• Lina Kohring belegte während ihres Studiums ein Seminar bei Dr. Christian Wetz. Nun arbeitet sie als Pfarrerin – im traditionellen Talar. Das weiße Beffchen muss von Frauen nicht getragen werden, da es ursprünglich zum Schutz des Talars vor dem Bart des Geistlichen gedacht war. Foto: Universität Oldenburg/ Martin Remmers info@martinremmers.de

Gottesdienst statt Unterricht

Die Bibel als historischer Text, kritisches Auseinandersetzen mit dem Christentum und interessante Exkursionen: Ein Blick in das Theologiestudium und auf den besonderen Weg einer Absolventin.

Die Bibel als historischer Text, kritisches Auseinandersetzen mit dem Christentum und interessante Exkursionen: Ein Blick in das Theologiestudium und auf den besonderen Weg einer Absolventin.

„Ich finde den Beruf toll, da ich so vielen Menschen begegne und von der Geburt bis zum Tod immer wieder unterschiedliche Berührungspunkte mit ihnen habe“, erzählt Lina Kohring. Die 33-Jährige ist Alumna der Universität Oldenburg und wurde kürzlich zur Pfarrerin ordiniert. Schon während des Bachelorstudiums habe sie gemerkt, erinnert sich die Oldenburgerin, die evangelische Theologie und Deutsch auf Lehramt studierte, dass der Lehrberuf sie nicht vollständig erfüllen würde. Daher absolvierte Kohring neben dem Lehramtsmaster auch den Fachmaster „Ökumene und Religionen“. Dieser ist eine Besonderheit am Theologischen Institut in Oldenburg und ermöglicht es Studierenden, sich breiter aufzustellen. Den Absolventinnen und Absolventen steht so beispielsweise die Arbeit in Verlagen und in Ausnahmefällen auch der Pfarrberuf offen.

Bis zur Ordination, also der feierlichen Amtseinsetzung, lag eine herausfordernde Zeit vor Kohring. Während sie an ihrer Masterarbeit schrieb, belegte sie Sommerkurse für Griechisch und Hebräisch. Außerdem besuchte sie einige fehlende Studienmodule an der Universität Münster: Innerhalb eines Semesters lernte die Theologin das Schreiben und Halten von Predigten, belegte Gottesdienstlehre und Seelsorge-Seminare. Nach verschiedenen Prüfungen startete sie 2019 in Wiefelstede nördlich von Oldenburg ihr Vikariat, den praktischen Teil der Pfarrerausbildung.

Breites Lehrangebot und besondere Ausflüge

Den Weg, den Kohring gewählt hat, ist besonders. „Am Institut für evangelische Theologie und Religionspädagogik streben die Studentinnen und Studenten normalerweise das Lehramt an“, erzählt Dr. Christian Wetz. Der Wissenschaftliche Mitarbeiter lehrt seit 2013 in Oldenburg und betreut unter anderem die Einführungsveranstaltungen zum Neuen Testament.

Das Institut ist mit knapp 1.000 Studierenden bundesweit das größte seiner Art. „Es gibt fünf theologische Disziplinen: das Alte und das Neue Testament, Kirchengeschichte, Systematische Theologie und die Religionspädagogik als Teil der Praktischen Theologie. An unserem Institut sind alle Disziplinen mit jeweils einer Professur vertreten“, erklärt Wetz. Nicht nur das breite Lehrangebot zieht die Studierenden nach Oldenburg, auch die besonderen Forschungsperspektiven. So wie die von Wetz, der sich dem Neuen Testament sowohl über die Evolutionäre Psychologie als auch über die Kognitionswissenschaften nähert. „Dieser Zugang über die Evolutionäre Psychologie ist in der deutschsprachigen Exegese bisher noch recht unbekannt und eher in Skandinavien verbreitet“, verdeutlicht Wetz. „Ein wichtiger Schwerpunkt unseres Instituts ist aber auch die Ökumene, also die Gesamtheit der verschiedenen Konfessionen“, so Wetz weiter. Davon würden nicht zuletzt Partnerschaften mit Hochschulen auf der ganzen Welt zeugen.

Denn auch sonst hat das Theologiestudium in Oldenburg einiges zu bieten. Dazu gehören Exkursionen an sehr unterschiedliche Orte. „Ich war damals für zwei Wochen in Indien. Dort haben wir uns mit anderen Studierenden ausgetauscht und hinduistische sowie buddhistische Tempel besucht“, schwärmt Kohring. Auch gab es schon Reisen zu Ausgrabungen in Israel und natürlich Besuche von Gotteshäusern in Deutschland. „Wir ermöglichen den Studentinnen und Studenten, sich auch Dinge außerhalb der Theorie anzusehen und über den eigenen Tellerrand zu gucken“, so Wetz. Daher bekommen die Studierenden auch die Möglichkeit, ein Semester außerhalb von Oldenburg zu verbringen. Etwa an der Universität in Vechta, wo sie Einblicke in die katholische Theologie bekommen können. Aber auch Religionswissenschaft in Bremen, jüdische Studien in Berlin oder ein Auslandssemester sind möglich. „Wir schreiben hier nicht dogmatisch vor, was die Menschen zu glauben haben, sondern setzen uns kritisch mit dem Christentum und anderen Religionen auseinander“, sagt Wetz. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass Theologie eine Wissenschaft sei, an der jede und jeder immer selbst beteiligt ist. „Natürlich können auch Atheisten hier Theologie studieren, aber im Grunde setzt man sich kritisch mit einem System auseinander, in dem man selbst drinsteckt“, resümiert Wetz.

Im Sommer tritt Kohring nach einer Babypause endlich ihre erste Pfarrstelle an, und zwar in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Oldenburg: „Menschen ein gutes Bild von Kirche zu vermitteln und ihnen zu zeigen, dass es wertvoll ist, den Glauben in seinem Leben zu haben, ist mir ein Anliegen.“ Und irgendwann vielleicht doch an der Schule unterrichten? Im Moment ist das kein Thema – die Universität hat sie aber auch darauf gut vorbereitet.

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