Mehr als 60 Experten diskutieren auf Tagung des Instituts für Sonder- und Rehabilitationspädagogik Fragen der Diversität.
"Diversität an Hochschulen – Partizipation durch Hörsensibilität", so lautet das Thema einer interdisziplinären Tagung, die heute an der Universität Oldenburg stattgefunden hat. Veranstalter war das Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik, teilgenommen haben mehr als 60 ExpertInnen verschiedener Disziplinen aus dem ganzen Bundesgebiet sowie Studierende – mit und ohne Beeinträchtigungen beim Sprachverstehen.
Wie lässt sich "exzellente Lehre" in Hochschulen umsetzen, die von Diversität geprägt sind? Diese Frage stand im Zentrum der von der Randstad-Stiftung geförderten Tagung. Die Studierenden haben nicht nur unterschiedliche Begabungen und Interessen, Qualifikationen und soziokulturelle Hintergründe – sie unterscheiden sich auch in ihrer Hörsensibilität. Studierende dürften durch ihre Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen sein, betonte Prof. Dr. Gunilla Budde, Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Es gehe im Gegenteil darum, "die Potenziale und Ressourcen einer in jeder Hinsicht heterogenen Studierendenschaft zu erschließen".
Barbara Corleis, Doktorandin und Initiatorin der Tagung, bringt das Problem auf den Punkt: "Wenn das Hören oder Verstehen von Sprache nicht gelingt, muss der Erwerb von Wissen und Kompetenzen scheitern." Wenn viele in einem Raum sprächen, störe das alle – besonders aber Studierende mit Hörschädigung oder mit einer anderen Muttersprache. Hörgeräte und Cochlea-Implantate verstärkten Nebengeräusche. Das Ergebnis sei ein oft unerträgliches Stimmengewirr, das das Sprachverstehen unmöglich mache. "Die Herausforderung besteht darin, Lehrveranstaltungen an Hochschulen so hörsensibel zu gestalten, dass jeder aktiv teilhaben kann", so die Wissenschaftlerin.
Die ExpertInnen diskutierten die Forderung nach exzellenter Lehre aus Perspektive der Lehrenden genauso wie der Studierenden mit und ohne Beeinträchtigungen im Sprachverstehen. Dabei ging es um Fragen der Hochschuldidaktik sowie des Diversity- und Wissenschaftsmanagements. Die WissenschaftlerInnen erörterten Aspekte der Hörgeschädigtenpädagogik, beschäftigten sich mit neuen Ergebnissen der Lärmwirkungsforschung und diskutierten Probleme der Rehabilitation und Partizipation.
Bei allen Differenzen im Einzelnen waren sich die ExpertInnen einig: Alle Beteiligten profitieren von einem hörsensiblen hochschuldidaktischen Qualifizierungsangebot, das die kommunikativen, raumakustischen, technischen und organisatorischen Möglichkeiten ausschöpft.
In diesem Sinn engagiert sich die Arbeitsgruppe "Hörsensible Universität Oldenburg" bereits seit 2006 in Forschung, Lehre und Beratung. Beteiligt sind unter anderem Studierende, AbsolventInnen, Lehrende der Rehabilitationspädagogik, der Physik, Psychologie, Soziologie und Pädagogik.