal mit dem Titel „forsch!“ aufgebaut. Dieses soll den Studierenden eine Plattform bieten, ihre Forschungsergebnisse zu publizieren und so die Studierenden auch mit dem Publizieren als wichtigem Teil des wissenschaftlichen Arbeitens vertraut machen.

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