Im Neubau des Zentrums für Marine Sensorik dreht sich alles um Messvorrichtungen für die Meeresumwelt. Heute wurde der Anbau am Standort Wilhelmshaven offiziell eingeweiht.
Rund 600 Quadratmeter Platz für Versuchsflächen, Labore, Werkstätten, Büros und ein hochmodernes Lagezentrum: Der Forschungsbau des Zentrums für Marine Sensorik (ZfMarS) der Universität Oldenburg ist heute in Anwesenheit des Niedersächsischen Wissenschaftsministers Björn Thümler in Wilhelmshaven feierlich eingeweiht worden. Der Ende 2020 fertiggestellte Forschungsbau gehört zum Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) und schließt sich als Anbau an den Wilhelmshavener ICBM-Sitz an der Schleusenstraße an. Aufgrund der Pandemie fand die offizielle Einweihungsfeier erst jetzt statt.
„Ob beim Thema Erneuerbare Energien oder beim Umwelt- und Küstenschutz – Sensoren sind digitale Schlüsseltechnologien der modernen Meerestechnik“, betonte Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler in seinem Grußwort. „Der Ausbau der Forschungsinfrastruktur in diesem Bereich stärkt den Wissenschaftsstandort Oldenburg-Wilhelmshaven und Elsfleth, der auf dem besten Weg ist, sich zu einem international bedeutenden Zentrum für Meeres- und Klimaforschung zu entwickeln.“
Die Oldenburger Meeresforscherinnen und -forscher seien auf allen Weltmeeren aktiv, ihre interdisziplinäre Forschung national wie international hoch anerkannt, erklärte Universitätspräsident Prof. Dr. Ralph Bruder anlässlich der Einweihung. „Den technologischen Entwicklungen in der marinen Sensorik kommt dabei eine große Bedeutung zu. Mit unserem Forschungsbau stärken wir erneut diesen zukunftsträchtigen Schwerpunkt – ein wichtiger Schritt für das ICBM und die gesamte Universität“, so der Präsident.
Robuste Sensoren und smarte Messvorrichtungen
Im 2017 gegründeten ZfMarS entwickeln Forscherinnen und Forscher des ICBM besonders robuste marine Sensoren und erforschen beispielsweise, wie autonome Systeme effektiver vor den Folgen durch Bewuchs geschützt werden können. Zudem arbeiten sie an smarten Messvorrichtungen, etwa, um Plastik oder Ölverschmutzungen aus der Ferne überwachen zu können. Die Einrichtung arbeitet eng mit der Jade Hochschule, dem Informatik-Institut OFFIS, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der regionalen Industrie zusammen. Die wissenschaftliche Leitung des Zentrums liegt in den Händen von Prof. Dr. Oliver Zielinski, Vertreter ist Prof. Dr. Oliver Wurl.
„Mit innovativen Sensoren und intelligenter Datenverarbeitung schaffen wir die Grundlagen für neue wissenschaftliche Erkenntnisse und informierte Entscheidungen“, ist Zielinski überzeugt. „Unser Ziel ist es, Werkzeuge zu entwickeln, die der Gesellschaft helfen, das hochkomplexe Ökosystem Meer besser zu verstehen und zu schützen.“
Im Lagezentrum kommen Daten aus aller Welt an
Der neue Forschungsbau bietet eine flexibel gestaltbare Umgebung für unterschiedlichste Versuchsanordnungen. Im Unter- und Erdgeschoss befinden sich ein großer Hangar, Werkstätten und Labore. Der erste Stock beherbergt neben Büro- und Besprechungsräumen auch ein Lagezentrum. Hier laufen Daten verschiedener Forschungsplattformen zusammen – etwa vom Forschungsschiff SONNE, der Dauermessstation des Küstenobservatoriums Spiekeroog, vom ICBM-Forschungskatamaran sowie von mehreren weltweit eingesetzten Messbojen. Im Dachgeschoss des Gebäudes können die Forschenden neue Meeressensoren unter naturnahen Bedingungen in Wassertanks unter freiem Himmel erproben. Rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ICBM bezogen die neuen Räumlichkeiten im Frühjahr 2021.
Anlässlich der feierlichen Einweihung veranstaltete das ZfMarS auch einen Workshop zur Zukunft der Digitalisierung im Wassermanagement sowie eine Podiumsdiskussion. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Forschungsinfrastruktur die Wissenschaft braucht. Im Gespräch mit Zielinski diskutierten Prof. Dr. Monika Sester, Senatorin der Helmholtz-Gemeinschaft für den Forschungsbereich „Erde und Umwelt“, die ehrenamtliche Bürgermeisterin der Stadt Wilhelmshaven Astrid Zaage und Universitätspräsident Bruder.
Die Bauarbeiten für das ZfMarS begannen im März 2019; die Kosten in Höhe von rund fünf Millionen Euro wurden je zur Hälfte von der Universität und aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Ende 2020 übergab das Staatliche Baumanagement Ems-Weser den vom Büro „kbg Architekten“ entworfenen Neubau plangemäß an die Universität.